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Bauern, Bonzen und Bomben

Titel: Bauern, Bonzen und Bomben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Fallada
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Interesse daran hat, Sie zu halten. Wenn Sie andern mehr glauben wollen als mir, bitte. Sie sollten eigentlich was aus Ihren Erfahrungen gelernt haben.«
    Des Oberinspektors Gesicht ist gerötet. Er flüstert: »Ich bin wirklich nicht böse. War es auch nicht.«
    »Reden Sie nicht. Sie haben mir nicht die Hand gegeben. Sie haben sich nicht gesetzt wie früher. Sie haben nicht piep gesagt. Sie waren steif wie ein Plättbrett. Mit einem Wort: Sie haben gemuckscht. Aber lassen wir das jetzt. Sie werden ungestört durch mich bis Anfang Oktober Zeit haben, sich über unser Verhältnis klarzuwerden. Ich komme erst zu Beginn des Prozesses wieder. Guten Abend, Herr Oberinspektor.«
    »Guten Abend, Herr Bürgermeister.«

    7

    »Piekbusch«, sagt Gareis zu seinem Sekretär, »wenn ich jetzt weg bin, nehmen Sie mein Zimmer unter Verschluß. Rein gemacht wird nur, wenn Sie dabeistehen, verstanden?«
    »Jawohl.«
    »Sie drehen alles um. Räumen den Schreibtisch aus, manchmal klemmt sich so ein Blatt auch fest. Sie sehen jeden Akt durch, der in den letzten Monaten in meinem Zimmer gewesen ist, bis Sie den Geheimbefehl haben.«
    »Das habe ich alles schon getan.«
    »Dann tun Sie es eben noch mal und gründlicher. Hier werden doch keine Akten geklaut, nicht wahr?«
    »Diese Bauern …«
    »Quatsch, Bauern klauen keine Akten. Kein Bauer wird in |470| seinem Leben begreifen, daß beschmiertes Papier wertvoller sein kann als weißes. Also Sie finden den Befehl.«
    Piekbusch bewegt die Schultern.
    »Sie finden ihn! Sie finden ihn!! – So, und jetzt adieu.«
    »Zum Ober?«
    »Dem«, flüstert der dicke Bürgermeister augenrollend, »gebe ich was zu husten.«
    Vorläufig ist er aber wie Öl zu ihm, dem Oberbürgermeister Niederdahl.
    Niederdahl ist ein sanfter, leisetrittiger Mann, etwas sehr gelb in jedem Sinne, mit Nerven. Er lächelt leise, er flüstert nur, sein Ideal ist, die Geschicke der Stadt zu leiten, ohne daß man ihn überhaupt merkt.
    Er hat, neben dem aktiven, lauten Gareis, bisher nur erreicht, daß man ihn überhaupt nicht merkt, die Leitung selbst ist ihm noch nicht gelungen.
    Gareis macht kurze Meldungen über den Stand der einzelnen Geschäfte. Der Ober hört schweigend zu, beschränkt sich auf die Zwischenfragen: »Es gibt einen Akt darüber, nicht wahr?« – »Darüber ist doch ein Vermerk gemacht, nicht wahr?« –, was Gareis mit einem gleichgültigen »Ich denke doch« erledigt.
    »Was nun die Geschäfte der Polizeiverwaltung angeht«, fährt Gareis fort, »so führt sie in meiner Abwesenheit wie immer Stadtrat Röstel. Neues liegt nicht vor. Oberinspektor Frerksen weiß über alles Bescheid.«
    »Frerksen ist nicht mehr in Urlaub?« flüstert Niederdahl.
    »Er nimmt morgen früh seine Geschäfte wieder auf«, lächelt unbekümmert Gareis.
    »Wäre es nicht mehr im Interesse der allgemeinen Beruhigung gewesen, ihn bis nach dem Prozeß in Urlaub zu lassen?«
    »Im Interesse des Ansehens der Polizeiverwaltung lag es, ihn wieder auftauchen zu lassen.«
    »Aber er kann keinen Exekutivdienst machen.«
    »Er kann es. Eine Verfügung des Ministers des Innern hat die Verordnung des Regierungspräsidenten aufgehoben.«
    |471| Der Oberbürgermeister sieht seinen Bürgermeister an. Selbst das Weiß in den Augen von Niederdahl ist gelb.
    Plötzlich kreischt Niederdahl auf. Seine weißen Händchen mit dicken blauen Adern, aus untadeligen Manschetten kommend, trommeln auf dem Tisch.
    »Der Akt! Der Akt!« schreit er. »Der Geschäftsgang! Der Instanzenweg! Warum hat mir der Akt nicht vorgelegen?«
    »Es ist noch gar kein Akt da«, sagt Gareis faul. »Ich hab heut telefonisch vom Ministerium des Innern Bescheid bekommen. Die Verfügung kommt morgen früh mit der Post.«
    »Telefonisch! Das ist kein Geschäftsgang. Alle Verfügungen gehen erst an den Bürodirektor. Dann an mich. Dann an Sie. – Dann an Sie, Herr Gareis. –
Dann an Sie!
«
    »Aber ich war telefonisch verlangt, nicht der Bürodirektor.«
    »Telefonisch ist nicht. Telefonisch gilt nicht. Ein Spaßvogel kann Sie anrufen. Und Sie haben’s dem Frerksen schon eröffnet?«
    »Habe ich.«
    »Das geht nicht. Das ist unmöglich. Was ist das? Wo kommen wir hin mit diesen Methoden? Und der Präsident?«
    »Wird husten, nehme ich an«, sagt Gareis kühl und betrachtet sein Opfer.
    »Ihre Politik isoliert uns. Altholm ist allein. Was ist ein Minister? Ein Dreitagegewächs. Wollen Sie auf Ministern Kommunalpolitik machen? Stolpe, Stolpe, da liegt unser Gewicht.«
    Grausam

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