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Bauern, Bonzen und Bomben

Titel: Bauern, Bonzen und Bomben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Fallada
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Abonnenten?«
    »Gott, die Abonnenten sind doch nun mal an ihre ›Chronik‹ gewöhnt. Das sind doch alles alte Leute. Da kann drinstehen, was will, es gefällt ihnen.«
    »Alles alte Leute? Wir haben doch keine siebentausend alten Leute in Altholm?«
    »Siebentausend? Glauben Sie denn auch an die siebentausend? Wir haben doch keine siebentausend Abonnenten!«
    »Ich glaube gar nichts. Ich habe nur gehört, daß die |326| ›Chronik‹ mit einer Bescheinigung krebsen geht, daß sie siebentausend Abonnenten hat.«
    »Die Bescheinigung gibt es«, bestätigt Tredup eifrig. »Ich geh doch selber damit Inserate werben. Aber die Bescheinigung ist alt, schon über drei Jahre. Und wir verlieren doch jeden Monat sechzig, achtzig Abonnenten.«
    Gareis rechnet. »Dann hätten Sie ja nur noch viertausendfünfhundert Abonnenten?«
    »Ja. Nein. Ich glaube nicht, daß wir die noch haben. Ich bin mal bei den Büchern gewesen, wie der Wenk – das ist unser Geschäftsführer – in Urlaub war. Da komme ich höchstens auf viertausend.«
    »So. Na ja. Schließlich machen das fast alle Zeitungen, mal gröber, mal feiner. Natürlich nicht die wirklich großen, aber die mittleren und die kleinen alle. Da ist nichts Besonderes dabei. Wer hat denn die Bescheinigung ausgestellt? Ein Notar?«
    »Ja. Notar Pepper am Marktplatz. Aber damals war alles in Ordnung. Damals stimmte es noch.«
    »Schön. Gut. Können Sie mir wohl mal die Bescheinigung zeigen, Tredup?«
    »Schlecht. Nein, wirklich, Herr Bürgermeister, ich täte es so gerne, aber der Wenk hat sie im Geldschrank, und ich kriege sie nur in die Finger, wenn ein neuer Kunde mit einem großen Auftrag winkt.«
    »Hindernisse«, sagt der Bürgermeister ungnädig. »Bei Ihnen hat man ewig Hindernisse. Man muß auch mal schneidig sein können, was wagen.«
    »Ich will es ja gerne versuchen. Der Wenk läßt manchmal den Schlüssel am Geldschrank stecken, wenn er einen heben geht. Aber bis hierher zum Rathaus damit? Genügt es nicht, wenn ich eine Abschrift bringe?«
    »Abschrift! Abschrift! Na ja, meinethalben auch eine Abschrift. Aber es mußte heute noch sein.«
    »Heute? Ich weiß doch nicht, ob der Wenk heute noch trinken geht.« Eilig: »Aber ich will sehen, vielleicht macht es sich.«
    |327| »Also sehen Sie zu. Na, denn auf heute abend. Wenn ich nicht hier bin, können Sie es ruhig meinem Sekretär Piekbusch geben.«
    »Und nicht wahr, Herr Bürgermeister, Sie denken auch mal an mich? Wenn ein Hausmeisterposten frei wird? Jetzt, wo ich in der Partei bin?«
    »Guten Morgen, Herr Tredup. Ich denke auch mal an Sie. Natürlich tue ich das. Guten Morgen.«
    »Guten Morgen, Herr Bürgermeister. Und auch schönen Dank!«

    3

    Gareis lacht strahlend und fett, als Manzow bei ihm eintritt. »Mensch Franz, wie siehst du aus! Ganz grün und gelb, der reine Frühlingswald. Kommt das vom Saufen?«
    »Von den Sorgen kommt das«, sagt Manzow mürrisch. »Seit dein Frerksen den Salat angerührt hat, stocken alle Geschäfte.«
    »Die stocken jeden Sommer«, sagt der Bürgermeister gleichmütig. »Nur diesmal habt ihr das Schwein, daß ein Prügeljunge da ist … Aber wirklich, Franz, du solltest nicht soviel saufen. Es bekommt dir nicht.«
    »Mir tut Alkohol nichts.«
    »Ja, wenn du mager wärst! Aber bei uns fetten Leuten schlägt der Alkohol immer aufs Herz. Ich habe schon bei jedem halben Liter Angst, den ich trinke.«
    »Ich nur bei jedem halben Liter, den ich nicht trinke.«
    Doch Gareis ist hartnäckig. »Aber, wirklich, Franz, du siehst schlecht aus. So was bekommt dir nicht. So was solltest du jetzt lassen.«
    »Was, was?«
    »Na ja, in einem halben Jahr sind die Wahlen. Und ein anständiges Lokal ist das Rote Kabuff auch nicht grade.«
    Manzow glotzt, aber sehr kurze Zeit nur. »Da soll doch der Henker … Wer hat denn da schon wieder …? Kaum ist |328| man im Haus, da weiß schon der Polizeichef … Ich sage dir, Bürgermeister, du solltest diese Nutten nicht als Spitzel gebrauchen.«
    »Ihr macht es zu schlimm, Franz. Die Leute zerreißen sich die Mäuler. Und dann, mit wem machst du so was? Mit einem Autochauffeur, mit einem jungen Dachs! Das muß ja Stunk geben!«
    Einen Augenblick ist Manzow klein. »Gott ja, ich habe es mir nicht überlegt. Ich war so wütend. Was war schiefgegangen. Aber …« Und schon bekommt er wieder Oberwasser. »Aber du hast es auch grade nötig, dich aufzupusten. Ich sage bloß Stettin.«
    Der Gareis bleibt ungerührt. »Stettin ist Stettin und Altholm Altholm.

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