BattleTech 55: Mein ist die Rache
Geht doch.«
Normalerweise hätte die legere Aussprache Ben gestört, aber an diesem Morgen waren seine Sinne zu überlastet, um sie auch nur zu bemerken. Und es war eine Erlösung, einmal aus der Basis zu kommen. Der endlose Drill zehrte an der Moral der Einheit. Viele beschwerten sich, dass man sie auf diesem Felsklumpen abgeladen und vergessen hatte. Allmählich fragte sich Ben, ob sie damit nicht Recht hatten.
Carl ging voraus und schob sich durch die Menge auf ein Straßencafe zu. Sie beeilten sich, einen der letzten freien Tische zu ergattern. Carl winkte dem Kellner. »Mir setzen die Menschenmassen auch zu«, stellte er fest. »Hier können wir warten, bis der schlimmste Andrang vorbei ist, ohne etwas zu verpassen.«
Ben nickte. »Und dabei etwas trinken?«
Der alte Krieger lachte wieder, ein Geräusch, das trotz Carls neuer Sanftheit noch immer so unangenehm war wie eh und je. »Ich mag dich, Petzling. Ich gebe zu, als ich noch dein Trinärsternführer war, habe ich dich kaum bemerkt, aber jetzt...«
Das erregte Bens Aufmerksamkeit. »Jetzt, was?«
Carl rutschte unbehaglich auf dem Stuhl hin und her. »Sagen wir mal, du bis' wirklich reifer jeworden im letzten Jahr. Ich hätt dich fast nich' erkannt, als du hier auf Predlitz angekommen bis'.«
»Ich habe dich auch kaum erkannt, Sterncommander, so schludrig, wie du jetzt redest...«
Als der Kellner herüberkam, sank Carls Stimme beinahe auf ein Flüstern herab. »Ich entschuldige mich für die obszöne Sprache. Sie hilft mir, nicht aufzufallen. Nicht alle Bürger des Dominiums sind den Bären für unseren Einmarsch von Herzen dankbar.«
Dann hatte der Kellner den Tisch erreicht und Ben verschluckte seine Antwort. Carl bestellte für sie beide, und der Mann verschwand wieder, um zwei Kaffee zu holen.
Ben griff den Gesprächsfaden wieder auf. »Nicht auffallen? Warum nicht? Schämst du dich für deinen Clan? Dafür, was wir hier in den letzten zehn Jahren erreicht haben?«
»Ganz und gar nicht, Ben. Das isses... Das ist es nicht. Im Großen und Ganzen wollen Sphärer ihr Leben auf ihre eigene Manier leben. Im Gegensatz zu den Jadefalken und den Wölfen haben die Geisterbären nicht versucht, die Bevölkerung des Dominiums zu Clannern zu machen. Khan Bjern Jorgenssons Politik der Freizügigkeit lässt ihr Leben weiter in den vertrauten Bahnen laufen. Sicher, sie wissen, wer das Sagen hat, aber sie möchten nicht jeden Tag daran erinnert werden. Hier herumzustehen wie die stolzen ClanKrieger, die wir nun einmal sind, wirkt provozierend auf sie.«
Der Kellner schlängelte sich schnellen Schritts durch das Feld der Tische und stellte zwei dampfende Tassen vor ihnen ab. Carl drückte dem jungen Mann ein paar Münzen in die Hand, und er verschwand wieder. Ben schaute den Sterncommander kopfschüttelnd an.
»Da kann ich dir nicht zustimmen, Carl«, sagte er. Wenn sie vergessen, wer das Sagen hat, vergessen sie unter Umständen noch mehr: »Unsere Gesetze, unsere Sitten, unsere Traditionen. Und das, das Geld, das du dem Kellner gerade gegeben hast. Bis wir in die Innere Sphäre kamen, hatten ClanKrieger kein Geld nötig.«
Carl seufzte. »So groß ist der Unterschied zu den Arbeitsanrechten, die wir im Clan-Raum benutzt haben, auch nicht. Außerdem kannst du nicht erwarten, dass Dutzende Welten über Nacht ihr Wirtschaftssystem völlig umstellen.«
»Nein, das wohl nicht. Aber zehn Jahre sind nicht gerade über Nacht. Ich bin kein Wirtschaftsexperte...«
»Worauf ich hinaus will, Ben, ist Folgendes: Ich muss unter diesen Menschen leben. Weder der Clan noch ich profitieren davon, wenn ich sie verärgere, also bemühe ich mich nach Kräften, mich anzupassen. Wenn ich Uniform trage und im Dienst bin, sieht die Sache natürlich anders aus.«
Ben verstand es immer noch nicht ganz, sah aber keinen Sinn darin, die Diskussion hier und jetzt fortzusetzen. Er griff sich eine der dampfenden Tassen und nahm einen Schluck.
»Autsch! Das ist heiß«, stieß er aus und verzichtete auf die Bemerkung, dass er sich vermutlich nie an die Innere-Sphären-Version dieses Getränks gewöhnen würde. Er schaute sich um und suchte nach einer Möglichkeit, das Thema zu wechseln. »Das ist ein großartiger Platz. Ist das ein berühmter Krieger?«
Carl folgte dem Finger zu einer Bronzestatue in der Mitte eines breiten Springbrunnens. Sie stellte einen Mann in einer uniformähnlichen Montur dar, der nach vorne deutete, als winke er Truppen in die Schlacht. Er schüttelte den Kopf und lächelte.
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