BattleTech 56: In die Pflicht genommen
langsam den Rollstuhl schob, als sie aus dem Raumhafengebäude von New Bealton traten. Die Nachmittagssonne senkte sich dem Horizont zu, und ihr orangerotes Licht warf lange Schatten über den Asphalt. Der Rollstuhl war eine Antiquität, die Rhondas Vater irgendwo erstanden hatte, aber er war motorisiert.
Cranston Snord beugte sich in den Polstern vor, kniff die Augen hinter der Brille zusammen und starrte in die Ferne. Rhonda folgte seinem Blick, um zu sehen, was seine Aufmerksamkeit erregt hatte. Der Mann dort im Rollstuhl war einmal für seine Schläue und Skrupellosigkeit berühmt gewesen - und für das äußerst profitable Museum auf Clinton, das er mit Hilfe seines Wilden Haufens gefüllt hatte. Natürlich lag all das drei Kriege und fünf Jahrzehnte zurück. Jetzt war Cranston Snord vom Alter und auch von jahrzehntealten Verwundungen teilweise verkrüppelt.
»Da hast du dich ja wirklich in ein verteufelt abgelegenes Hinterland schicken lassen«, stellte er fest, als er den Raumhafen betrachtete. »Diese Einöde dürfte nicht einmal auf den Karten der Jadefalken verzeichnet sein. Ich dachte mir, es wäre ganz nett, auf dem Rückweg nach Clinton mal vorbeizuschauen, aber ich bezweifle, dass ich hier würde bleiben wollen.«
Rhonda nahm einen der Griffe des Rollstuhls zum Zeichen, dass sie ihn übernehmen wollte. »Tascha, warum gehst du nicht zum Rest der Einheit zurück? Ich wäre gerne für eine Weile allein mit dem Oberst.« Die junge Frau nickte verstehend und drückte ihrem Großvater einen Kuss auf die Stirn, bevor sie sich zurückzog.
»Sie ist ein Knaller«, erklärte der alte Mann wohlwollend. »Nach allem, was ich in den Berichten gelesen habe, hat sie sich mit einigen der Clanner in der Einheit angelegt. Stimmt das? Entweder sie ist ein Dickkopf, oder zu dumm zu erkennen, worauf sie sich einlässt.«
Rhonda lächelte dünn und schob den Rollstuhl weiter. »Ein wenig von beidem«, antwortete sie.
Einen Moment sagte keiner etwas, dann beugte Cranston sich zurück, legte den Kopf in den Nacken und schaute zu seiner Tochter hoch. »Was meinst du, Rhonda, ist sie bereit, das Kommando zu übernehmen?«
Rhondas Schritte wurden langsamer, da sie nachdachte. »Vermutlich nicht, wenn ich nur nach ihrem Alter ginge. Aber wir haben sie im Wilden Haufen groß gezogen. Dadurch hat sie ein Verständnis militärischer Operationen, das mancher in zwanzig Jahren Kampfeinsatz nicht entwickelt. Ihre einzige Schwäche ist, dass sie ein Hitzkopf ist. Sie muss noch Geduld und Selbstbeherrschung lernen. Ich bin sicher, mit der Zeit kommt das auch noch.«
»Klingt nach dir in ihrem Alter«, kommentierte er mit einem leisen Lachen.
»Hast du mich damals für bereit gehalten, den Befehl zu übernehmen?« In mancher Hinsicht wollte Rhonda die Antwort nicht wirklich erfahren, aber neugierig war sie schon darauf.
»Na, ich habe etwa dasselbe gefühlt wie du jetzt. Ich wollte nicht, dass du erwachsen wirst. Ich suchte ständig nach neuen Gründen, den Befehl nicht an dich zu übergeben. Aber die Zeit hat mich eingeholt«, sagte er und knallte die flache Hand auf die gepolsterte Armlehne. »Ich habe zu lange gewartet. Als ich endlich genug Grips hatte, dir die Einheit zu übergeben, war ich zu schwach, noch zu kämpfen.«
Rhonda legte ihm kurz die Hand auf die Schulter. »In dir steckt noch eine Menge Kampf.«
Ihr Vater schüttelte den Kopf. »Mach dir nichts vor, Mädchen. Es wird Zeit, dass du der Wirklichkeit ins Auge siehst. Ich bin alt, und mit dieser Gicht kann ich mir Gefechte höchstens noch in den Abendnachrichten ansehen.« In seiner Stimme schwang Sehnsucht mit.
Rhonda schaute zu ihrem Vater hinab und schob den Stuhl weiter, an einer Zeile von Geschäften vorbei, die bereits für den Abend geschlossen hatten. »Na, wenigstens bist du noch da und kannst uns auf die Zehen treten.«
»Da wir das gerade ansprechen: Was, zum Teufel, treibst du auf Odessa? Zu meiner Zeit haben wir Missionen übernommen, bei denen wir kämpfen konnten, und sind nicht Streife gelaufen.«
»Politik«, erklärte sie bitter. »Graf Fisk versucht, uns einen neuen Kontrakt aufzuzwingen. Und ich habe den starken Verdacht, er legt es darauf an, eine von Victors Einheiten hierherzulocken. Er und Katrina Steiner würden nichts lieber sehen, als dass wir in ihren Bürgerkrieg verwickelt werden.«
Snords Züge verhärteten sich. »Ich kannte die echte Katrina Steiner«, sagte er wütend. »Dieses kleine Luder ist keine Katrina. Die ist bestenfalls ein
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