BattleTech 60: Operation Risiko
Phelan Kell war es gleichgültig. Ganz egal, wie sich der Mann entschied, am Endergebnis änderte es nichts. Melissia gehörte wieder zur Lyranischen Allianz.
2 5
Blackjack-Konfliktseminar-Ruinen, Blackjack Jadefalken-Besatzungszone
16. Dezember 3064
Es war Herbstanfang in Gray Dusk, dem Kontinent Blackjacks, auf dem Archer Christifori un d seine Truppen gelandet waren. Das Laub der Bäume änderte gerade die Farbe, un d die Ungebung war durchsetzt von leuchtenden Orangetönen, dunklem Rot und fahlem Gelb. Aus seinem Zelt, einer Flexiplastkuppel nahe der Ruinen einer Kaserne, schaute Archer hinaus und erinnerte sich an das letzte Mal, als er diese Bäume und ihr Farbenspiel bewundert hatte. Das war Jahre her, um genau zu sein 3048, als er das Blackjack-Konfliktseminar besucht hatte.
Zu jeder anderen Zeit hätte er jetzt einen Anflug von Nostalgie verspürt, doch die Kämpfe auf Twycross hatten Archer alle derartigen Anwandlungen ausgetrieben. Nach dem Abflug hatte er Stunden damit zugebracht, zwischen den Landungsschiffen hin un d her zu pendeln und die Verwundeten zu besuchen. Irgendwann hatte er sich einer Techcrew angeschlossen, die einen zerbeulten Atlas reparierte, in der Hoffnung, die körperliche Anstrengung würd e ihm zu geistiger Klarheit verhelfen. Seine Leute glaubten vielleicht, das machte ihn zu einem von ihnen, zu einem General, der sich nicht zu schade war, sich die Händ e schmutzig zu machen. In Wahrheit suchte Archer nu r nach einem Weg, den Schmerz und die Trauer zu unterdrücken, die er angesichts der Verluste empfand. Er war sich bewusst, dass er die Bodenhaftung nicht verlieren durfte, den Kontakt mit dem Feind, mit den Jadefalken. Der Vergangenheit konnte er später noch einen Besuch abstatten. Die Verluste waren hoch, aber seine Streitmacht hatte gewonnen. Das sollte genug sein ... oder?
Seit de n Tagen, als Archer hier Kadett gewesen war, hatte sich auf de m Gelände der alten Militärakademie viel verändert. Er hatte die Berichte darüber gelesen, wie die Jadefalken de n Planeten in der ursprünglichen Clan-Invasion erobert und die ihn verteidigenden Studenten zermalmt hatten. Dann hatte Clan Stahlviper die Welt kurzzeitig von de n Jadefalken übernomme n un d die Gebäude des Konfliktseminars in Schutt un d Asche gelegt. Kurz darauf hatten die Falken Blackjack zurückerobert un d angesichts der Nähe des Systems zur Grenze der Lyranischen Allianz hatten sie auch nicht die Absicht, es jemals wieder aufzugeben.
Jetzt, nachdem er die Ruinen gesehen hatte, bedauerte Archer die Entscheidung, seine Regimenter hier landen zu lassen. Die Akademie war dem Erdboden so gut wie gleichgemacht, un d die wenigen Ruinen, die noch als Gebäudereste erkennbar waren, bestanden eigentlich nur noch aus ein, zwei Mauern un d Schutthalden. Das Zentralgebäude des Blackjack-Konfliktseminars, ursprünglich ein großer, moderner Bau, war nur noch ein Haufen zerschlagener, verkohlter Steine und rostiger Metallträger, überwuchert von einem dichten Gewirr Dornenranken.
Die Ruinen waren das einzige Flachland auf Hunderte Kilometer, umgeben von steilen, spärlich bewaldeten Bergen, die von BattleMechs leicht zu überqueren waren. Nördlich des Seminars befand sich ein halb gerodeter Bereich, der früher als Manövergelände gedient hatte. Dahinter erstreckte sich der breite blaue Flusslauf des Monocacy. Die Region war unbewohnt un d inzwischen fast so etwas wie ein Naturpark.
Falls Katyas Informationen stimmten, hatte die Jadefalken-Einsatzgruppe fast fünfzig Kilometer nördlich des Monocacy aufgesetzt. Archer hatte Patrouillen ausgeschickt, um die Umgebung zu überwachen, hatte es aber nicht eilig, den Feind zu m Kampf zu stellen. Nicht ohne Verstärkung. In der Zwischenzeit hielten die Falken die Avenger-Luft/Raumjäger mit Gefechtspatrouillen in Atem. Archers Regimenter hatten seit Twycross keine Schlacht mehr geschlagen, un d er machte sich Gedanken um sie. Weniger um ihren physischen Zustand als um ihre Moral. Das brutale Gemetzel im Kampf gegen Galaxis Gamma der Jadefalken un d besonders die Falkengarde hatte vielen der unerfahrenen Soldaten schwer zugesetzt. Selbst einige der Veteranen zeigten nach den erbitterten, brutalen Kämpfen Anzeichen von Schock.
Immer noch im Eingang seines Zeltes stehend, bemerkte Archer überrascht Captain Thomas Sherwood, den Kommandeur seiner Kommandotruppen, der in Begleitung eines anderen Mannes näher kam, der den Eindruck eines Bettlers machte. Seine Kleidung war
Weitere Kostenlose Bücher