Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Bauern, Bonzen und Bomben

Titel: Bauern, Bonzen und Bomben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Fallada
Vom Netzwerk:
Boykotts wird geleugnet? Die Bauern auf dem Markt werden boykottiert? Schweigen über den sechsundzwanzigsten Juli?«
    »Ja. Ist alles beschlossen.«
    »Gut. Sehr gut. Also, Franz, dann wünsche ich euch morgen viel Glück in Stolpe. Ich kann leider nicht hin. Muß nach |331| Stettin, wegen Blosseregulierung. Du kommst dann übermorgen und erzählst mir. Atjüs derweilen.«
    »Atjüs, Bürgermeister.«
    Der dicke Gareis starrt. Er hat ein Gefühl: Es ist alles so läppisch, es ist alles so dumm, es ist alles so blödsinnig – es lohnt ja alles nicht. Warum knie ich mich hinein mit meiner ganzen Person? Mit meiner ganzen Arbeit? Ich bin genauso blöd.
    Er hat ein anderes Gefühl: Dies geht nicht gut aus. Dies kann nicht gut enden.
    Drittens weiß er: Er muß handeln. Immer weiter den Weg, da man nicht zurück will und beispielsweise den Frerksen preisgeben. Er muß auf den Klingelknopf drücken und Assessor Stein holen lassen. Es muß schnell gehandelt werden, ganz schnell.
    Es lohnt sich nicht. Außerdem geht es nicht gut aus. Aber handeln muß ich.
    Er drückt auf den Klingelknopf.
    »Schicken Sie mir Assessor Stein. Und kommen Sie mit ihm zurück.«
    Als die beiden da sind:
    »Kinder, es geht jetzt wirklich los. Ich fahre sofort nach Berlin zum Minister. Die hetzen den Temborius gegen uns. Hetze ich den Minister. Offiziell bin ich in Stettin wegen der Blosseregulierung. Das Auto bringt mich bis nach Stettin. Morgen abend bin ich zurück.
    Drehen, winden, ausweichen, Stein. Verstanden? Und noch eins: Der Schnüffler Tredup wird einen Brief bringen, Piekbusch. Sagen Sie, es ist gut. Und sorgen Sie, daß der nicht wieder verlorengeht. Am besten tragen Sie ihn bei sich.
    Wenn ich nur den Minister erwische. Der Frerksen soll sich möglichst wenig auf der Straße sehen lassen, Stein. Also macht es gut, alle mittersamt! Guten Morgen, Kinder!«
    Er schnauft schon auf dem Gang.

    |332| 4

    »Sag mal, willst du heute gar kein Mittag machen?« fragt Wenk den Tredup, der ziellos und zerfahren in den Räumen der »Chronik« umherstreicht.
    »Ich warte auf Stuff, ich muß ihn noch sprechen.«
    »Stuff ist doch heute auf dem Schöffengericht. Der kommt doch nicht vor vier.«
    »Dann ruft er mich noch an. Er weiß, daß ich warte«, lügt Tredup und streicht wieder ab, durch die Redaktion in die Setzerei, in den Maschinensaal, wo aus der Rotationspresse die ersten Exemplare der neuesten »Chronik« kommen.
    Er fischt sich ein Blatt, noch eines für Wenk und taucht wieder in der Expedition auf.
    »Da. Das Neueste.«
    Aber er hat keine Ruhe zum Lesen und fragt Wenk über die Zeitung fort: »Du, sag mal, Wenk, was steht eigentlich auf unserer Bescheinigung? Siebentausend oder siebentausendzweihundert?«
    »Siebentausendeinhundertsechzig. Warum willst du das denn wissen?«
    »Ach, der Fritze aus dem Warenhaus wollte eine Beilage machen und darum die ganz genaue Zahl. Du bist doch sicher?«
    »Siebentausendeinhundertsechzig. Das weiß ich genau.«
    Pause. Wenk liest eifrig. Tredup zergrübelt sein Hirn. Er schielt nach dem Geldschrank, an dem die Schlüssel stecken, in dem die Bescheinigung liegt, fünf Schritte ab, unerreichbar. Und der Bürgermeister wartet.
    »Eigentlich ist es doch eine verdammt mulmige Sache mit so ’ner Bescheinigung. Eigentlich ist es doch direkter Schwindel, Wenk. Hat der Gebhardt denn gesagt, daß wir sie noch weiter benutzen sollen?«
    »Gewiß hat er das gesagt.«
    »War da jemand bei, als er das gesagt hat?«
    »Nein.«
    »Und du glaubst, wenn es mal rauskommt, daß es Schwindel |333| ist, und du oder ich, wir stehen vor Gericht, er hebt den Finger hoch und schwört, daß er uns den Auftrag gegeben hat?«
    »Wie soll denn das rauskommen? Außerdem haben wir ziemlich siebentausend.«
    »Na, na. Das Zählwerk an der Rotationsmaschine zeigt ganz was anderes.«
    »Quatsch nicht. Das Zählwerk ist schon seit einem halben Jahr kaputt.«
    »Aber der Papierverbrauch? Danach kann man doch nachrechnen, wie groß unsere Auflage ist?«
    »Wer soll denn unsern Papierverbrauch nachrechnen? Das kann ich ja nicht mal. Der Maschinenmeister sagt, wenn die letzte Rolle drankommt, und dann bestell ich wieder.«
    »Aber mit den Beilagen! Wenn wir nun irgendeinen Prospekt beizulegen haben und der schickt uns siebentausendzweihundert, wo bleibt dann der Rest?«
    »Dann haben wir billige Heizung für den Bleiofen. Und nun laß mich endlich meine Zeitung in Ruhe lesen.«
    »Aber das ist doch direkter Beschiß!«
    »Natürlich ist

Weitere Kostenlose Bücher