BattleTech 57: Ein guter Tag zum Sterben
Feuerknopf.
Der irisierende Energiestrahl aus blau leuchtendem Feuer schlug durch die dünne Aluminumwand des Agrargebäudes. Im ersten Augenblick schienen die geladenen Partikel nicht mehr Folgen zu haben als ein Loch von etwa fünfunddreißig Zentimetern Durchmesser mit zerschmolzenem Rand in der Seite der Scheune. Dann bemerkte de Argall ein paar dünne schwarze Rauchfäden, die aus der klaffenden Wunde in der Flanke des Bauwerks stiegen.
Es dauerte nicht lange, und die Infrarotortung des SLG-11E zeichnete eine sich ausweitende Hitzefront über die Scheune, als die im Innern eingelagerte Ernte Feuer fing. De Argall setzte einen zweiten PPKSchuss in die Halle, dann wandte er sich ab.
Über das ganze weite, offene Tal verstreut sah er mindestens zwanzig dichte schwarze Rauchsäulen in den Himmel steigen. Jede von ihnen markierte einen Scheiterhaufen, wie er ihn gerade entfacht hatte. Das war Plan Beta, die Landung der 22. Skye Rangers hier im Melrosetal, im Herzen der wichtigsten Agrarregion auf Hesperus II - und die anschließende Verwüstung aller sich anbietenden Ziele. Früher oder später würden die Gray Death Legion und die regulären Allianztruppen auf dem Planeten ausrücken müssen, um die Vernichtung der Hauptnahrungsvorräte ihrer Garnisonswelt zu stoppen. Ziel des Unternehmens war es, die planetaren Verteidiger von Marias Elegie und der dort gelegenen Defiance-Fabrik abzuziehen, bevor die anfliegenden 4. Skye Rangers Hesperus II erreichten.
Der Plan war riskant, doch alles an Herzog Roberts Plan zur Eroberung von Hesperus und Befreiung der Isle of Skye war riskant. Das angestrebte Ziel, die Unabhängigkeit ihrer Region, war das Risiko wert.
Viele der Krieger unter de Argalls Befehl vertraten, wenn es um die Rebellion ging, den Standpunkt, dass die Freiheit ›jedes Opfer‹ wert war. Bis zu einem gewissen Punkt stimmte er damit überein. Ein paar Bauernhöfe im Melrosetal in Brand zu setzen, war als Finte gedacht, als Köder, um die Verteidiger des Planeten aus ihren Stützpunkten zu locken. Er wusste, dass mehr als ein paar Stunden Zerstörungswerk nötig waren, die Nahrungsversorgung des ganzen Tals ernsthaft zu gefährden.
Es war seine Aufgabe, die Legion und die regulären LAS-Truppen davon zu überzeugen, dass er und seine Leute weiter einen Bauernhof um den anderen zerstören würden, bis die Verteidiger sich ihnen zum Kampf stellten.
»Herr Oberst, hier Eule Sechs. Wir haben Gesellschaft.« Die Meldung kam von einer der Kundschafterlanzen, die de Argall über das Tal verteilt hatte. Die Scouts sollten den Rangers eine gewisse Vorwarnzeit liefern, wenn die Verteidiger schließlich anrückten.
»Ich höre, Eule Sechs. Was haben Sie?«
»Augenblick.« Die Antwort wurde vom harten
Rattern eines Maschinengewehrs unterbrochen. »Örtliche Miliz, Herr Oberst«, stellte der Kund
schafter dann fest. «Hauptsächlich leichte und mittelschwere Mechs, ein paar Panzer und eine Menge Infanterie. Nichts zu Heftiges, aber etwas viel für uns
allein. Wir könnten Hilfe gebrauchen.«
De Argall warf einen Blick auf die Landkarte auf
einer der Multifunktions-Sekundäranzeigen des
Mechs. Eule Sechs befand sich nur ein paar Kilometer östlich seiner Position.
»Stellung halten so gut Sie können, Eule Sechs«,
befahl er. »Hilfe ist unterwegs.«
Er schaltete das Funkgerät auf den für die BefehlsLanze des Regiments reservierten Kanal um und sandte eine weitere Botschaft ab. »BefehlsLanze, um
meine Position sammeln. Wir gehen auf Milizjagd.« Während seine Lanzenkameraden den Befehl bestätigten, schob de Argall die Steuerknüppel vor und
setzte den Schläger in einem schwerfälligen Trab in
Richtung der bedrängten ScoutLanze in Bewegung.
Die breiten, flachen Metallfüße des hässlichen, beinahe affenartigen BattleMechs rissen tiefe Furchen in
den fruchtbaren schwarzen Boden, als er durch das
Tal stampfte. Sein Gewissen versetzte dem Oberst
einen Stich.
Mit jeder niedergebrannten Scheune und jedem
zertrampelten Feld schädigten sie die Bauern einer
Region, deren Loyalität die zukünftige Regierung
Skyes erwartete. Doch in einem Unabhängigkeitskrieg waren nun einmal Opfer nötig.
Als die BefehlsLanze einen niedrigen Hügel überquerte, kam das Gefecht zwischen der ScoutLanze
und den örtlichen Freiwilligen in Sicht. Die Miliz
setzte den Kundschaftern hart zu. De Argall sah, dass
die zahlenmäßige Überlegenheit der Milizionäre die
nur leicht gepanzerten und bewaffneten Scoutmaschinen bald
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