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Baudolino

Baudolino

Titel: Baudolino Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Umberto Eco
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Grund eines Flusses, aber angeordnet wie ein lebhaftes Mosaik; auf dem Kopf eine weiße Kapuze mit zahlreichen Schleifchen; an Armen, Handgelenken und Fingern Bänder und Ringe aus geflochtener Kordel. Die Männer in der ersten Reihe spielten Pfeifen und Trommeln, die in der zweiten trugen ihre riesigen Keulen auf der Schulter, die in der dritten hatten nur einen Bogen umgehängt.
    Danach kam ein Aufmarsch derer, die zweifellos die
    Eunuchen waren: in weite weiche Gewänder gehüllt,
    geschminkt wie Frauen und gekrönt mit Turbanen, hoch wie Kathedralen. Der in der Mitte trug ein Tablett mit Fladen. Am Ende, rechts und links begleitet von zwei Nubiern, die Fächer aus Pfauenfedern über seinem Kopf wedelten, kam der, welcher offenkundig der höchste Würdenträger dieses Aufmarsches war: auf dem Kopf ein Turban, hoch wie zwei Kathedralen, ein kompliziertes Gebilde aus seidenen Tüchern in verschiedenen Farben, an den Ohren Anhänger aus bunten Steinen, an den
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    Armen Bänder mit schillernden Vogelfedern. Auch er trug ein langes Kleid, das bis zu den Füßen reichte, an der Hüfte jedoch mit einer handbreiten Schärpe aus blauer Seide
    zusammengehalten wurde, und auf der Brust ein Kreuz aus bemaltem Holz. Er war ein Mann in fortgeschrittenem Alter, die rotgeschminkten Lippen und die schwarzumrandeten Augen
    bildeten einen scharfen Kontrast zu seiner schlaffen gelblichen Haut und ließen ein mächtiges, bei jedem Schritt wabbelndes Doppelkinn um so stärker hervortreten. Er hatte feiste Hände mit überlangen, rosa lackierten und messerscharf geschliffenen Fingernägeln.
    Der Zug hielt vor den Besuchern an, die Nubier stellten sich
    .in zwei Reihen auf, indes die Eunuchen niedereren Ranges vor den Gästen niederknieten und der mit dem Tablett sich
    verbeugte und die Fladen anbot. Baudolino und die Seinen wußten zuerst nicht recht, was sie tun sollten, dann stiegen sie ab, nahmen sich von den Fladen, kauten artig und verbeugten sich ihrerseits. Daraufhin trat endlich der Obereunuche vor, warf sich der Länge nach mit dem Gesicht nach unten auf den Boden, erhob sich dann wieder und sprach sie auf Griechisch an.
    »Seit der Geburt Unseres Herrn Jesus Christus erwarten wir eure Rückkehr, wenn ihr, woran ich nicht zweifle, diejenigen seid, für die wir euch halten, und es schmerzt mich zu hören, daß der zwölfte unter euch - doch ein erster unter allen Christen wie ihr - durch die erbarmungslose Natur vom Wege abgebracht worden ist. Während ich unsere Wachen anweise, unermüdlich nach ihm Ausschau zu halten, wünsche ich euch einen
    glücklichen Aufenthalt in Pndapetzim«, sprach er mit
    Knabenstimme. »Dies sage ich euch im Namen des Diakons
    Johannes, ich, Praxeas, Oberhaupt der Eunuchen am Hofe, Protonotarios der Provinz, einziger Legat des Diakons beim Priester, oberster Wächter und Logothet des Geheimen Weges.«
    Er sprach, als müßten auch Magier von soviel Würde
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    beeindruckt sein.
    »Oh, basta la«, murmelte Aleramo Scaccabarozzi genannt il Ciula, »hört euch bloß den an!«
    Baudolino hatte schon oft darüber nachgedacht, wie er sich dem Priester Johannes vorstellen würde, aber noch nie, wie man sich einem Obereunuchen im Dienst des Diakons eines Priesters vorstellte. So beschloß er, sich an das zu halten, was sie sich vorgenommen hatten. »Herr«, sagte er, »groß ist unsere Freude, in diese edle, reiche und wunderbare Stadt Pndapetzim gelangt zu sein, die schönste und blühendste, die wir auf unserer Reise gesehen haben. Wir kommen von weit her, um dem Priester Johannes die höchste Reliquie der Christenheit zu bringen: den Kelch, aus welchem Unser Herr Jesus während des Letzten Abendmahles getrunken hat. Leider hat der Dämon, neiderfüllt, wie er ist, die Kräfte der Natur gegen uns entfesselt und einen unserer Mitbrüder unterwegs sich verirren lassen, dummerweise gerade den, der das Geschenk bei sich trug und mit ihm weitere Zeugnisse unserer Hochachtung für den Priester...«
    »Wie beispielsweise«, fügte der Poet hinzu, »hundert Barren massives Gold, zweihundert große Affen, eine Krone aus
    tausend Goldlire mit Smaragden, zehn unschätzbare
    Perlenschnüre, achtzig Kästen Elfenbein, fünf Elefanten, drei gezähmte Leoparden, dreißig menschenfressende Hunde und dreißig Kampfstiere, dreihundert Elefantenzähne, tausend Pantherfelle und dreitausend Stangen Ebenholz...«
    »Wir hatten schon von diesen uns unbekannten Reichtümern und Substanzen gehört, an denen das Land der

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