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Bauern, Bonzen und Bomben

Titel: Bauern, Bonzen und Bomben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Fallada
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Schweinerei von ihm, mich so zu erschrecken. Was der für eine Angst haben muß, wenn er zum ersten Oktober kampflos geht.
    Aber er kann sich nicht recht davon überzeugen, daß Stuff aus Angst geht. Es hat nicht so ausgesehen, vor einer halben Stunde.
    Er fragt: »Hat er das wirklich gesagt? Ganz bestimmt?«
    »Es ist bestimmt, sagt er, weil er die neue Stellung schon am ersten Oktober antreten muß. Wir dürfen nur noch mit keinem davon reden.«
    »Nein, natürlich nicht«, sagt Tredup. Er möchte sich freuen, er hat ja nun gesiegt, aber wie hat Stuff doch gefragt: Fühlst du gar nicht mehr die Stelle am Hinterkopf?
    Er fühlt sie wieder.
    Stuff will ihn in eine Falle locken.
    |467| »Hat er nicht gesagt, wohin er geht?«
    »Nein. Dir hat er es also auch nicht gesagt?«
    »Nein.«
    »Und dann verdienst du sicher mindestens hundert Mark mehr. Siehst du, wie recht es war, daß ich den kleinen Butzer drinnen behalten habe?«
    »Ja«, sagt er. »Ja.«
    »Komm, gib mir einen Kuß, Max.«
    Sie bietet ihm die Lippen.
    Er küßt sie und denkt: Falle. Falle. Ich muß viel vorsichtiger sein.

    6

    An einem hellen sonnigen Septemberabend betritt Oberinspektor Frerksen zum ersten Male wieder das Büro seines Chefs.
    Bürgermeister Gareis sitzt hinter dem Schreibpult, dick wie nur je. Er winkt lächelnd mit seiner fetten kurzfingrigen Hand zum Gruße.
    »Da sind Sie ja wieder, Frerksen. Entschuldigen Sie, daß ich Sie telegrafisch zurückrief. Ich dachte, Sie seien nun lange genug fort. War es schön im Schwarzwald?«
    Frerksen verbeugt sich. »Jawohl, Herr Bürgermeister.«
    »Mal raus aus dem ganzen Dreck, was? Ein ganz anderer Mensch geworden. Braun sind Sie und solch ein energischer Zug ums Kinn. Oder haben Sie den schon früher gehabt? Na, jedenfalls müssen Sie jetzt ran an die Arbeit. Ich will nun endlich auch ein bißchen in Urlaub.«
    Frerksen lächelt höflich.
    »Erinnern Sie sich, damals, am sechsundzwanzigsten Juli, wollte ich schon einmal in Urlaub. Packte die Koffer. Nun ist es September geworden. Der Sommer ist glücklich vorbei.«
    »Wollen Herr Bürgermeister noch immer zum Nordkap?«
    »Um Gottes willen! Bin ich Eisbärenjäger? Ich gehe lieber |468| in meine Heimat, sehe mir die alten Dörfer wieder an, schwelge in Sentimentalitäten. – Nun, während Sie fort waren, hat es hier etwas Luft gegeben, es ist stiller geworden, reinlicher. Aber eine Nachricht kommt jetzt doch noch, die kann ich der Stadt nicht schenken. Morgen früh geht sie an die Presse. Bitte«, und Gareis reicht ihm ein Blatt.
    »Polizeioberinspektor Frerksen hat mit dem heutigen Tage, von seinem Urlaub zurückgekehrt, die Dienstgeschäfte der Polizeiverwaltung wieder übernommen, und zwar in vollem Unfange, da er durch Verfügung des Herrn Ministers des Innern wieder in den Polizeiexekutivdienst eingesetzt worden ist. Das gegen ihn seinerzeit angestrengte Verfahren ist eingestellt.«
    »Nun, Mann, was sagen Sie jetzt?«
    »Das ist – angenehm«, murmelt der Oberinspektor.
    »Unsinn. Mensch, Frerksen, freuen Sie sich gefälligst! Das ist unser Sieg, Ihr Sieg vor allem. Was denken Sie, was der Herr in Stolpe heute tobt? Vor ein paar Wochen stellte er Sie kalt. Nun, ich habe ein bißchen gearbeitet unterdes, und der Erfolg war, daß der Herr Minister den kalten Topf wieder aufs Feuer rückte. Sie haben alle Ursache, sich zu freuen.«
    »Jawohl, Herr Bürgermeister.«
    »Ich sehe«, sagt der Bürgermeister veränderten Tones, »daß Sie kindisch sein wollen, Herr Frerksen. Der Herr Oberinspektor belieben mit mir zu schmollen.«
    »Herr Bürgermeister, ich bitte …«
    »Bitten Sie nicht. Da Sie Altholmer Zeitungen gelesen haben werden, könnte es Ihnen ja mittlerweile klargeworden sein, daß ich Ihnen in jener Abschiedsstunde die Säbelgeschichte vorwarf, um Ihnen die sehr viel schärferen Mißbilligungsworte des Regierungspräsidenten zu ersparen. Es ist Ihnen also nicht klargeworden. Sie schmollen.
    Sie dürfen mit mir böse sein, solange und soviel Sie wollen. Das ist gleichgültig. Ich warne Sie nur, in einer Stimmung der Verärgerung Schritte zu tun, Verhandlungen anzuknüpfen – wir verstehen uns schon.«
    |469| »Ich bitte, Herrn Bürgermeister versichern zu dürfen, daß ich nicht schmolle.«
    »Erzählen Sie keine Märchen. Jetzt tut es Ihnen natürlich schon wieder leid. Der Zug von Energie ums Kinn war Täuschung. – Mit mir haben Sie zu arbeiten, Frerksen, lange noch, und ich bin hier der einzige Mensch, der Sie hält. Der ein

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