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Bauern, Bonzen und Bomben

Titel: Bauern, Bonzen und Bomben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Fallada
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– Warum warst du denn so wütend?«
    »Gott, die Geschäfte! Glaubst du, die Hausierer verkaufen ein Paar Schnürsenkel?«
    »Und das feierst du mit einem Chauffeur, mit einem Medizinalrat und mit einem Bücherrevisor? Haben euch denn die Bauern so arg abfallen lassen?«
    Diesmal verschlägt es dem Manzow etwas länger die Rede. Schließlich: »Das weißt du aber nicht durch die Nutten!«
    Gareis sonnt sich ein bißchen. Gareis prahlt ein bißchen. »Ich weiß alles, Franz. Hier …« – er tippt auf den Schreibtisch –, »hier laufen die Fäden zusammen. Ihr seht immer nur ein Eckchen. Ich habe den großen Überblick.«
    »Wer hat da wieder nicht dichtgehalten …?« grübelt der Grossist.
    »Übrigens«, sagt Gareis gleichgültig, »wieviel Auflage, glaubst du, hat die ›Chronik‹?«
    »Die ›Chronik‹? Das kann ich dir genau sagen. Ich inseriere doch da. Siebentausend.« Mißtrauisch: »Wieso kommst du plötzlich auf die ›Chronik‹?«
    »Gar nichts. Das fiel mir grade ein.«
    »Hat Stuff was erzählt? Aber Stuff kann nichts wissen. Stuff – Lienau, der Medizinalrat! Das Schwein wollte auch sein Ehrenwort nicht geben.«
    |329| »Aber es kann dir doch piepe sein, woher ich es weiß. Hauptsache, daß ich weiß, die Versöhnung ist erledigt.«
    »Quatsch! Wenn der Stuff diese Äppelei von den Bauern gestern in die Zeitung bringt, bin ich erledigt, lächerlich geworden.«
    »Bist du! Wie kann man sich auch so nasführen lassen.«
    »Deswegen bin ich ja so wütend. Aber ich dachte, Bauern, Gott, was sollen die schon viel tun? Und dann hetzen sie einen fünf Stunden im Auto über Land, bis man in der eigenen Viehhalle landet.«
    Gareis lacht schallend.
    »Du, Bürgermeister, das hast du aber noch nicht gewußt!«
    »Natürlich hab ich das. Ich will dir nur begreiflich machen, wie sich deine Mitbürger freuen werden, wenn sie das lesen.«
    »Na, nicht so hoch raus! Bei manchen Punkten werden sie auch ›ja‹ schreien, so, wenn sie lesen, daß du und der Frerksen abgesetzt werden sollt.«
    »Möglich. Und bei anderm schreien sie ›nein‹. Was gibst du, wenn ich dafür sorge, daß keine altholmsche Zeitung was von dem Kohl bringt?«
    »Wir machen mit dir mit. Wir folgen deinen Vorschlägen.«
    »Gott«, sagt der Bürgermeister. »Was für ein kostbarer Lohn! Was bleibt euch denn jetzt anderes übrig? Das eine ist schiefgegangen, müßt ihr eben das andere tun.«
    »Siehst du«, sagt Manzow mit Nachdruck. »Alles weißt du eben doch nicht.«
    »Was weiß ich nicht?«
    »Von den Telegrammen weißt du nichts, und von der Kommission, die morgen früh abreist, weißt du auch nichts.«
    »Gott, Wichtigkeit! Was ist es denn? Wollt ihr wieder versöhnen?«
    »Tu doch nicht so, Bürgermeister! Wenn ich dir das erzähle, wenn ich mein strenges Schweigegebot verletze, sorgst du dann dafür, daß die Zeitungen die Fresse halten?«
    »Die altholmschen, ja. Gegen die andern kann ich nichts machen.«
    |330| »Gut. Das ist fest abgemacht? – Wie also unsere Leute heute früh hörten, es ist nichts mit der Versöhnung und der Boykott geht weiter, da waren alle Hosen randvoll. Und um sie zu beruhigen, haben alle Organisationen einen Telegrammregen über Temborius niedergehen lassen, daß der vermitteln soll, die Untersuchung beschleunigt, die Schuldigen bestraft.
    Und morgen reist eine Kommission zum Temborius und stellt ihm vor, wie schlimm der Boykott ist, weil du doch überall erzählst, er tut keine Wirkung.«
    »So? Und du bist da auch dabei?«
    »Ich bin natürlich dabei. Ich bin sogar Wortführer.«
    »Und was willst du eigentlich hier?«
    »Sagen, daß wir deine Vorschläge annehmen von neulich. Wir machen mit: Boykott gegen Boykott.«
    Der Bürgermeister war so finster wie die Nacht, war so wütend wie ein Bulle. Der Manzow hatte nur artig antworten dürfen, sonst nichts. Ängstliche, eilige, schielende Seitenblicke wirft er nach dem Zürnenden, sehr besorgt, sein Auge zu vermeiden, voller Angst vor dem Ausbruch.
    Der kommt, aber anders wie erwartet. In einem dröhnenden Gelächter löst der Bürgermeister Spannung und Wut.
    »O ihr Kälber!« schreit er. »Ihr Einerseits-andrerseits-Hammel! Meine Vorschläge annehmen und zum Präsidenten fahren und meine Bestrafung verlangen! Ihr Ochsen! Ihr Idioten!«
    »Deine Bestrafung?« fragt ernst Manzow. »Die Bestrafung der Schuldigen.«
    »Geh, Franz, bitte geh! Mein Bedarf an Humor ist gedeckt. Also, ihr kämpft – bis auf weiteres – in meiner Front? Die Wirkung des

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