BattleTech 48: Truegerische Siege
man erkennt, wohin die Menge treibt und sich an ihre Spitze setzt. Das gibt einem eine gewisse Kontrolle.« Zeit, aus der Defensive zu treten. »Sie sollten das doch am besten wissen.«
Drew Hasek-Davion blinzelte überrascht. »Wie meinen Sie das?«
»Champion der Vereinigten Sonnen?«, fragte Megan grinsend. »Blackstar unter der wehenden Sonnenschwertflagge? Vor sechs Jahren haben Sie das Vereinigte Commonwealth verteufelt, und davor haben Sie versucht, sich bei der Opposition gegen Haus Davion einzuschleimen. Ich würde sagen, Sie haben in letzter Zeit eine Gewohnheit daraus gemacht, sich an die Spitze einer vorhandenen Bewegung zu setzen, um als ihr Anführer zu erscheinen.«
Eine von Hasek-Davions dünnen Augenbrauen hob sich langsam in Richtung Haaransatz. »Wir scheinen etwas gemein zu haben.« Er nickte und gestand ihr den Punkt zu. »Die meisten Leute können sich nicht so weit zurückerinnern... oder sie haben zumindest keine Lust dazu. Auf der Spielwelt ist alles, was weiter als die Höhepunkte des letzten Monats auf dem Interstellaren Sportkanal zurückliegt, dunkelste Vorgeschichte.« Er kam langsam um die Ecke des Billardtischs. »Ich möchte, dass Sie nach Black Hills kommen. Sie könnten mir sehr hilfreich bei meinen Bemühungen sein, das Davionistische Element um Michael Searcy und mich zu binden. Wenn wir unseren Sektor wieder unter Kontrolle brächten, würde sich das in den Medien gut machen.«
Black Hills unter Kontrolle zu bringen, würde bedeuten, alle lyranischen Enklaven in diesem Sektor zu vernichten.
»Ich würde es vorziehen, weiter in Schlesien zu arbeiten«, zögerte Megan. »Dort sind die Kämpfe weit blutiger und chaotischer und ich kann effektivere Arbeit leisten.«
Mit einem grimmigen Lächeln schüttelte HasekDavion den Kopf. »Na schön, bleiben Sie in Schlesien. Aber Sie sollten es nicht zu persönlich nehmen.«
»Was soll ich nicht zu persönlich nehmen?«
»Konzentrieren Sie sich nicht auf einen einzigen Gegner. So sehr, dass Sie dabei sein wollen, wenn er den Todesstoß erhält. So etwas kann dazu führen, dass man Fehler begeht, besonders, weil man seinen Gegner manchmal bestenfalls überleben kann.« Sein Blick wurde hart. »Das wirklich Schwierige ist zu erkennen, wann ein Todesstoß realistischerweise möglich ist. Das ist der Punkt, an dem sich Geduld bezahlt macht.« Megan hatte eine ziemlich genaue Vorstellung davon, an wen er dabei dachte. »Die Stimme der Erfahrung?«, fragte sie.
Hasek-Davion blickte sie mit einem seltsamen Gesichtsausdruck an, so, als wäre er aus einer nur ihm zugänglichen Vision erwacht. »Sie haben Ihre Lektionen auf den Straßen von Solaris City gelernt. Meine Schule waren die Machinationen eines Kai Allard-Liao. Der Mann ist fast mein Untergang gewesen, obwohl ich zu keiner Zeit sein Hauptfeind war. Aber er hat mir gezeigt, welche Ausmaße Begleitschäden haben können, und welche Macht ein Mann besitzt, der die Bevölkerung von Solaris VII kontrolliert.« Seine Miene verdüsterte sich. »Wahrscheinlich wäre ich ohne diese Lektionen heute nicht da, wo ich bin.«
»Allzu dankbar hören Sie sich aber nicht an«, stellte Megan vorsichtig fest, denn sie hatte kein Bedürfnis, erneut seine Wut auf sich zu ziehen.
Er lächelte breit, aber es wirkte mehr wie das Zähneblecken eines Raubtiers. »Ich habe nie gesagt, dass ich die Erfahrung genossen habe.«
Megan erwiderte sein humorloses Lächeln.
»Dann haben wir noch etwas gemein.«
* * *
Als Miniaturabbildung auf einem Holovidschirm wirkte das Landungsschiff der Overlord-Klasse nicht annähernd so gewaltig, wie man hätte erwarten können. Sein eiförmiger Rumpf ruhte auf sechs aus der Unterseite ragenden Landestützen mit breit ausladenden Auflageflächen. Nur eine breite Rampe ragte noch auf das Raumhafenfeld hinab und wurde von zwei Posten bewacht. Und als sie sich umdrehten und die Rampe hinauf ins Innere des Schiffes marschierten, die letzten Passagiere vor dem Abflug, hätte man glauben können, das Schiff sei nicht höher als zehn Stockwerke... bestenfalls zwölf.
Bis man sich bewusst wurde, dass diese Passagiere keine Menschen waren, sondern BattleMechs von zehn bis zwölf Metern Höhe. Die winzigen Ameisen, die jetzt in ihren Spielzeugfahrzeugen davonhuschten, um das Startfeld zu räumen: Das waren die Menschen. Die Rumpfspitze des Overlord lag einhundertdreißig Meter über dem Boden, etwa vierzig Stockwerke hoch. Es war, als hätte jemand einen Wolkenkratzer mitten in einem öden
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