BattleTech 57: Ein guter Tag zum Sterben
und stellte fest, dass das Staufach zusammen mit der Panzerung, die es umgeben hatte, fehlte. Er beugte sich zurück ins Cockpit und hob das Kommset auf. Mit einem Knopfdruck schaltete er die Außenlautsprecher ein.
»He, hat da unten mal jemand eine Leiter?« Ein Mann in Zivilkleidung schaute zur offenen
Luke des Champion hoch.
»Eine Leiter? Irgendwas, womit ich von hier run
terkomme?«, wiederholte Brewer. »Meine ist weggeschossen.«
Der Mann nickte und verschwand. Etwas später
kam er zurück und warf Brewer eine Rolle schweres
gelbes Nylonseil zu. »Was Besseres habe ich nicht
gefunden«, rief er.
»Bestens. Danke.«
Der Mann winkte und lief davon, während Brewer
eine Weile brauchte, bis er eine brauchbare Stelle
gefunden hatte, um das Seil zu befestigen. Er kniete
sich hin und schaute in das Loch in der Panzerung, in
dem die Leiter verstaut gewesen war. Glücklicherweise waren noch einer der Ankerbolzen und ein
kurzes Stück Kette vorhanden. Vorsichtig, um kein
Übergewicht zu bekommen und die acht Meter bis
zum Boden doch ohne Seil zurückzulegen, knotete er
das Tau an den Ringbolzen, der seine Leiter gehalten
hatte. Er konnte nur hoffen, dass der Knoten hielt. Er
zerrte mehrmals fest am Seil, um sicherzugehen.
Dann beugte er sich vor, so weit er es wagte, und
warf seine Tasche hinaus. Er gab ihr einen leichten
Drall, damit sie unter den Mech fiel und er keine Gefahr lief, bei seinem Abstieg auf ihr zu landen. Dann
vergewisserte er sich, dass das Seil an keiner scharfen Metallkante scheuerte, kroch über den Rand der
Kanzel und begann mit dem Abstieg. Als seine Füße
an der Unterseite des waagerechten Mechtorsos den
Kontakt mit dem Rumpf des Champion verloren,
konnte er sich nicht länger halten. Das durch die
Hände rutschende glatte Nylonseil scheuerte ihm die
Haut von den Handflächen.
Er landete auf den Füßen, stolperte aber auf dem
losen Kiesboden und stürzte. Instinktiv fing er sich
mit beiden Händen ab und verletzte sich dabei noch
zusätzlich. Von seiner unbeholfenen Vorstellung
ziemlich beschämt, stand er wieder auf und schaute sich um. Glücklicherweise schien ihn niemand beobachtet zu haben. Rings um das Zugwrack waren alle
zu sehr mit eigenen Problemen beschäftigt.
Brewer wischte sich die misshandelten Hände an
der Kühlweste ab und holte sich die Tasche. Hastig
zog er die Kühlweste aus und stieg in einen grauen
Overall. Er wechselte die Stiefel gegen leichte Sportschuhe, stopfte die Gefechtsausrüstung in die Tasche
und machte sich auf den Weg zur MedTechstation. Er war noch keine hundert Meter weit gekommen,
als Davis McCalls Highlander in das Lager der Legion stampfte. Brewer hielt an und wartete, während
der stellvertretende Regimentschef der Legion seine
Maschine herunterfuhr und ausstieg.
»Das warr eine aye gute Leistung da drraußen heute, Lad.« McCall legte Brewer die Hand auf die
Schulter. »Das gibt 'ne Belobigung.«
»Danke, Herr Oberstleutnant«, antwortete Brewer
und freute sich über das seltene Kompliment. Er deutete zum Zugwrack und auf die zerschossenen Mechs
der Legion, die nach und nach vom Schlachtfeld zurückkehrten. »Haben wir schon eine Ahnung, wie die
Schlachterrechnung aussieht?«
»Noch nae, Lad.« McCall schüttelte traurig den
Kopf »Aberr ich fürrchte, sie wirrd hoch.« Er schüttelte wieder den Kopf und seufzte traurig. »Gehen
wirr zurr Frrau Oberrst.«
»Die Frau Oberst?«, rief Brewer. »Sie lebt?« »Aye, Lad, sie lebt«, antwortete McCall mit einem
dünnen Lächeln. »Dinnae kenn? Sie lebt, aberr sie hat sich den Rrücken verrletzt. Wirr kenn' nae, wie schwerr. Man hae sie bewusstlos im Wrrack gefunden. Die Med Techs hae sie mit Klebeband auf ein Stück Waggonwand gebunden, weil sie nae Besserrres hatten. Doc Sweeney sagt, ihrr Zustand is' gut,
aberr mehr kenn ich auch nae'«
Ein Teil der Müdigkeit in Brewers Gliedern verflog bei der Nachricht, dass Oberst Kalmar Carlyle
noch lebte. Grayson Death Carlyles Tod war ein harter Schlag für die Moral der Einheit gewesen. Er war
sich nicht sicher, ob die Legion ihren Verlust überlebt hätte. Er setzte ein müdes Lächeln auf und
schlug McCall vor, nachzusehen, wie es ihrer Kommandeurin ging.
Die Erste-Hilfe-Station war ein albtraumhafter
Anblick, der an längst vergangene Zeiten erinnerte,
in denen die Menschen mit Musketen, Schwertern
und Bajonetten gegeneinander gekämpft hatten, statt
mit BattleMechs, Lasern und Partikelprojektorkanonen. Verwundete beiderlei Geschlechts lagen unter
Decken und
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