BattleTech 48: Truegerische Siege
verantwortlich ist, verdient eine Dosis seiner eigenen Medizin.«
»Ist das Ihre Rechtfertigung für Craig Orme?«, hakte sie mit einem Schlag unter die Gürtellinie nach. »Sein Tod als Vergeltung für Stephen Neils?«
Nur hatte Michael ihr genau diese Frage in den Mund gelegt. Er runzelte die Stirn und brauchte seine Verärgerung nicht einmal vorzutäuschen. »Neils' Tod war eine ebensolche Tragödie wie der Ormes, auch wenn die SNG sich alle Mühe gegeben hat, einen anderen Eindruck zu erwecken. Die Aufsichtsbehörde hat Dale von jeder Schuld freigesprochen, aber das scheint bei Ihren unabhängigen Journalisten nicht angekommen zu sein.«
Er wartete, bis Sherman zu einer Entgegnung ansetzte, dann schnitt er ihr das Wort ab. »Wenn die SNG ihre Einschaltquoten in der Allianz verbessern will, stört mich das nicht weiter, aber ich werde nicht zulassen, dass es auf Kosten der Vereinigten Sonnen geschieht. Sie gehen sogar so weit, ausgerechnet Victor Vandergriff als Lokalhelden hochzuspielen, der die Ehre der Allianz verteidigt, weil er in diesem Jahr Schlesiens letzte Hoffnung auf einen Champion repräsentiert. Aber das ist er nur, weil sonst keiner zur Verfügung steht, nicht etwa, weil er dazu besonders geeignet wäre. Ich wünsche Vandergriff heute Abend alles Gute, denn wenn er gewinnt, werde ich morgen im Kolosseum gegen ihn kämpfen und allen Welten zeigen können, was er wirklich ist.« Ein eisiger Blick spießte ihn auf. »Und das wäre, Mr. Searcy?«
Sie hatte seine Herausforderung angenommen. Michael grinste bösartig. »Ein lyranischer Herausforderer für eine Krone der Vereinigten Sonnen.«
Das löste lautstarken Beifall von den anwesenden Cruciern aus. Adam Kristof wehrte einen heftigen Widerspruch seiner lyranischen Kollegin ab und wartete, bis sich der Applaus gelegt hatte, ehe er sich vorbeugte und die naheliegende Frage stellte: »Dürfen wir aus dieser Antwort schließen, dass Sie auch gegen Archon Katrina Steiner-Davions Versuch opponieren, den Thron ihres Bruders zu stehlen?«
»Versuch? Adam, welche Zeitungen lesen Sie? Sie hat ihn gestohlen.« Michael verschränkte die Arme vor der Brust und drehte sich gerade weit genug, um sicherzugehen, dass die Blackstar-Insignien auf dem Jackenärmel deutlich zu sehen waren. Es wurde Zeit, das Material auszustreuen, das Drew Hasek-Davion ihm zugespielt hatte. Oder zumindest den Teil davon, mit dem er übereinstimmte. »Aber um ehrlich zu sein, es ist nicht der Thron ihres Bruders. Nicht wirklich. Der Thron gehört dem Volk der Vereinigten Sonnen. Keinem Einzelnen, und ganz sicher nicht ihr.«
»Haben Sie Prinz Victor deshalb nie einen Kampf gewidmet?« FedS wieder, mit eifriger Stimme und begeistert leuchtendem Blick. »Weil Sie ihn nicht als legitimen Herrscher anerkennen?« Für diese Frage erntete der Reporter sogar einen neidischen Blick von Adam Kristof. Aber auch ein blindes Huhn fand ab und zu ein Korn.
Jetzt hieß es, vorsichtig sein. Auf der Spielwelt und im größten Teil der Inneren Sphäre betrachtete man überzeugten Nationalstolz auf die Vereinigten Sonnen und unerschütterlichen Davionismus als ein und dasselbe. »Präzentor Martialum Victor Steiner-Davion war unser legitimer Herrscher. Möglicherweise wird er es eines Tages wieder sein. Aber er hat sich deutlich geweigert, seinen Anspruch durchzusetzen, soviel steht fest. Und seine Familie ist nicht die Einzige, an die wir uns in Krisenzeiten halten können. Wir haben auch noch die Haseks und die Hasek-Davions. Die Sandovals auf Robinson. Die Duvalls, eine Familie, die noch in den Tagen des Crucis-Pakts mitgeholfen hat, die Vereinigten Sonnen zu gründen. Ihnen widme ich meine Kämpfe mit Stolz.«
Wie auf ein Zeichen riss an verschiedenen Stellen die Wolkendecke auf. Vereinzelt brach Sonnenlicht hindurch und fiel auf die Stadt. Ein Strahl traf zufälligerweise wie ein Scheinwerferkegel den Viewpointgipfel. Michael unterbrach sich und badete das Gesicht im warmen Sonnenlicht. Dann sah er wieder in die Kameras. »Ich bin ein loyaler Sohn der Vereinigung. Diese Ehre verteidige ich gegen jeden Feind, von innen wie von außen. Ebenso, wie ich meine persönliche Ehre und die meines Stalls verteidige. Und wenn Victor Vandergriff sich mir in den Weg stellt, wird er es sein, dessen Leben auf dem Spiel steht.«
* * *
Gleich nach ›Schein wird leicht mit der Wirklichkeit verwechselt‹ rangierte eine andere von Drew HasekDavions Ermahnungen: »Man sollte sich immer als Sieger verabschieden«.
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