BattleTech 58: Drohendes Verhängnis
weißer und blau-grauer Paradefarbe lackierten Mechs verwandelte sich das Spektakel in ein zweitägiges Volksfest, das Zehntausende anzog, um die glänzenden Kampfkolosse und tapferen Piloten zu beklatschen und bejubeln.
Jedenfalls möchten uns die traditionellen Medien das vorgaukeln, um sich die Bestechungsgeschenke zu verdienen, mit denen der Archon sie knebelte. Die nackte Wahrheit ist, dass zwei traditionelle lyranische Einheiten auf New Avalon gelandet sind und keine Anstalten machen, wieder abzureisen. Dass so viele Bürger dieses Planeten auf die Straße gehen, um ihre Ankunft zu bejubeln, ist eine bittere Bestätigung für die hypnotische Anziehungskraft, die Archon Katherine immer noch auf sie ausübt. War es nicht deutlich genug, dass dies das erste Mal seit Beginn des Krieges ist, dass sie es für nötig hält, ihre Position auf New Avalon militärisch zu sichern? Nagen endlich Zweifel an ihrer selbstgefälligen Arroganz? Hat Victors langsamer, aber sicherer Vormarsch in die Vereinigten Sonnen dem Archon genügend Angst eingejagt, eine sichtbare Demonstration militärischer Macht für nötig zu halten, die sie bisher gemieden hatte wie der Teufel das Weihwasser?
Andererseits, wenn der Zerstörer eines ganzen Clans käme, um sich meinen Kopf zu holen, würde ich mich vermutlich auch mit so vielen Regimentskampfgruppen wie möglich umgeben.
- Piratensender Tod dem Archon, New Avalon, Vereinigte Sonnen, 25. Januar 3066
Landungsschiff Proletariat,
New Syrtis Metals, New Syrtis
New-Syrtis-PDZ, Mark Capella, Vereinigte Sonnen
25. ]anuar 3066
»Das kann nicht Ihr Ernst sein, Generalhauptmann«, erklärte Lieutenant General Estelle McCartney, Victor Amelios Adjutantin. Die Empörung stand ihr ins Gesicht geschrieben.
»Glauben Sie etwa, mir gefällt das? Ich habe keine andere Wahl«, fauchte Amelio zurück, unfähig, Frustration und Wut im Zaum zu halten. »Dieser Idiot Leabo hat es geschafft, sich umbringen zu lassen, und die Husaren sind völlig kopflos. Sie sind schon zweimal davongejagt worden! Wenn Leabo nicht schon tot wäre, würde ich ihn erschießen. Ich wünschte mir, ich hätte seinen Schädel hier, um reinpissen zu können!«
Der Schock auf McCartneys Gesicht beruhigte ihn etwas, wenn auch nicht sehr. Außerdem war es ihm ernst. Hätte er den Leichnam zur Verfügung gehabt, wäre er bereits beschäftigt gewesen. Er winkte ab und stampfte um den Tisch, auch wenn der Bereitschaftsraum der Proletariat ihm wenig Raum dazu ließ. Was er nicht gegeben hätte, um durch einen echten Konferenzraum tigern zu können.
»General ...«
»Genug«, unterbrach er. »Ich habe mir Ihre Argumente jetzt eine halbe Stunde angehört, und nichts davon hat mich umgestimmt. Für den Fall, dass Ihnen der bisherige Verlauf dieses Krieges entgangen ist, die Archon-Prinzessin ist nicht gerade gnädig mit denen, die in ihren Diensten versagen.« Um ehrlich zu sein, versuchte er selbst nicht daran zu denken. Er hatte einige üble Gerüchte gehört und war sich nicht sicher, was ihm mehr Sorgen bereitete: Dass er bald selbst der Anlass ähnlicher Gerüchte sein könnte, oder dass seine Lehnsherrin loyale Offiziere tatsächlich derart bestrafen könnte, was auch immer sie sich hatten zu Schulden kommen lassen.
»Aber, Generalhauptmann, Sie reden davon, bewusst Truppen zu opfern, um ein Ziel einzunehmen. Und nicht nur ein paar Truppen, sondern eine Menge!«
»Und Sie werden eine Menge Verteidiger mit ins Grab nehmen. Daraus besteht die Arbeit eines Generals, oder? Er entscheidet, wie viele seiner Leute er opfern muss, um die feindlichen Truppen zu besiegen. Zwei meiner Leute für zwei der seinen, wenn ich dadurch das Feld erobere. Richtig? Zwei meiner Leute für nur einen von seinen, wenn ich damit den Krieg gewinne ... richtig?«
Der besorgte Ausdruck auf McCartneys Gesicht warnte Amelio, dass seine Verbitterung durchklang. Aber er konnte sich nicht beherrschen. Es war, als sei ein Damm gebrochen. Der absolut lächerliche Tod Justin Leabos im eigenen Basislager war der letzte Tropfen gewesen. Die in Monaten verbissener Kämpfe aufgestauten Gefühle waren zu einer Flutwelle angewachsen.
McCartney schüttelte den Kopf, während sie versuchte, ihren Schreck zu verbergen. »Das stimmt ja alles, Generalhauptmann. Das ist Ihre Arbeit. Dafür wurden Sie ausgebildet. Aber dieser Plan ... Sie reden nicht von zwei Mann für einen. Sie reden darüber, eine ganze Einheit zu opfern.«
»Aber sie wird eine ganze Einheit mitnehmen.«
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