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Baudolino - Eco, U: Baudolino

Titel: Baudolino - Eco, U: Baudolino Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Umberto Eco
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zurück.
    Drei von ihnen waren inzwischen einverstanden, Ardzrouni mitzunehmen, die anderen zögerten noch. Boron fand, Ardzrouni habe immer noch das Aussehen eines Mannes von Rang, und Zosimos könne, auch aus Gründen der Achtung vor jenen zwölf ehrwürdigen Personen, als Reitknecht durchgehen. Der Poet wandte dagegen ein, die Magierkönige hätten entweder jeder zehn Knechte, oder sie reisten sehr geheimnisvoll allein. Ein einzelner Reitknecht würde daher einen schlechten Eindruck machen. Was die Köpfe angehe, so könnten sie die auch ohne Ardzrouni mitnehmen. An dieser Stelle brach Ardzrouni in Tränen aus und jammerte, sie wollten anscheinend wirklich seinen Tod. Kurz und gut, die Entscheidung wurde auf den nächsten Tag verschoben.
    Genau an diesem nächsten Tag, als die Sonne bereits hoch am Himmel stand und sie mit den Vorbereitungen fast fertig waren, merkte auf einmal jemand, dass schon den ganzen Morgen lang nichts von Zosimos zu sehen gewesen war. In der Hektik der beiden letzten Tage hatte ihn niemand mehr richtig bewacht, er hatte mitgeholfen, die Pferde zu zäumen und die Maultiere zu beladen, und war nicht mehrangekettet worden. Kyot entdeckte, dass eines der Maultiere fehlte, und Baudolino kam es wie eine Erleuchtung. »Die Köpfe«, rief er, »die Köpfe! Zosimos war der einzige außer mir und Ardzrouni, der wusste, wo sie sind!« Er lief mit allen im Schlepptau zu der kleinen Kammer hinunter und mußte feststellen, dass nur noch sechs Köpfe da waren.
    Ardzrouni schaute unter der Anrichte nach, ob vielleicht einer der Köpfe heruntergefallen war, und fand dreierlei: einen kleinen geschwärzten menschlichen Schädel, ein Siegel mit einem Zeta und getrocknete Siegellackreste. Damit war die Sache leider nur allzu klar: Zosimos hatte sich im allgemeinen Durcheinander des Vormittags den Gradal aus dem Schrein geholt, wohin Kyot ihn zurückgestellt hatte, war rasch in die Kammer hinuntergelaufen, hatte einen der Köpfe geöffnet, hatte den Schädel herausgenommen und statt dessen den Gradal hineingetan, hatte den Kopf mit seinem Siegellack aus Kalliupolis wieder versiegelt und zurückgestellt, war unschuldig wie ein Engel zu den anderen zurückgekehrt und hatte auf den rechten Moment gewartet. Als er dann hörte, dass die zum Aufbruch Bereiten die Köpfe untereinander aufteilen wollten, war ihm klar geworden, dass er nicht länger warten konnte.
     
    »Ich muss sagen, Kyrios Niketas, trotz meiner Wut, von dem Kerl überlistet worden zu sein, verspürte ich eine gewisse Erleichterung, und ich glaube, es ging uns allen so. Wir hatten den Schuldigen gefunden, einen Schuft von höchst glaubwürdiger Schuftigkeit, und waren nicht mehr versucht, uns gegenseitig zu verdächtigen. Zosimos' Schurkerei machte uns rasend, aber sie gab uns das wechselseitige Vertrauen zurück. Wir hatten keine Beweise dafür, dass Zosimos, nachdem er den Gradal gestohlen hatte, auch etwas mit Friedrichs Tod zu tun haben sollte, denn in der betreffenden Nacht war er die ganze Zeit an sein Bett gefesselt gewesen, aber das brachte uns auf die Hypothese des Poeten zurück, dass Friedrich womöglich nicht umgebracht worden war.«
     
    Sie versammelten sich, um zu beratschlagen. Vor allem war festzustellen, dass Zosimos – wenn er bei Einbruch der Nacht geflohen war – inzwischen einen Vorsprung von zwölf Stunden hatte. Der Porcelli erinnerte zwar daran, dass sie Pferde hatten und Zosimos nur ein Maultier, aber Baudolino gab zu bedenken, dass ringsum Berge waren, wer weiß bis wohin, und auf Bergpfaden kommen Maultiere schneller voran als Pferde. Kein Gedanke also, ihn einzuholen. Einen halben Tag Vorsprung hatte er, und einen halben Tag würde er auch behalten. Die einzige Möglichkeit war, zu überlegen, in welche Richtung er geflohen war, und dann dieselbe Richtung zu nehmen.
    So begann der Poet: »Nach Konstantinopel kann er sich nicht auf den Weg gemacht haben, denn erstens ist dort, mit Isaakios Angelos auf dem Thron, für ihn dicke Luft, und zweitens müsste er durch die Länder der Seldschuken, die wir gerade nach allerlei Misshelligkeiten hinter uns haben, und er weiß sehr wohl, dass sie ihm früher oder später das Fell über die Ohren ziehen würden. Die vernünftigste Hypothese ist, dass er, wo er doch diese Karte kennt, das gleiche will, was auch wir gewollt haben: zum Reich des Priesterkönigs gelangen, sich dort als Abgesandter Friedrichs oder wessen auch immer vorstellen, den Gradal zurückgeben und mit Ehren

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