BattleTech 50: MechWarrior Trilogie
nicht sagen, wie zuverlässig das linke Bein war. Er riskierte einen Schritt und zog das beschädigte Bein wie ein verletztes Tier nach. Der Mech konnte nur noch humpeln, aber er war einsatzbereit.
Irgendwie erwartete er eine weitere Geschützsalve des Timber Wolf, aber die Ortung ebenso wie seine eigenen Augen teilten ihm mit, daß der OmniMech die Flucht ergriffen hatte. In der Ferne konnte er ihn und drei andere Ausbeuter-Mechs auf einem ausgetretenen Trampelpfad die Kraterwand hinaufklettern sehen. Sie ließen Rectortown hinter sich und zogen sich wieder ins Gebirge zurück.
Er sah hinüber dorthin, wo Able's Aces sich nach Aussage der Mechsensoren sammelten. Der Banshee des Kommandanthauptmanns hatte über ein Drittel ihrer Panzerung eingebüßt und war vollständig rußgeschwärzt. Jord MacAulds Black Knight war böse zugerichtet, ebenso wie Sutcliffes Panther, von dessen Rumpf ein Arm beinahe so nutzlos herabhing wie Harleys Mechbein. Hawkes Orion wies ebenfalls Beschädigungen auf, aber zumindest soweit Harley das beurteilen konnte, war ihm das Schlimmste erspart geblieben.
»Feuerball-Leiter«, öffnete er einen Kanal zu Oberleutnant Hawke. »Erbitte Erlaubnis, die Verfolgung aufzunehmen.«
Ihre Stimme war streng. »Rassor, Sie hätten den Breitbandkanal abhören sollen. Kommandanthauptmann Able hat uns angewiesen, den Kampf einzustellen und den Raumhafen zu sichern.«
Harley wollte protestieren. Das waren die Mörder seines Bruders Benjamin. Sie entkommen zu lassen, erschien ihm falsch, verbrecherisch geradezu. Er warf einen Blick auf die Schadensanzeige, deren rote und gelbe Lichter ihm klarmachten, wie schwer beschädigt der Sentinel war. Eine Verfolgung ohne Unterstützung durch die restlichen Mechs der Einheit wäre der sichere Tod gewesen, selbst wenn es ihm gelungen wäre, die Piraten einzuholen ... was reichlich zweifelhaft war.
Die nächste Stunde verging schnell. Die Reparaturmannschaften und Miliztruppen trafen ein und machten sich an die Aufräumarbeiten. Die Aces hatten relativ geringe Schäden zu beklagen. Jeremy Lewis' Hermes II war auf dem Landefeld innerhalb von Sekunden ein Opfer des Timber Wolf geworden. Lewis hatte die Auseinandersetzung überlebt, war aber beim Ausstieg aus dem Cockpit verletzt worden. Sie hatten fünf Raumpiraten erledigt, und keiner von ihnen hatte soviel Glück wie Lewis gehabt. Sie alle waren entweder schon tot oder lagen im Sterben, als sie von der Miliz abgeholt wurden. Die AcesInfanterie hatte acht Mann verloren, die planetare Miliz noch mehr.
Harley stand am Fuß des Sentinel und betrachtete die Schäden an der turmhohen Maschine. Die Tarnbemalung war weitestgehend verschwunden, entweder abgekratzt oder von Waffentreffern weggebrannt. Der Knieaktivator lag völlig frei und erinnerte an das zerschmetterte Kniegelenk eines Menschen, mit dem Unterschied, daß aus dieser Verletzung schwarzes Schmiermittel tropfte. Es überraschte ihn zu sehen, wieviel Schaden der Mech erlitten hatte, und nicht minder, wie schwach er sich plötzlich fühlte.
Harley hörte Schritte auf dem Asphalt hinter sich und drehte sich um. Er sah Oberleutnant Hawke in Begleitung eines Mannes näherkommen, dessen Rangabzeichen keinen Zweifel daran ließen, daß es sich um Kommandanthauptmann Jerry Able handelte. Harley salutierte kurz, und der Kommandeur der Einheit erwiderte den Gruß.
»Gar nicht einmal so schlecht für das erste echte Gefecht«, stellte Hawke fest. »Nach allem, was ich vom Kommandanthauptmann und von Feldwebel Lewis gehört habe, klingt es ganz so, als hätten Sie sich bewundernswürdig gehalten.«
»Ich habe nur getan, was ich tun mußte, Ma'am«, erwiderte Harley verlegen angesichts dieses Lobs.
»Ich wollte Sie Kommandanthauptmann Able vorstellen«, erklärte sie und deutete auf den Mann an ihrer Seite. »Sir, das ist Schütze Harley Rassor.«
Der Kommandanthauptmann schüttelte Harley mit festem Druck die Hand. »Sie haben da oben gute Arbeit geleistet. Ihr Vater und Bruder wären stolz auf sie.« Die Erwähnung seines Vaters und Bens schien die Last noch zu steigern, die Harley auf seinen müden Schultern spürte. »Ihr Bruder war ein guter MechKrieger, Schütze Rassor, und diese Einheit wird eine Weile brauchen, sich von diesem Verlust zu erholen. Sie und Ihre Familie dürfen sich meines Mitgefühls gewiß sein.«
»Danke, Sir. Ich bin überrascht, Sie hier zu sehen, nachdem Sie erklärt hatten. Sie würden uns keine Einheiten schicken können.«
Der Kommandanthauptmann
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