BattleTech 58: Drohendes Verhängnis
weg und pressten sie in die Pilotenliege, als sie hoch in die Luft und in Sicherheit geschleudert wurde. Erst in der Luft erkannte sie ihren Fehler. Gnadenlose Sturmböen überwältigten die primitiven Stabilisatoren des Schleudersitzes auf der Stelle und wirbelten ihn umher, hilflos wie ein Wassertropfen auf einer heißen Herdplatte.
Vom Schnee geblendet, würgte sie den Mageninhalt in den Wind. Unkontrolliert zitternd vor Kälte, während der Wind ihr aus der Nase rinnendes Blut übers Gesicht trieb, prallte sie beim ersten Aufschlag vom Boden ab, und ihr Schlüsselbein zerbrach wie ein dünner Zweig. Der zweite Aufprall riss ihr den linken Fuß ab, der zwischen die Kante der Liege und einen Felsen geriet. Das löste einen Schock aus, und beinahe wäre sie in der Schwärze der Bewusstlosigkeit versunken. Durch die schiere Willenskraft klammerte Bette sich ans Licht. Der letzte Aufschlag, bei dem sie gegen eine senkrechte Felsnadel rammte, brach eine Rippe und durchlöcherte einen Lungenflügel. Wieder drohte das Nichts sie einzuschließen. Wieder wehrte sie es ab.
Sie schaute durch einen schmerzverzerrten Nebel auf, die Kälte zog ihr bereits die wenige Restwärme aus dem Leib, und das Wissen, dass es keine Felsnadel gewesen war, gegen die sie geprallt war, drängte sich langsam in ihr gepeinigtes Bewusstsein. Jeder Zentimeter ihres Körpers schmerzte, ihr Blut färbte den Schnee um sie herum rot, und Bette erkannte, dass der Schleudersitz sie gegen das Bein des feindlichen Vollstrecker geworfen hatte, mit dem sie sich duelliert hatte.
Erleichterung durchflutete sie. Sie war gerettet! Sie würde möglicherweise nie wieder einen Mech steuern, aber der gegnerische Krieger würde sie bergen. Plötzlich hob sich der Felsturm, der ein Bein geworden war, in die Höhe, und für einen Augenblick erfasste Bette Entsetzen. Der Vollstrecker-Pilot hatte sie nicht gesehen! Er ging weg! Sie versuchte den Arm zu heben und zu rufen. Bevor sie einen Laut herausbrachte, riss der dreifache Schmerz von gebrochenem Schlüsselbein, gebrochener Rippe und durchbohrter Lunge sie doch noch ins schwarze Nichts der Ohnmacht.
Bette Severenson sah nicht mehr, wie der Vollstrecker beiläufig den Fuß senkte und sie wie eine Ameise zerquetschte.
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LANSING: Die Kämpfe auf New Syrtis gehen nun schon in den zweiten Monat. Was erwarten Sie, wie es weitergeht?
DRANNIGAN: Ich habe keinen Zweifel daran, dass Generalhauptmann Victor Amelio versuchen wird, New Saso und das Regionale Militärhauptquartier einzukesseln. Ehrlich gesagt bin ich überrascht, dass er nicht gleich zu Anfang einen Orbitalabwurf über der Hauptstadt versucht hat. Die Verluste wären natürlich immens gewesen, aber ich glaube, die 4. Donegal Guards hätten es schaffen können. Die Schlacht um New Syrtis wäre inzwischen vorbei und Duke George vermutlich als Gefangener auf dem Weg nach New Avalon - vorausgesetzt, er hätte den Angriff überlebt. Amelio scheint sich für eine langsamere, sicherere Route zum Sieg entschieden zu haben, und ich gehe davon aus, dass George Hasek diese Entscheidung ausnutzen wird, indem er die besseren Geländekenntnisse seiner Truppen für Gegenangriffe auf Befehlsstellungen und Nachschubbasen des Gegners nutzt. Ich erwarte auch eine Politik der verbrannten Erde, obwohl das auf einer so lebensfeindlichen Welt wie New Syrtis nicht viel bedeutet.
- Chefkorrespondent Dwight Lansing im Gespräch mit Militärstratege Reinhold Drannigan, Holovidmagazin Die nackte Wahrheit, Liga Freier Welten, 11. Dezember 3065
Die Kaverne, New Saso, New Syrtis
New-Syrtis-PDZ, Mark Capeila, Vereinigte Sonnen 11. Dezember 3065
»Ma'am, er kommt.« Die Worte schlugen wie ein eiskalter Schauer in der Kaverne ein und lösten Totenstille rund um Deborah Palu aus. Langsam bemerkten es auch andere, und das Schweigen zog Kreise. Deborah blieb stehen und drehte sich langsam zur Tür. Die letzten sechs Wochen waren nicht leicht gewesen. Nach den ersten Tagen, die sie fast umgebracht hatten, hatte sie tief in sich gegraben und versteckte Kraftreserven gefunden, von deren Existenz sie nichts geahnt hatte. Die Invasoren hatten wie ein Schmiedehammer zugeschlagen, waren durch ihre Anfangsziele gepflügt, dann zu den Sekundärzielen weitergeprescht, hatten Deborahs Truppen wieder und wieder zerschlagen. Ihre Leute hatten tapfer gekämpft, hatten sich denen, die ihnen New Syrtis nehmen wollten, mutig entgegengestellt. Aber George Hasek war nach kurzer Besserung wieder ins Koma gefallen,
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