Baudolino - Eco, U: Baudolino
Kommando des Porcelli unversehens vor den Invasoren aufzutauchen und mit ihren Blasrohren vergiftete Pfeile auf sie zu schießen. Nachdem die Reihen der Feinde durch diesen ersten Ansturm gelichtet sein würden, sollten hinter den Skiapoden die Giganten aufspringen, geführt von Aleramo Scaccabarozzi genannt il Ciula, um sich ihrer Pferde anzunehmen, aber, so hatte ihnen der Poet eingeschärft, solange sie nicht den Befehl zum Angriff erhielten, sollten sie sich auf allen vieren bewegen.
Sollte es einem Teil der Feinde gelingen, die Barriere der Giganten zu überwinden, so würden von zwei Seiten derEbene her einerseits die Pygmäen, geführt von Boidi, und andererseits die Blemmyer unter der Führung von Cuttica in Aktion treten. Durch den Pfeilhagel der Pygmäen zur anderen Seite getrieben, würden die Hunnen dort auf die Blemmyer stoßen, die, noch ehe sie zwischen den Farnen entdeckt wären, mit ihren Steinmessern unter die Pferde schlüpfen könnten.
Keiner von ihnen durfte jedoch zu viel riskieren. Sie sollten dem Feind ernste Verluste zufügen, aber die eigenen so gering wie möglich halten. Denn die Hauptwaffe in dieser Strategie waren die Nubier, die in der Mitte der Ebene warten sollten. Die Hunnen würden die ersten Zusammenstöße sicherlich überstehen, aber sie würden vor den Nubiern angeschlagen eintreffen, zahlenmäßig verringert und voller Wunden, und ihre Pferde würden sich zwischen den hohen Farnen nicht allzu schnell bewegen können. An diesem Punkt würden die kriegerischen Circumcellionen mit ihren todbringenden Keulen und ihrer legendären Verachtung der Gefahr zum Einsatz kommen.
»Einverstanden, zuschlagen und wegrennen ist die Parole«, sagte der Boidi, »die unüberwindliche Schranke werden die tapferen Circumcellionen sein.«
»Und ihr«, mahnte der Poet, »wenn die Hunnen bei euch durchgebrochen sind, müsst ihr sofort wieder eure Reihen schließen und euch zu einem Halbkreis auffächern, der mindestens eine halbe Meile lang ist. So dass, wenn die Feinde auf ihren kindischen Trick mit der vorgetäuschten Flucht zurückgreifen, um die Verfolger zu umzingeln, ihr dann statt dessen sie in die Zange nehmt, während sie euch direkt in die Arme laufen. Achtet darauf, dass keiner von ihnen am Leben bleibt. Ein besiegter Feind, der überlebt, sinnt früher oder später auf Rache. Sollte es einigen doch gelingen, euch und den Nubiern zu entkommen und in Richtung der Stadt durchzubrechen, dann stehen dort die Panothier bereit, um von oben über sie zu kommen, und einer solchen Überraschung hält keiner stand.«
Versehen mit einer Strategie, die so gründlich durchgeplant war, dass nichts dem Zufall überlassen blieb, versammelten sich die Kohorten nachts im Zentrum der Stadt, umim Licht der ersten Sterne in die Ebene hinauszuziehen, jede angeführt von ihrem jeweiligen Priester und jede in ihrer Sprache das Vaterunser singend, so dass ein majestätischer Chor entstand, wie man ihn nicht einmal bei den feierlichsten Prozessionen in Rom je gehört hatte:
Mael nio, kui vai o les zeal, aepseno lezai tio mita. Veze lezai tio tsaeleda.
O fat obas, kel binol in süs, paisalidumöz nemola. Komömöd monargän ola.
Pa isel, ka bi ni sieloes. Nom al zi bi santed. Klol alzi komi.
O baderus noderus, ki du esso in seluma, fakdade sankadus hanominanda duus, adfenade ha rennanda duus.
Amy Pornio dan chin Orhnio viey, gnayjorhe sai lory, eyfodere sai bagalin, johre dai domion.
Hai coba ggia rild dad, ha babi io sgymta, ha salta io velca ...
Als letzte kamen die Blemmyer, während Baudolino und der Poet sich schon fragten, was der Grund ihrer Verspätung war. Als sie erschienen, trug jeder von ihnen auf dem Rücken, festgebunden unter den Achseln, ein Gestell aus Schilfrohr, auf dem oben ein Vogelkopf befestigt war. Stolz erklärte Ardzrouni, dies sei seine neueste Erfindung. Die Hunnen würden einen Kopf erblicken und auf ihn zielen, und die Blemmyer würden im nächsten Augenblick unverletzt über sie herfallen. Baudolino meinte, das sei eine gute Idee, aber jetzt müssten sie sich beeilen, denn sie hätten nur noch wenige Stunden, um ihre Stellungen zu erreichen. Die Blemmyer schien es nicht zu stören, dass sie einen Kopf bekommen hatten, im Gegenteil, sie trugen ihn stolz erhoben, als hätten sie einen Federbuschhelm.
Baudolino, der Poet und Ardzrouni stiegen auf den Feldherrenhügel, von dem aus sie die Schlacht lenken sollten, und warteten auf die Morgenröte. Sie
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