BattleTech 48: Truegerische Siege
vielleicht Karl Edward gleich mit. Das war eine zu gute Gelegenheit, um sie wegzuwerfen.
Der Nebelparder konnte seine Beute aufgeben, wenn er eine bessere fand.
Ein Schritt rückwärts. Dann noch einer. Mit jedem Meter nahm der Hunger nach dem Mahlstrom ab. Kombinatskrieger würde er auch später noch jagen können. Aber das reichte nicht an den Ruhm heran, der damit verbunden sein würde, ein Monument der Spielwelt zu stürzen oder seinen Platz als Blackstars bester Kämpfer einzunehmen. Was wäre ihm dann noch verwehrt? Vor seinem geistigen Auge sah Garrett einen Mechstall seiner früheren Brüder, bereit, die Innere Sphäre zu ihren eigenen Regeln zu schlagen. Nichts konnte ruhmreicher sein.
Garrett hatte Michael Searcy und Karl Edward bereits auf seine Abschussliste gesetzt. Soviel zumindest hatten die Medien richtig erkannt: Er war nicht aufzuhalten.
Garrett musste es nur noch einmal unter Beweis stellen.
* * *
»Was soll das heißen, Sie wissen nicht, wo Vandergriff ist? Wir sollen ihn vierundzwanzig Stunden am Tag und sieben Tage die Woche im Auge behalten. Suchen Sie ihn! Und achten Sie auf Meldungen über den Brandschatzer!«
Julian Nero unterbrach die Verbindung und warf den Kommunikator seinem Assistenten zu, dann kippte er in seinem mit schwarzem Leinen bespannten Bürosessel nach hinten. Um ihn herum herrschte hektische Geschäftigkeit in der zweiten Nachrichtenredaktion des Senders, während er von seinem kleinen Reich aus Schlesiens Medienimperium regierte. Mehrere Nachrichtensprecher warfen ihm fragende Blicke zu. Einer sah ihn mit einer strengen Miene an, in der sich Neid und Neugierde mischten. Julian starrte sie alle nieder. Alle wollten sie wissen, was er vorbereitete. Wollten ihn nach zusätzlichem Material fragen, das sie in ihre Berichte und Kommentare einweben konnten. Aber niemand wagte es, ihn in seiner Dreißig-Minuten-Pause zu stören, und er konnte versuchen, zu einer Entscheidung zu kommen.
War heute der Tag?
Die Ereignisse spitzten sich zu. Das machten das Eintreffen der 32. Lyranischen Garde und das Eingreifen der gemeinsamen Streitmacht von Sternenlicht und Overlord deutlich. Dann war da noch die Feuerschneise, die Vandergriff an der Ostgrenze von Black Hills geschlagen hatte, und nicht zu vergessen Michael Searcys mögliche Desertion. Und das Gerücht, bisher unbestätigt, dass Garrett in Kobe ein Gefecht abgebrochen hatte und nach Black Hills zurückgerufen worden war. Es war nicht schwer, die Anzeichen einer bevorstehenden explosiven Konfrontation zu erkennen, aber es würde mehr nötig sein, um sie fundiert zu analysieren. Julian Nero, der Unfehlbare, der Mann mit dem Durchblick, musste an Hand von Informationen aus zweiter Hand und eines hastigen Gesprächs mit Drew Hasek-Davion die Entscheidung fällen.
»Kreuzigen Sie ihn.« Das war Hasek-Davions Vorschlag gewesen. Eigentlich konnte man es nur eine Forderung nennen. »Der wildgewordene Davionist, der nur seinem persönlichen Ruhm nachjagt. Stacheln Sie Ihr Publikum auf, bis alle MechKrieger Schlesiens nach Searcys Blut heulen. Und dann geben wir ihn Vandergriff.« Allen Anzeichen nach verlief alles nach Plan.
Nur ergab es von einem reinen PR-Standpunkt aus keinen Sinn zu glauben, dass Hasek-Davion diesen Bruch inszeniert hatte. Das nahm Blackstar jeden Anteil an dem Ruhm, den der Favorit der Vereinigten Sonnen angehäuft hatte. Dieser Schachzug ergab nur dann einen Sinn, wenn Hasek-Davion erwartete, dass Searcy unterlag. Oder aktiv gegen ihn arbeitete.
Die einzige Schlussfolgerung, die Julian aus dem Gewirr der Halbwahrheiten und versteckten Ziele ziehen konnte, war die, dass Hasek-Davions kleines Imperium vor dem Zusammenbruch stand. Irgendwie hatte Drew die Gewalt über Searcy verloren, und jetzt sollte Julian für ihn den Hass schüren, der zwischen Schlesien und Black Hills loderte. Und wenn Hasek-Davion den Kampf in Gang halten wollte, musste Searcy versuchen, ihn aufzuhalten. Die beiden befanden sich in einem Wettlauf darum, wer sein Ziel zuerst erreichte, der Stallbesitzer oder der Arenakrieger.
Julian Nero schnippte mit den Fingern und streckte die Hand nach dem Kommunikator aus, den sein Assistent für ihn bereithielt. Einen Grundsatz lernte man in diesem Geschäft schon sehr früh. Der Stall wurde mit einkalkuliert.
Gewettet wurde auf den Krieger.
20
Monorailbahnhof, Internationaler Bezirk, Solaris City, Solaris VII
Freedom-Theater, Provinz Skye, Lyranische Allianz
22. August 3062
Der Cestus hatte sich den
Weitere Kostenlose Bücher