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Bauern, Bonzen und Bomben

Titel: Bauern, Bonzen und Bomben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Fallada
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sagt Gareis zu dem Erregten: »Soll ich Ihre Eröffnungen dem Minister mitteilen?«
    Der Oberbürgermeister ist plötzlich still. Er entfaltet ein weißes Taschentuch, trocknet sein Gesicht. Als er wieder auftaucht: »Verzeihen Sie, Herr Kollege! Sie wissen, meine Nerven, meine Galle. Ich bin ein kranker Mann. Die Sorgen …«
    »Die Sorgen überlassen Sie nur mir. Mein Buckel ist breit.«
    »Ja. Ja. Sie sind gesund. Beneidenswert. – Und Sie meinen, der Bescheid des Ministers kommt morgen?«
    »Bestimmt.«
    |472| »Wie das wieder in Stolpe anstoßen wird! Wir hätten Herrn Frerksen im Innendienst beschäftigen können. Wir hätten ihn zum Bürodirektor gemacht.«
    »Er ist ganz gut als Polizeimensch.«
    »Aber der Anstoß. Man muß Opfer bringen.«
    »Diesmal nicht. – Ich gebe eine kurze Notiz über seine Einsetzung an die Presse.«
    »Geht es nicht so? Wenn die Leute ihn in Uniform sehen, wissen sie doch auch so Bescheid.«
    »Seine Entsetzung war in der Presse, also auch seine Einsetzung.«
    »Aber nicht, ehe der Bescheid da ist.«
    »Na schön, ich werde den Zeitungsleuten sagen, daß sie es nicht vor übermorgen veröffentlichen dürfen.«
    »Ich würde vorziehen, daß ich selbst der Presse die Notiz gebe, wenn es soweit ist.«
    »Sofort, wenn es soweit ist, Herr Kollege.«
    »Selbstverständlich. Sofort, wenn es soweit ist.«

    8

    Der Bürgermeister sagt zu seinem Sekretär: »Hören Sie mal, Piekbusch, haben Sie nicht einen Vetter oder so was, der jeden Abend nach Stolpe fährt?«
    »Jawohl. Den Dreher Maaks.«
    »Lassen Sie den heute abend mal drei Briefe einstecken in Stolpe.«
    »Gut.«
    »Wissen Sie noch die Notiz, die Sie wegen Frerksen für die Zeitungen getippt haben?«
    »Ja, natürlich.«
    »Der Ober hat darüber gehustet, will sie selber an die Zeitungen geben. Da können wir lange warten, wenn ich erst fort bin.«
    »Denke ich auch.«
    |473| »Tippen Sie mal so ’ne Notiz, dreimal, auf neutralem Papier. So ein bißchen andersrum, verstehen Sie:
    Wie wir von bestunterrichteter Seite erfahren und so weiter. In drei neutralen Kuverts an unsere drei Blätter. Kein Absender.«
    »Schön. Wird gemacht.« Pause. »Woher aber das Porto nehmen? Das ist doch nichts Dienstliches.«
    »Wollen Sie nicht, muß ich. Wieviel?«
    »Fünfundvierzig Pfennige.«
    »Da. – Nach den nächsten Wahlen laß ich mir nun aber wirklich einen schwarzen Fonds bewilligen. Ich seh immer mehr, daß die Minister, und nicht nur die, wirklich einen brauchen.«

    Am nächsten Morgen ruft Herr Oberbürgermeister Niederdahl erst einmal den Herrn Regierungspräsidenten an.
    »Ja, die Bestätigung des Ministeriums ist heute wirklich eingegangen.«
    »Wir haben hier noch nichts. Ich finde das … Ja, Herr Niederdahl, das sind unsere Freuden, das ist die Pflege der Staatsautorität heutzutage.«
    »Herr Präsident hätten sehen sollen, wie der Gareis Befriedigung schwitzte.«
    »Nun, am Ende bedeutet auch die Entscheidung des Herrn Ministers nichts. Das Gerichtsurteil im Prozeß, das entscheidet.«
    »Aber wenn es gegen die Polizei ist, ist es für die Bauern?«
    »Das denkt man. Aber es kann gegen die Bauern sein und doch gegen die Polizei.«
    »Gewiß. Gewiß. Es wird sich ein Weg finden lassen.– Und die Pressenotiz?«
    »Welche Pressenotiz? Ach so, wegen Frerksen? Natürlich Papierkorb. Wir werden das den Leuten doch nicht noch erzählen!«
    »Immerhin gebe ich zu bedenken, Herr Präsident, daß man auf der andern Seite vielleicht vorgesorgt hat …«
    |474| »Wieso vorgesorgt?«
    »Die Presse inoffiziell benachrichtigt.«
    »So rufen Sie eben die paar Blätter mal an. Den Gefallen werden die Ihnen doch noch tun, Herr Niederdahl.«
    »Gewiß. Natürlich. Unzweifelhaft.«
    »Hier das Sekretariat von Oberbürgermeister Niederdahl. Herr Oberbürgermeister möchte Herrn Redakteur Stuff sprechen. – Selbst? Einen Augenblick, ich verbinde.«
    »Ja, mein lieber Herr Stuff. Guten Morgen. Sie werden ja als gewitzter Pressemann längst raushaben, daß unser vielbefehdeter Oberinspektor seit heute früh wieder in Uniform herumläuft. Nicht wahr? Dacht ich mir doch. – Richtig, eine Entscheidung des Herrn Ministers, aber eine noch nicht endgültige Entscheidung, das letzte Wort spricht ja das Gericht im Oktober. – Nein, gewiß. Eine bestimmte Seite, ich brauche Ihnen ja nichts Näheres zu sagen, hat natürlich Interesse daran, daß diese Entscheidung des Herrn Ministers möglichst aufgebauscht wird. – Nein, wir, vor allem Sie haben doch

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