Bauern, Bonzen und Bomben
Bomben. Ich bin gut danach zurechtgekommen.«
Banz zieht es vor, die Augen wieder zuzumachen. Er weiß von nichts. Er hört nichts.
Der Mann brabbelt weiter: »Ich hab mir das ganze Zeugs auf den Müllbergen zusammengesucht: Bretter und Konservendose und Drähte und Batterie und Wecker. Bei mir kann keiner aus den Teilen raten, von wo die Bombe kommt.«
Banz schläft fest.
»Dann hab ich Uhrmacher gelernt. Mein Feldwebel hat geflucht, als ich ihr ihren Wecker auseinandergenommen habe. Aber ich habe schön daran gelernt, und der vom Müllhaufen geht jetzt prima. Der haut los, wann ich will. Auf die Minute.«
Banz schnarcht schon.
»Und die Batterie kriegt man auch wieder zurecht. Das ist ein Unsinn, die Dinger wegzuschmeißen. Das macht man mit Säure, und oben das Harz, das kriegt man auch los. Und dann ladet man die. Du sollst mal sehen, was für einen feinen Funken das gibt, wenn mein Wecker loshaut.«
Banz schläft.
|357| »Nun fehlt nur noch die Füllung von der Konservendose. Na, die bekomme ich schon, was?«
Aber Banz schläft.
Die Uniform sagt: »Ich habe überlegt, wen ich nehme: den Gareis oder den Frerksen. Der Frerksen hat wohl zuerst losgehauen und hat die Polizei auf die Bauern kommandiert, aber der Henning hat doch gesagt: Der Gareis ist das Schwein.«
Banz blinzelt.
»Henning hat gesagt: Wenn die Oberen nicht wollen, hat der Frerksen den Schwanz zwischen den Beinen. Der Gareis hat die Bauern reingelockt. Der Henning sagt: Erst hat er freundlich getan und alles erlaubt, bloß daß sie demonstrieren. Damit er auch welche hat, in die er reinhauen kann, zum Exempel, weil sie keine Steuern zahlen und das mit den Ochsen gemacht haben.«
Banz hört zu.
Der Mann erklärt: »Der Henning liegt doch noch im Krankenhaus. Und wir müssen Posten stehen vor seiner Tür, weil er Gefangener ist. Da habe ich ihn kennengelernt.«
»Warum liegt Henning denn im Krankenhaus?«
Der Zickenbart ist ganz Verachtung. »Das weißt du nicht? Du bist der richtige Kuhbauer! Weißt nichts von der Welt. Weil der Henning die Fahne nicht hat hergeben wollen, haben die ihn doch zusammengehauen in Altholm, daß er ein Krüppel bleibt sein Leben lang.«
»So. Ja«, sagt Banz. »Das habe ich, glaube ich, noch gehört.«
»Der Henning ist ein Held«, sagt Hilfswachtmeister Gruen und ist stolz, den Helden zu kennen. »Einunddreißig Säbelhiebe hat er gehabt in den Armen und Händen. Auf den Henning schwört die Bauernschaft. Und auch in Altholm weiß man, daß der Fahnenträger ein Held ist.«
»Ein Fahnenträger«, sagt Banz, »steht und fällt mit seiner Fahne.«
»Das tut er«, sagt Gruen. »Darum ist er ein Held.«
»Das ist er dann«, sagt Banz.
|358| Pause.
»Wie ist das?« fragt der Uniformierte. »Soll ich die Scheune aufbrechen und mir das Zeugs holen? Oder gibst du mir den Schlüssel?«
Banz denkt nach. »Ich weiß nicht, ob es noch hier ist«, sagt er dann.
»Natürlich ist es noch hier. Wo soll es denn sein? Die andern wollen es alle nicht.«
»Der Schlüssel hängt in der Küche. Beim Butterfaß. Wenn ihn die Frau nicht einstecken hat.«
»Gut«, sagt der Mann und geht fort.
Banz hört ihn draußen rumhantieren, wieder den Stolperschritt. Als er den Stolperschritt hört, hat er eigentlich Lust, dem Mann zu sagen: Hau ab. Aber er kann nicht hoch.
Dann klappert das Scheunentor. Er hört sogar das Schließen im Vorlegeschloß.
Ob der die Kiste findet? denkt Banz. Wenn er wiederkommt und fragt, wo die Kisten sind, gebe ich ihm einen über den Schädel.
Dann klappert das Tor wieder. Der Schlüssel klirrt wieder. Der Stolperschritt kommt.
»Ich hab den Schlüssel wieder beim Butterfaß hingehängt. Ich geh dann jetzt. Soll ich dich wieder ins Bett legen?«
»Wo hast du ihn denn?«
»In den Taschen. Lose. Das fällt nicht auf. – Soll ich dich auf das Bett legen?«
»Ich liege so gut. Geh man.«
»Dann gehe ich also.«
»Das tu denn man.«
9
Es ist ein strahlender Morgen, und genauso strahlend, genauso hell, genauso rund wie die sieghafte Augustsonne kommt Bürgermeister Gareis um die neunte Stunde in das Büro von Assessor Stein.
|359| »Guten Morgen, Assessorchen. Nun, wie geht’s? Gott, sehen Sie schon wieder schwarz und nervös und faltig aus! An so einem Morgen! Bummeln gewesen, gestern abend?«
Er läßt den Assessor nicht zu Worte kommen.
»Ich war gestern abend aus in Berlin. Mensch, ich sage Ihnen, was für eine Stadt wieder! Was es da für Arbeit gibt! Ich möchte los auf
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