BattleTech 59: Stuerme des Schicksals
entspannte sich, wenn auch nur andeutungsweise. Das wenige, was sie von Heimdall wusste, sprach gegen eine Organisation fanatischer Meuchelmörder. Die Gruppe agierte hinter den Kulissen und war vor allem damit beschäftigt, den Einsatz Lokis bei inneren Angelegenheiten zu bekämpfen. Andererseits war Heimdall eine loyale Opposition lyranischer Patrioten.
Sie versuchte, sich Klarheit zu verschaffen. »Wenn Heimdall uns geholfen hat, Starlings Tod zu verschleiern, dürfen wir dann annehmen, dass Sie uns unterstützen?«
»So einfach ist das nicht, und das wissen Sie auch. Heimdall war nie die homogene Organisation, für die Außenstehende uns gehalten haben. Uns jetzt ist das erst recht so. Unsere Loyalitäten verteilen sich auf Victor und Katrina oder fallen irgendwo dazwischen.«
Francesca nahm es als schlechtes Zeichen, dass der Heimdall-Agent Victors Schwester Katrina nannte. »Da wir noch leben, nehme ich an, Ihre Leute fallen in diesen Mittelbereich.« Falls nicht, würde sie augenblicklich und gewaltsam reagieren müssen. Sie spannte die Muskeln.
Aber er nickte. »Diese Annahme ist korrekt. Und angesichts der drängenderen Probleme durch die Jadefalkenangriffe neigen wir dazu, diese Haltung beizubehalten. Deshalb bin ich hier, um herauszufinden, was genau Sie mit dieser Farce zu erreichen hoffen.«
»Wir haben vor, die Wahrheit herauszufinden«, antwortete Francesca. »Sie ans Tageslicht zu zerren, wo jedermann sie sehen kann. Wenn Sie Starlings jüngste Bilderserie kennen, wissen Sie, wer durch seine weitere Existenz das meiste zu verlieren hat. Helfen Sie uns.«
»Was für eine Art Hilfe stellen Sie sich vor?«
»Nicht mehr als das, was Sie bisher schon getan haben. Hindern Sie das LNC daran, Mr. Archie aufzumischen. Beschützen Sie seine Galerie. Falls möglich, unterstützen Sie die Untersuchung des Brandanschlags von heute Nacht und verkünden Sie deren Ergebnis von den Dächern. Machen Sie Katherine ein wenig nervös.«
Der Heimdall-Agent fixierte Francesca und Curaitis mit ungläubigem Blick. »Das kann man kaum als unvoreingenommene Nachforschung bezeichnen.«
»Da haben Sie Recht«, gestand sie ihm zu. »Sie ist voreingenommen. Aber was glauben Sie, wer für dieses kleine Abenteuer heute Nacht verantwortlich war?«
»Es könnte eine unautorisierte Operation gewesen sein. Sie könnte von Nondi Steiner oder einer Menge anderer Personen angeordnet worden sein.«
Curaitis schüttelte den Kopf. »Ich verfüge über eine Kopie des Befehls. Er kommt von Katherines persönlichem Geheimdienstoffizier auf New Avalon.«
Der Heimdall-Mann runzelte die Stirn. Als er das Gewicht von einem Fuß auf den anderen verlagerte, ließ er zum ersten Mal Unbehagen erkennen. Francesca war klar, dass Curaitis einen Volltreffer gelandet hatte. »Was wollen Sie noch, bevor Sie es glauben? Eine Kopie des Befehls mit ihrer persönlichen Unterschrift?«
»Nein«, wehrte der Mann ab. »Nein. Aber es gefällt mir trotzdem nicht, den Archon anzuklagen.«
Francesca deutete mit der Hand zum Fenster, durch das der Feuerschein von der anderen Seite des Platzes fiel. Noch war das Sirenengeheul der Feuerwehrwagen leise, es wurde aber stetig lauter. »Das Lyranische Nachrichtencorps klagt Katherine an. Sie machen es nur bekannt.«
Der Mann dachte eine volle Minute darüber nach, in der sich niemand im Raum bewegte, außer Mr. Archie, der die Arme um den Leib schlang, wie um sich davon zu überzeugen, dass dieses Gespräch tatsächlich stattfand. Francesca wusste nicht, was sie noch vorbringen konnte, um den Mann zu überzeugen, und als sie weiterreden wollte, nur um das Schweigen zu brechen, hielt Curaitis sie mit einem strengen Kopfschütteln auf.
Endlich nickte der Heimdall-Agent und setzte die Granate auf einem nahen Schreibtisch ab. Sie schlug mit einem hohlen Geräusch auf, an dem Francesca erkannte, dass nicht nur der Sicherungsstift fehlte, sondern auch die Ladung. Es war eine Attrappe. Ein Bluff.
»Sagen Sie mir, was genau Sie brauchen«, forderte der Mann.
18
Lago Veil, Marik
Marik-Commonwealth, Liga Freier Welten
10. November 3064
Die Ozawa-Rickard-Geschäftsräume am Ufer des Lago Veil wirkten auf Victor wie eine angenehme Mischung aus Ruhe und Modernität. Die Arbeitsbereiche waren hell erleuchtet und professionell eingerichtet, und die Angestellten erledigten ihre Aufgaben mit effizienter Entschiedenheit. Zugleich existierten aber auch zahlreiche Entspannungsgelegenheiten, duftende Gärten und Galerien mit den
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