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Baudolino - Eco, U: Baudolino

Titel: Baudolino - Eco, U: Baudolino Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Umberto Eco
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Galopps hielt er an, als er eine Gestalt sehr schnell auf sich zukommen sah. Es war Gavagai.
    »Du ganz ruhig sein«, sagte er. »Ich sie gesehen. Sie jetzt in Sicherheit.« Die gute Nachricht verwandelte sich jedoch rasch in eine Quelle der Verzweiflung, denn dies war es, was Gavagai zu berichten hatte: Die Hypatien waren rechtzeitig vor der Ankunft der Hunnen gewarnt worden, und zwar von den Satyrn, die von ihren Höhen herabgestiegen waren und sie zusammengeholt hatten. Als Gavagai eintraf, waren sie gerade dabei, sie fortzuführen, hinauf in die Berge, wo nur sie sich bewegen konnten und die Hunnen nie hingelangen würden. Hypatia hatte bis zuletzt gewartet, von ihren Gefährtinnen schon am Arm gezogen, um Nachricht von Baudolino zu hören, und sie hatte nicht mitgehen wollen, bevor sie nicht wusste, wie es ihm ergangen war. Als sie die Botschaft von Gavagai hörte, beruhigte sie sich, und unter Tränen lächelnd sagte sie ihm, er solle ihn von ihr grüßen, und zitternd trug sie ihm auf, ihm auszurichten, er solle fliehen, denn sein Leben sei in Gefahr, und schluchzend hinterließ sie ihm ihre letzte Botschaft: Sie liebe ihn, und sie würden sich niemals wiedersehen.
    Baudolino fuhr ihn an, er sei wohl verrückt geworden, er könne doch Hypatia nicht in die Berge gehen lassen, erwerde sie holen und mitnehmen. Aber Gavagai erwiderte, dafür sei es zu spät, denn bevor er dort hinkommen werde, wo übrigens inzwischen die Hunnen uneingeschränkt herrschten, würden die Hypatien schon wer weiß wo sein. Dann, seinen Respekt vor einem der Magier überwindend, legte er Baudolino eine Hand auf den Arm und wiederholte ihm Hypatias letzte Botschaft: Sie würde sogar auf ihn gewartet haben, aber ihre erste Pflicht sei es, ihr gemeinsames Geschöpf zu beschützen. »Sie gesagt: Ich immer bei mir Geschöpf, das mich erinnern an Baudolino.« Und von unten zu ihm aufblickend fragte er: »Du Geschöpf gemacht mit diesem Weibchen?«
    »Das geht dich gar nichts an«, erwiderte Baudolino undankbar. Gavagai verstummte.
    Baudolino zögerte noch, als seine Gefährten bei ihm eintrafen. Er machte sich klar, dass er ihnen nichts erklären konnte, nichts, was sie verstehen würden. Sodann versuchte er, sich selbst zu überzeugen. Es war alles so einsichtig: Der Wald war inzwischen vom Feind erobertes Land, die Hypatien hatten glücklich die Höhen erreicht, wo sie in Sicherheit waren, Hypatia hatte richtigerweise ihre Liebe zu Baudolino geopfert für die Liebe zu jenem werdenden Wesen, das sie von ihm hatte. Es war alles so herzzerreißend vernünftig, und es gab keine andere Wahl.
     
    »Ich war ja gewarnt worden, Kyrios Niketas: Der Demiurg hatte alles nur halb gemacht.«

 
    36. Kapitel
    Baudolino und die Vögel Roch
     
    »Armer unglücklicher Baudolino«, sagte Niketas so tief bewegt, dass er ganz vergaß, den mit Salz, Zwiebeln und Knoblauch gekochten Schweinekopf zu kosten, den Theophilattos den ganzen Winter über in einem kleinen Fass Meerwasser konserviert hatte. »Noch einmal, jedes Mal, wenn es dir unterkam, dich für etwas Wahres zu begeistern, hat dich das Schicksal bestraft.«
    »Seit jenem Abend sind wir drei Tage und drei Nächte ununterbrochen geritten, ohne zu schlafen, ohne zu essen und ohne zu trinken. Später erfuhr ich, dass meine Freunde Wunder an Schläue vollbracht hatten, um den Hunnen zu entgehen, auf die man im Umkreis von Meilen und Meilen überall stoßen konnte. Ich ließ mich führen. Ich folgte ihnen und dachte an Hypatia. Es ist richtig, sagte ich mir, dass es so gekommen ist. Hätte ich sie wirklich mitnehmen können? Hätte sie sich an eine ihr fremde Welt gewöhnt, der Unschuld des Waldes entzogen, der familiären Wärme ihrer Riten und der Gesellschaft ihrer Schwestern? Hätte sie darauf verzichtet, eine Auserwählte zu sein, dazu berufen, Gott zu erlösen? Ich hätte sie in eine Sklavin verwandelt, in eine unglückliche Sklavin. Und außerdem, ich hatte sie nie gefragt, wie alt sie war, aber sie hätte vielleicht zweimal meine Tochter sein können. Als ich Pndapetzim verließ, war ich, glaube ich, fünfundfünfzig Jahre alt. Ich war ihr jung und kräftig erschienen, weil ich der erste Mann war, den sie jemals gesehen hatte, aber ich ging in Wirklichkeit auf das Alter zu. Ich hätte ihr nur sehr wenig geben können und ihr alles genommen. Ich versuchte mir einzureden, dass die Dinge gegangen waren, wie sie gehen mussten. Sie mussten so gehen, dass sie mich für immerunglücklich machten. Wenn ich

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