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Bauern, Bonzen und Bomben

Titel: Bauern, Bonzen und Bomben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Fallada
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uns in fünf Minuten alles von allein.«
    Aber Gebhardt, sehr erregt: »Tredup scheint ja wieder Mist gemacht zu haben. Ihr Rat war es, den Mann anzustellen, Herr Trautmann!«
    »Mein Rat? Kommen Sie mir nicht so, Herr Gebhardt! Sie nicht! Wer hatte den Vertrag mit Stuff gemacht? Wer hat dann den Stuff weg haben wollen, um jeden Preis? Wera sagt, muß b sagen. Und wir haben’s dem Tredup auch nur
versprochen
, daß er den Posten von Stuff kriegt.
Ich
hätte ihn ihm nicht gegeben, Herr Gebhardt, ich nicht!«
    »Wo ist die Aussage von der ›Chronik‹, um die es sich handelt? Zeigen Sie her, Heinsius.«
    »Wenn ich mir einen Rat erlauben dürfte«, sagt besonders samten Heinsius nach dem Geknurr von Trautmann. »Ich würde einen Boten schicken in den Gerichtssaal und ließe den Tredup hierher rufen, daß den Leuten erst mal die Schande aus dem Gesicht kommt!«
    »Ich weiß ja noch gar nicht, was los ist«, tückscht der Chef.
    »Aber ich sage Ihnen doch, Gareis hat im Gerichtssaal Protest eingelegt gegen das Geschmier von Tredup. Unwahrhaftig, gewissenlos, unsachlich …«
    »Das wissen wir nun. Und wer schreibt für die ›Chronik‹, wenn wir den Tredup abberufen?«
    »Die können doch auch mal Blöckers Bericht nehmen!«
    »Meinethalben. Also schicken Sie.«
    Als Heinsius draußen ist, sagt Trautmann: »Warum sollen wir eigentlich tun, was Heinsius will? Der Gareis hat schon oft auf einen geschimpft, das zählt doch nicht.«
    »Es ist eine gute Art, Tredup loszuwerden«, sagt versöhnlich der Chef.
    |539| »Meinethalben. Aber das sage ich Ihnen, Herr Gebhardt, wenn der Heinsius Ihnen den Schwestersohn seiner Frau andrehen will, den jungen Marquardt, daraus wird nichts. Der Bengel ist zweiundzwanzig und säuft in allen Kneipen rum.« Flüsternd: »Und syphilitisch soll er auch sein …«
    Heinsius ist schon wieder da.
    »Und nun zeigen Sie mir einmal, über was sich Herr Gareis beschwert hat. Gar so wichtig ist Herr Gareis schließlich auch nicht. – Also. ›Sensationelle Wendung.‹ ›Aussageverweigerung.‹ Ist das alles? Und was hat Blöcker geschrieben? Geben Sie mal die ›Nachrichten‹ her. ›Bürgermeister Gareis verweigert mehrfach die Aussage.‹« Gebhardt hebt den Blick. »Na, wissen Sie, Heinsius!«
    Heinsius ist selbst etwas betreten. »Aber wir haben es lange nicht so sensationell aufgemacht! Bei Tredup geht die Überschrift über die ganze Seite, bei uns ist es nur eine Schlagzeile in der Spalte. Und bei Tredup ist alles gesperrt gesetzt, bei uns kompreß. Und überhaupt …«, seine Stimme wird ärgerlich, »entscheidet der Erfolg. Uns hat Gareis ausdrücklich sachliche Berichterstattung bescheinigt, und Tredup hat er angegriffen. Das bleibt hängen. Glauben Sie, die Leute halten so die Zeitungsblätter gegeneinander?«
    Der Chef knurrt: »Nun habe ich auf Ihren Rat den Tredup rufen lassen, und wenn der sich nun auf die Hinterbeine setzt?«
    »Ja, Herr Gebhardt, das kann er doch gar nicht! Sagen Sie ihm doch nur, was Gareis gesagt hat …«
    »Ach was«, sagt Trautmann. »Sie haben mal wieder Quatsch gemacht, Heinsius. Sie haben Nerven wie ’ne olle Jungfer. Sie reiten ewig den Chef rein, und ich bin dann der einzige Mann, der den Kram wieder in Ordnung kriegt.«
    Zum Chef gewendet: »Lassen Sie mich man machen, Herr Gebhardt, ich setze ihn schon an die Luft …«
    »Aber ich möchte selbst …«
    »Nein nicht, Herr Gebhardt. Sie sind für so was nicht der Mann. Sie sind zu weich. Sie sind ja das reine Kind. Bei Ihnen |540| braucht nur einer Tränen in den Augen zu haben, gleich legen Sie ihm fünf Mark zu. Ich mache die Sache schon …«
    »Na also, meinetwegen …«

    4
    Es hat leise geklopft.
    Nun steht in der Tür Tredup und sieht auf die drei Herren. Er ist rasch gelaufen, er keucht. Nicht schnell genug kann die Entscheidung kommen. Doch hat er Angst.
    »Na, guten Tag, Tredup«, antwortet als einziger auf seinen leisen Gruß Trautmann und mustert ihn scharf. »Sie wissen ja schon, was Sie hier sollen. Das schlechte Gewissen im Gesicht, was?«
    Pause. Der Chef steht und sieht vor sich auf den Schreibtisch. Heinsius sucht auf einem Bild an der Wand den Namenszug des Künstlers zu entziffern. Einzig Trautmann sieht Tredup an. Er bringt es sogar fertig, dem Sünder väterlich die Hand auf die Schulter zu legen.
    »Na, Tredup, die Redakteur-Herrlichkeit ist alle, das wissen Sie ja selbst. Trösten Sie sich, Kaiser Friedrich hat auch nur neunundneunzig Tage regiert, und der war nicht mal selbst

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