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Baudolino - Eco, U: Baudolino

Titel: Baudolino - Eco, U: Baudolino Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Umberto Eco
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Hofalchimisten erhält, und nur wenn er ihr Gewicht in Gold aufwiegt? Alles, was dort verkauft wird, ist falsch, gerade gut genug für die Barbaren, die aus Ikonion kommen oder aus der balkanischen Wildnis. In den beiden Phiolen, die man euch gezeigt hat, war reines Wasser, und ob Friedrich die Flüssigkeit aus der Phiole deines Juden getrunken hätte oder die deines Freundes, den du Poet nennst, wäre dasselbe gewesen. Und dasselbe können wir für jenes wundertätige Herzmittel annehmen. Wenn es ein solches Herzmittel gäbe, würde es jeder Stratege horten, um seine verwundeten Soldatenwiederzubeleben und erneut in die Schlacht zu schicken. Im übrigen hast du mir erzählt, zu welchem Preis ihr diese Wunderdinge gekauft habt: Er war so lächerlich, dass er kaum die Mühe lohnte, das Wasser aus der Quelle zu holen und in die Phiolen zu füllen. Nun zu diesem Dionysios-Ohr. Das in Ardzrounis Burg hat nie richtig funktioniert. Spiele dieser Art mögen gelingen, wenn die Distanz zwischen der Öffnung, in die man hineinspricht, und der, aus der man die Stimme hört, sehr gering ist, sie funktionieren dann so ähnlich, wie wenn man die Hände trichterförmig an den Mund legt, um etwas weiter entfernt gehört zu werden. Aber in der Burg war der Gang, der von einem Stockwerk zum anderen führte, lang und gewunden und musste durch dicke Mauern ... Hat Ardzrouni euch seine Vorrichtung etwa ausprobieren lassen?«
    »Nein.«
    »Siehst du? Er zeigte sie seinen Gästen, um sich damit zu brüsten, und das war alles. Selbst wenn der Poet versucht hätte, mit Friedrich zu sprechen, und Friedrich wach geworden wäre, hätte er höchstens ein undeutliches Raunen aus dem Mund der Medusa gehört. Vielleicht hat Ardzrouni die Anlage benutzt, um dort einquartierte Gäste zu erschrecken und sie glauben zu machen, es gäbe Gespenster im Zimmer, aber mehr nicht. Dein Poet kann Friedrich auf diesem Weg keinerlei Nachricht geschickt haben.«
    »Aber die leere Schale am Boden, das Feuer im Kamin ...«
    »Du hast mir gesagt, dass Friedrich sich an jenem Abend nicht wohl fühlte. Er war den ganzen Tag lang geritten, unter der sengenden Sonne jener Länder, die einem heftig zusetzt, wenn man sie nicht gewohnt ist, er hatte viele Tage voll unaufhörlicher Irrfahrten und blutiger Schlachten hinter sich ... Er war sicher müde, geschwächt, vielleicht hatte er Fieber. Was tut man, wenn man nachts mit Fieberschauern aufwacht? Man versucht sich besser zuzudecken, aber wenn man Fieber hat, friert man auch unter den Decken. Dein Kaiser hat den Kamin angezündet. Danach hat er sich noch schlechter gefühlt als vorher, ihn überkam die Angst, er sei vergiftet worden, und da hat er sein unnützes Gegengift getrunken.«
    »Aber warum hat er sich noch schlechter gefühlt?«
    »Hier bin ich mir nicht mehr sicher, aber wenn man's genau bedenkt, sieht man gleich, dass es nur eine Antwort geben kann. Beschreib mir noch einmal diesen Kamin, so dass ich ihn gut vor mir sehen kann.«
    »Da waren runde Holzscheite auf einem Bett aus Reisig, da waren Zweige mit wohlriechenden Beeren ... und dann Brocken einer dunklen Materie, ich glaube, es war Kohle, aber überzogen mit etwas Öligem ...«
    »Das war Naphtha, auch Bitumen genannt, eine Substanz, die sich in großen Mengen zum Beispiel in Palästina findet, im sogenannten Toten Meer, wo das, was du für Wasser hältst, so dicht und schwer ist, dass du in jenem Meer nicht versinkst, sondern oben schwimmst wie ein Boot. Plinius schreibt, dass diese Substanz eine so enge Beziehung zum Feuer hat, dass sie es, wenn sie ihm nahe kommt, auflodern lässt. Was die Kohle angeht, so wissen wir alle, was sie ist, wenn man sie, wie ebenfalls Plinius schreibt, aus Eichen gewinnt, indem man frische Zweige in einem Meiler verbrennt, das heißt in einem konusförmigen Haufen mit einem Überzug aus nasser Tonerde, in die Löcher gemacht worden sind, damit die ganze Feuchtigkeit während der Verbrennung abziehen kann. Aber manchmal wird das auch mit anderen Hölzern gemacht, deren Eigenschaften nicht immer bekannt sind. Nun haben viele Ärzte beobachtet, was geschieht, wenn man die Dämpfe einer schlechten Kohle einatmet, zumal wenn sie durch die Vereinigung mit bestimmten Arten von Bitumen noch gefährlicher wird. Es strömen dann giftige Dämpfe aus, die viel subtiler und tückischer sind als der Rauch, der sichtbar von einem Feuer aufsteigt, so dass es genügt, ein Fenster zu öffnen, um ihn loszuwerden. Diese Dämpfe dagegen sind

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