BattleTech 60: Operation Risiko
sie haben noch nicht auf unser Batchall reagiert, franeg?«, fragte Daphne ungeduldig. Sie stellte ihm die Frage seit der Landung vor zwei Stunden schon zum zweiten Mal. Bei jeder anderen Gelegenheit hätte Phelan sie dafür zurechtgewiesen, diesmal aber war er nicht minder ungeduldig als sie.
Die Jadefalken hatten versucht, einen Pass über den Gebirgszug zu finden un d waren dabei gezwungen gewesen, sich im Gänsemarsch zu bewegen, mit zu wenig Spielraum, um auch nur den Mechtorso zu drehen. Eine Streife der 388. ComGuards-Division hatte sie entdeckt und angegriffen, bevor die Falken Gelegenheit gehabt hatten, sich aufzustellen. Zwei Trinärsterne Jadefalken waren bei diesem Gefecht untergegangen. Das hatte das Schlachtglück endgültig gewendet. Während Ranna und die ComGuards ihre Maschinen warteten, hatte Phelan sich entschieden, Archer Christiforis Keulenstrategie einzusetzen. Blue Hole schien ein gutes Ziel, da die Jadefalken die Welt schon zu Anfang des Vorstoßes in die Lyranische Allianz erobert hatten.
»Ich kann deine Verzweiflung verstehen, Daphne«, antwortete Phelan un d machte sich nicht die Mühe, ein Seufzen zu unterdrücken. »Wenn sie nicht bald antworten, werden wir ihnen einen Grund geben.« Falls der Jadefalkenkommandeur ihm nicht mitteilte, mit welchen Einheiten er Blue Hole verteidigen wollte, würde Phelan seine Truppen um die Operationsbasis des Gegners aufstellen, um den nötigen Druck aufzubauen.
Er bewegte den Wolfshund gerade einen Schritt vor, als sich das Kommsystem knisternd einschaltete. »Phelan Kell, hier spricht Sterncolonel Daniel Kyle vom 17. Krallensternhaufen der Gierfalkengalaxis, Clan Jadefalke. Ich habe dein Batchall empfangen, aber du bist nicht Clan, deshalb bin ich nicht verpflichtet, dir mitzuteilen, mit welchen Kräften ich diesen Planeten verteidige. Stattdessen fordere ich dich hiermit auf, diese Jadefalkenwelt auf der Stelle zu verlassen. Sonst werde ich gezwungen sein, dich zu vernichten.«
Phelan antwortete mit lautem, anhaltendem Gelächter. »Sterncolonel Daniel Kyle, wir sind der Wolfsclan. Wir haben deinen Nestlingen die Schwingen schon mehr als einmal gestutzt. Ich war schon Khan der Wölfe, als du noch in der Geschko gewesen bist. Wie kannst du unsere Existenz leugnen oder behaupten, wir hätten kein Recht auf die Ehre der Schlacht?«
»Was andere Falkenkrieger tun oder lassen, ist für mich nicht von Bedeutung, Phelan Kell«, erwiderte Kyle und verzichtete erneut bewusst darauf, ihn als Khan anzusprechen. »Wir haben die Verteidiger dieses Planeten besiegt un d er ist jetzt Teil des Jadefalken-Territoriums. Ich erkenne deinen Clan nicht an. Greif mich an, wenn du willst, aber ich werde meine Krieger anweisen, euch wie alle anderen Müllkrieger der Inneren Sphäre zu behandeln. In unseren Augen sind deine so genannten Wölfe nicht besser als die Banditenkaste, ein Abschaum, der zusammen mit allen Hinweisen auf seine Existenz ausgelöscht gehört. Ich werde nicht von ihnen verlangen, beim Kampf gegen euch irgendeine Ehrenregel zu beachten.«
Phelan dachte kurz nach. Kyle wa r ein Hardliner, so viel war klar. Ebenso deutlich war, was das für den bevorstehenden Kampf hieß. In einem ehrenhaften Gefecht stellten die Krieger sich zum Einzelduell un d konzentrierten ihr Feuer nicht auf einzelne Gegner, doch Kyle wollte seine Leute von allen derartigen Beschränkungen befreien. Falls die Falken wirklich auf jede Ehre verzichteten, um den Sieg zu erringen, stand ihnen tatsächlich ein brutales Gemetzel bevor.
»Dann bin ich gezwungen, all meine Kräfte einzusetzen«, stellte er fest.
»Was du tust oder lässt«, antwortete Kyle hochnäsig, »ist für mich ohne Gewicht.«
»Meine Krieger werden ehrenhaft kämpfen«, fuhr Phelan fort. »Jeder Bruch der Clan-Traditionen wird auf dich zurückfallen. Die Ehre auf diesem Schlachtfeld wird von deinem Handeln abhängen.«
»Meine Ehre geht dich nichts an. Was du denkst oder tust, interessiert mich nicht.«
»So sei es. Schlecht gehandelt, aber akzeptiert, Sterncolonel Daniel Kyle.«
Er schaltete auf einen Kanal um, der ihn mit allen Wölfen auf dem Planeten verband. »Goldene Keshik und Wölfe des Pirschenden Tods, bereit zum Ausrücken. Es wird Zeit, dass wir diese Jadefalken ein wenig Demut und die Bedeutung des Wörtchens >Respekt< lehren.«
* * *
Traufenwirr, Chapultepec
Melissia-Theater, Lyranische Allianz
Adam Steiner trat von der Rampe des Landungsschiffs un d schaute sich im Traufenwirr Chapultepecs um.
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