Baudolino
Augenblick.
Dann beschloß ich, dann beschloß mein Körper für meine Seele, oder meine Seele für meinen Körper, daß es wunderschön war, was ich da sah und berührte, denn es war Hypatia, und auch ihre Tiernatur hatte teil an ihrer Anmut, dieses weiche gekräuselte Fell war das Begehrenswerteste, was ich je begehrt hatte, es roch nach Moschus, und diese vorher verborgenen Gliedmaßen waren von der Hand eines Künstlers gestaltet, und ich liebte, ich begehrte und liebte dieses nach Wald duftende Geschöpf, und ich hätte Hypatia auch geliebt, wenn sie die Gestalt einer Chimäre, eines Ichneumons, einer Hornviper gehabt hätte.«
So kam es, daß Hypatia und Baudolino sich vereinten, bis der Abend kam, und als sie schließlich erschöpft waren, blieben sie noch lange beieinander liegen, einander liebkosend und sich zärtliche Namen gebend und alles um sich herum vergessend.
»Meine Seele ist auf- und davongeflogen wie eine Flamme«, sagte Hypatia. »Mir scheint, ich bin ein Teil des gestirnten Himmels geworden...« Sie hörte nicht auf, den Körper des Geliebten zu erforschen. »Wie schön du bist, Baudolino. Aber auch ihr Menschen seid Monster«, scherzte sie. »Du hast lange weiße Beine ohne Fell und die Füße so groß wie die von zwei Skiapoden! Aber du bist trotzdem schön, ja noch schöner...« Er küßte ihr schweigend die Augen.
»Haben die Frauen der Menschen auch so lange Beine?«
fragte sie mit gerunzelter Stirn. »Hast du... die Ekstase an der Seite von Langbeinigen erlebt?«
»Ich wußte ja nicht, daß es dich gibt, mein Lieb.«
»Ich will nicht, daß du jemals wieder die Beine von
Menschenfrauen betrachtest.« Er küßte ihr schweigend die Hufe.
Es wurde dunkel, und sie mußten sich trennen. »Ich glaube«, murmelte Hypatia, während sie hoch einmal seine Lippen
streifte, »ich werde meinen Gefährtinnen nichts erzählen. Sie
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würden vielleicht nichts verstehen, sie wissen ja nicht, daß es auch diese Art des Aufstiegs in höhere Regionen gibt. Bis morgen, mein Lieb. Hörst du? Ich nenne dich so, wie du mich genannt hast. Ich erwarte dich.«
»So vergingen einige Monate, es waren die schönsten und reinsten meines Lebens. Ich ritt jeden Tag zum See, und wenn ich nicht konnte, diente uns der treue Gavagai als Liebesbote.
Ich hoffte, daß die Weißen Hunnen nie kommen würden und daß dieses Warten in Pndapetzim bis zu meinem Tod andauerte und darüber hinaus. Aber ich fühlte mich, als ob ich den Tod besiegt hätte.«
Eines Tages dann, viele Monate später, nachdem sie sich ihm mit der gleichen Leidenschaft wie stets hingegeben hatte und noch kaum zur Ruhe gekommen war, sagte Hypatia zu
Baudolino: »Mit mir geht etwas vor. Ich weiß, was es ist, denn ich habe die Geständnisse meiner Gefährtinnen gehört, wenn sie von der Nacht mit den Befruchtern zurückkamen. Ich glaube, ich habe ein Kind im Leib.«
Baudolino empfand im ersten Moment nur eine unsägliche
Freude, er küßte diesen gesegneten Leib, ob gesegnet von Gott oder von den Archonten. Dann kamen ihm Sorgen: Hypatia
würde den anderen ihren Zustand nicht verbergen können, was würde sie tun? »Ich werde der Großen Mutter die Wahrheit beichten«, sagte sie. »Sie wird verstehen. Jemand, etwas hat gewollt, daß ich das, was die anderen mit den Befruchtern tun, mit dir getan habe. Es war richtig, entsprechend dem guten Teil der Natur. Sie wird es mir nicht vorwerfen können.«
»Aber du wirst neun Monate lang von der Gemeinschaft
gehütet werden, und danach werde ich das neugeborene Wesen nie zu sehen bekommen.«
»Ich werde noch oft herkommen. Es dauert lange, bis der Bauch so dick wird, daß alle es merken. Wir werden uns nur in
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den letzten Monaten nicht sehen können, wenn ich der Großen Mutter alles gesagt habe. Und was das neugeborene Wesen angeht - wenn es ein männliches ist, wird man es dir geben, und wenn es ein weibliches ist, betrifft es dich nicht. So will es die Natur.«
»So wollen es dein Blödmann von Demiurg und diese halben Ziegen, mit denen du lebst!« schrie Baudolino außer sich. »Das neue Wesen gehört auch mir, ob es weiblich oder männlich ist!«
»Wie schön du bist, wenn du dich erzürnst, auch wenn man das nie sollte«, sagte sie und küßte ihn auf die Nase.
»Mach dir doch klar, daß sie dich nach der Geburt nicht mehr zu mir lassen werden, so wie deine Gefährtinnen nie ihre Befruchter wiedergesehen haben! So will es doch, eurer
Meinung nach, die Natur, oder nicht?«
Sie
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