BattleTech 57: Ein guter Tag zum Sterben
Nicht nur für Ciampa, die ihre Schwierigkeiten damit gekonnt verbarg, und Zambos, der sich in dieser Hinsicht keine Mühe gab, sondern vor allem auch für die Soldaten unter ihrem Befehl. Wie hätte sie sich gefühlt, falls Katrina die 4. Skye Rangers nach Glengarry verlegt hätte, nachdem diese Einheit während der Rebellion von '56 in das Lehen der Legion eingefallen war?
Sie wäre wütend gewesen, hätte sich vom Archon betrogen gefühlt, dem die Legion in Person Grayson Death Carlyles Gefolgschaft geschworen hatte. Um ehrlich zu sein, hätte sie wahrscheinlich nicht viel anders reagiert als Peter Zambos.
»Ich musste eine Entscheidung treffen«, stellte Ciampa schließlich fest. »Ich musste mich entscheiden, ob meine Loyalität zum Archon größer war als die zu meinen persönlichen Gefühlen. Stimmen Sie mir darin nicht zu, dass das für eine Soldatin immer die Hauptfrage sein muss? Loyalität einer größeren Sache gegenüber. Ich weiß, mancher behauptet, ein Kommandeur sei in erster Linie seinen Truppen verpflichtet. Ich finde, indem ich der Allianz und der gerechten Sache, die sie vertritt, gegenüber loyal bleibe, diene ich den besten Interessen meiner Soldaten.«
Sie schaute für einen Moment in die Tasse und dachte nach. »Sie wissen, dass ich ihre Leben nicht in irgendeinem hoffnungslosen Kampf vergeude, denn das würde letztlich der Allianz schaden und den Archon entehren.«
Sie blickte wieder hoch, und ein seltsamer Glanz lag in ihrem Blick. »Ich würde sagen, Oberst ... Lori, jetzt stehen Sie vor einer Entscheidung. Ich persönlich glaube, Sie haben sie bereits getroffen, aber ihr Verstand hat es dem Rest ihres Wesens noch nicht mitgeteilt. Lassen Sie sich von diesem Tiefschlag unterkriegen, kauern sich winselnd in eine Ecke und verenden? Oder bringen Sie Ihre Einheit wieder auf Vordermann ... zu deren eigenem Besten, wenn schon aus keinem anderen Grund, stehen auf, klopfen sich den Staub aus den Klamotten und gehen in die nächste Runde?«
Lori schaute Gina Ciampa über den Rand der Kaffeetasse an und verbarg ihre widerstreitenden Gefühle hinter einem langen Zug der dampfenden Flüssigkeit.
»Ich habe verstanden, Frau Generalleutnant«, antwortete sie, und benutzte bewusst Ciampas Rang statt ihres Namens. »Natürlich werden wir weiterkämpfen. Ich sollte vermutlich erst mich selbst davon in Kenntnis setzen und dann den Rest meiner Krieger, oder?«
»Das waren meine beiden ersten Aktionen, als ich entschieden habe, der Gray Death Legion den Respekt und die Anerkennung zu geben, die ihr als einer der besten Kampfeinheiten des Archons zustehen, statt Sie als eine Bande mordlüsterner Halsabschneider zu behandeln.« Ciampa lächelte, um zu zeigen, dass die letzte Bemerkung nicht beleidigend gemeint war. »Erst habe ich mich überzeugt, und dann habe ich mich daran gemacht, meine Soldaten zu überzeugen.«
Lori nickte langsam und nahm sich die Worte der lyranischen Offizierin zu Herzen. Sie schaute wieder hinaus in den Hangar. Die leeren Mechkokons versetzten ihr noch immer einen Stich, ebenso wie der Stapel ›Briefe‹, der in ihrem Büro darauf wartete, geschrieben zu werden. Doch die Verzweiflung war zu einem dumpfen Druck geschrumpft. Etwas anderes nahm ihren Platz ein, neue Entschlossenheit. Die Legion war schon früher geschlagen worden, aber nie besiegt.
»Also, Lori, um die Frage zu wiederholen: Wie geht's weiter?«
Lori sah einen seltsam triumphierenden Glanz in Ciampas dunklen Augen und verstand. Dies war ein Sieg anderer Art, über einen heimtückischen inneren Feind, der weit gefährlicher war als jeder äußere.
»Nun, ich würde gerne behaupten, dass die Skye Rangers erledigt sind, aber ich weiß es leider besser.« Lori richtete sich auf. »Sie verfügen immer noch über genügend Mechs für eine effektive Kampfeinheit auf dem Planeten, und sie haben immer noch das Kriegsschiff da oben im All. Das ist ein verdammt effektiver Ausgleich.«
»Ich würde es einen Multiplikator nennen«, stellte Ciampa fest. »Sie brauchen es nicht einmal mehr einzusetzen. Es reicht völlig, es in der Umlaufbahn zu lassen, denn wir müssen davon ausgehen, dass sie es einsetzen, sei es für Unterstützungsfeuer oder um unsere Landungsschiffe und Jäger am Boden zu halten.«
Lori nickte. »Richtig. Das behindert uns bei der Truppenbewegung, während die Rangers ihre Einheiten beliebig verlegen können. Ich glaube zwar nicht wirklich daran, dass sie das vorhaben, aber es wäre vermutlich keine schlechte Idee,
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