BattleTech 57: Ein guter Tag zum Sterben
überwältigen würde, falls er und seine
Lanze nicht eingriffen.
Er zog das Fadenkreuz des Schläger über das kantige Profil eines Miliz Vollstrecker. Dann presste er
den Auslöser durch und schleuderte zwei PPK-Blitze
in den Feindmech. Die Temperatur im Innern der
Kanzel schoss in die Höhe, als die gefräßigen Waffen
ihre tödlichen Energiebolzen auf den leichteren Kampfkoloss spien. Mehrere Minuten rang er in der überhitzten Luft nach Atem, bis die Hochleistungswärmetauscher in den Beinen und dem unteren Torso der Maschine die von den Tiegart-Partikelkanonen
erzeugte Abwärme weit genug gesenkt hatten. Der Vollstrecker wankte unter der gnadenlosen
Gewalt der Ionenstrahlen. Mehr als eine Tonne Panzerung zerschmolz in der Sonnenhitze des Energietreffers. Aber offensichtlich war der Milizpilot ein
Veteran. Der mittelschwere Kampfkoloss bewegte
sich mit einem langen, gleitenden Schritt zur Seite
und gewann das Gleichgewicht zurück.
Einen Moment blieb die Maschine reglos stehen.
Ihre Positur erinnerte an einen Mann, der nach etwas
suchte, was er nicht genau erkennen konnte. Wie ein
Pistolenschütze, der sein Ziel anvisierte, streckte der
Vollstrecker den linken Arm aus, und eine Energielanze zuckte aus dem schweren Extremreichweitenlaser. Der Strahl war nur als leuchtend blauer Lichtbolzen dort zu sehen, wo er die dünnen, über das
Schlachtfeld treibenden Rauchschwaden kreuzte. Die
Wirkung auf die Panzerung des Schläger war deutlicher. Ein tiefes, qualmendes Loch öffnete sich unter
der unsichtbaren Liebkosung des Laserlichts im rechten Knie des hochschultrigen überschweren Mechs. In einer Geste, die das Bild eines Pistolenschützen
noch verstärkte, senkte der Vollstrecker den linken
Arm, während er den rechten hob. Flammen schlugen aus der Mündung der LB-X-Autokanone. Bündelmunition prasselte auf de Argalls Maschine und scheuerte Panzerung von Brustpartie und linker
Rumpfseite.
Der mittelschwere Mech hatte seinem Angreifer
den Schaden Tonne für Tonne heimgezahlt, aber de
Argall war bereit, sich auf einen solchen Tausch einzulassen. Er wählte die Sekundärbewaffnung des
Schläger, zwei relativ wärmeeffiziente, sechsrohrige
Bical-KSR-Lafetten. Ein Druck auf den Feuerknopf
ließ ein Dutzend Kurzstreckenraketen auf die Milizmaschine hinabregnen. Als der Rauch und die
Flammen der detonierenden Sprengköpfe sich verzogen, wurde der Schaden an der Feindmaschine deutlich sichtbar. Die gesamte Panzerung am dürren linken Bein des Mechs war zertrümmert. Rötlich graue
Myomerbündel, die künstliche Muskulatur, die dem
Mech seine Kraft und Beweglichkeit lieferte, hingen
in Fetzen aus der Wunde, und de Argall konnte Risse
in den metallenen Beinknochen sehen.
Noch ein Treffer, und du bist erledigt, dachte er
und zielte sorgfältig mit der rechten PPK auf das angeschlagene Bein. Auch der Milizpilot musste das
erkannt haben. Bevor de Argall feuern konnte, hob
der Vollstrecker in einer Geste der Kapitulation die
Arme über den Kopf. Beinahe gleichzeitig verblasste
die Wärmesignatur des Magna-250-ExtraleichtFusionsreaktors im Torso des Mechs, als der Pilot
den Kampfkoloss herunterfuhr.
De Argall nahm die Kapitulation an und suchte
nach einem neuen Opfer, fand aber keines. Die Ankunft der überschweren BefehlsLanze hatte der Miliz nicht nur das Genick, sondern auch den Kampfwillen gebrochen. Was an Kampfmaschinen noch übrig war, floh nordostwärts in die vermutete Sicherheit
der Myuberge.
Nun, sie waren da oben auch sicher, dachte de Argall. Solange sie dort blieben und sich nicht noch
einmal mit ihm anlegten.
* * *
»Frau Oberst, wir haben einen bestätigten Feindkontakt«, meldete OD1 Sellars und legte die Hand über den Ohrhörer. »Sie sind im Melrosetal und brennen Felder und Scheunen nieder.«
Lori runzelte die Stirn. »Das ergibt keinen Sinn. Wenn sie den Planeten erobern wollten, würden sie nicht in Melrose runterkommen. Sie würden Marias Elegie angreifen, oder? Oder Defiance, oder von mir aus sogar Döring. Aber was wollen sie im Hauptagrargebiet des Planeten?«
Es dauerte nicht lange, bis sie die Antwort fand. »Es sei denn, sie versuchen uns vom Raumhafen wegzulocken.« Sie nickte. »OD Sellars, versuchen Sie weiter, Generalleutnant Ciampa zu erreichen. Und benachrichtigen Sie Generalleutnant Zambos. Er kann jede Stunde mit dem Eintreffen der Hauptinvasionsstreitmacht rechnen. Ich schicke mein 2. Bataillon nach Melrose. Und schicken Sie auch eine Nachricht an Kommandanthauptmann Goree. Teilen Sie ihm
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