BattleTech 57: Ein guter Tag zum Sterben
Uniformjacken auf dem Boden. Ihre
Wunden waren notdürftig verbunden, zum Teil mit
Stofffetzen, die aus der eigenen Kleidung des Verletzten gerissen waren. Glücklicherweise waren die
meisten Opfer bewusstlos, sei es durch den Schock
oder wegen der Medikamente.
Nicht weit entfernt lag eine Reihe von zugedeckten Leichen neben dem Planendach, das die Verwundeten vor der knallenden Sonne schützte. Brewer war
von der Menge der Toten überrascht. Moderne Schlachtfelder waren alles andere als harmlos, aber die schlagkräftigen Energiewaffen und hochexplosiven Sprengköpfe der Granaten und Raketen ließen kaum etwas übrig, was zu begraben sich lohnte. Der Anblick der MedTechstation und der Männer und Frauen, die im Kampf und bei der Entgleisung ver
wundet worden waren, ließ Brewer übel werden. McCall tippte ihm auf den Arm und deutete ans
hintere Ende des Unterstands. Brewer folgte dem ausgestreckten Zeigefinger und sah Oberst Kalmar Carlyle, die an eine Frachtkiste gelehnt aufsaß, Stirn und
Wangen unter selbstklebenden Bandagen versteckt.
Was von ihrem Gesicht zu erkennen war, war bleich.
Sie hielt einen schwarzen Compblock in der Hand. Als Brewer und McCall zu ihr hinübergingen,
schaute sie hoch und lächelte.
»Ich habe gehört, dass Sie beide überlebt haben«,
stellte sie mit von Schmerzmitteln schwerer Stimme
fest. »Aber mehr wollte man mir nicht sagen. Was ist
passiert? Wie geht es der Einheit?«
»D'rr Legion geht's guit, Lass«, antwortete McCall
sanft. »Im Gegensatz tae dirr.«
»Fang du jetzt nicht auch noch an, Davis«, fauchte
sie. »Ich hab mir das Kreuz verrenkt, das ist alles.
Doc Sweeney hat mir ein paar muskellösende Mittel
und Schmerzstiller verabreicht. Mir geht es gut. Also, was ist da draußen vorgefallen?«
McCall und Brewer wechselten schweigende
Blicke und verständigten sich stumm, dass McCall
das Reden übernehmen würde.
»Wiel, Frrau Oberrst, als Errstes möchte ich
Hauptmann Brrewerr hierr fürr eine Beförrderrung
vorrschlagen. Er warr aye einerr d'rr Errsten, die sich
von dem Unfall errholt haen. Err ist aufgesessen und
hae einen Schirrm postierrt, um den Sassenach auftaehalten, währrend wirr uns aufrrappeln.«
»Stimmt das, Hauptmann?«
»Na ja, zum größten Teil, Frau Oberst«, antwortete Brewer. »Ich habe einfach nur getan, was ich für
nötig hielt. Und als Oberstleutnant McCall mich
dann abgelöst hat, bin ich wie befohlen an die Frontlinie gewechselt und habe geholfen, die Abwehr zu
dirigieren. Sie haben uns ein paarmal ziemlich bedrängt, aber wir haben zurückgedrängelt. Doch zum
Schluss glaube ich nicht, dass wir es geschafft hätten,
wenn Kommandanthauptmann Goree nicht gewesen
wäre.«
»Ja, ich habe es gehört.« Kalmar Carlyle versuchte. sich weiter aufzurichten, und zuckte unter
Schmerzen zusammen. »Ich bin etwa beim Eingreifen der DS in den Kampf zu mir gekommen. Ich
wollte aufsitzen und zu euch Jungs spielen kommen,
aber sie hatten mich an ein verdammtes Brett gefesselt, und der Doc hat nicht erlaubt, dass mich einer
befreit.«
»Das wäre ja wohl noch schöner gewesen«, bestätigte eine Tenorstimme hinter ihnen. Brewer erkannte das Organ Doktor Gregg Sweeneys, des Regimentsarztes der Legion. »Sie befanden sich in einem
Zugunglück, Frau Oberst. Ihr Rücken ist weder gebrochen noch gezerrt oder ausgerenkt, und das ist
nichts weiter als reines Glück. Zu diesem Zeitpunkt
wusste ich das aber noch nicht, oder? Wenn ich Sie
mit einem angebrochenen Wirbel oder ein, zwei, sagen wir vielleicht eher verletzten Bandscheiben hätte
in den Kampf ziehen lassen, wären sie möglicherweise gelähmt zurückgekommen. Oder haben Sie
schon vergessen, wie komfortabel ein Mecheinsatz
ist?«
»Nein, Doktor, ich habe es nicht vergessen. Wie
könnte ich das, wenn Sie mich alle zehn Minuten
daran erinnern?«, bellte Lori. Sie drehte sich wieder
zu ihren Offizieren um. »Sie haben heute da draußen
erstklassige Arbeit geleistet, vor allem Sie, Hauptmann. Und es war die richtige Entscheidung, die
Rangers nicht zu den Landungsschiffen zu verfolgen.
Vielleicht, wenn die Lyranische Garde hier gewesen
wäre, oder wenn wir wenigstens die ganze Legion
hätten, sähe die Lage anders aus. So wie die Dinge
nun einmal liegen, wäre es dumm und unter Umständen sogar selbstmörderisch gewesen, den Landungsschiffen zu nahe zu kommen. Und ich vermute, ich
schulde Kommandanthauptmann Goree eine Entschuldigung.«
»Sie schulden mir überhaupt nichts, Oberst«, stellte Goree eisig fest und trat
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