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Bauernjagd

Bauernjagd

Titel: Bauernjagd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Holtkötter
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richten.
    Irgendwann seufzte Sophia und ließ ihre Häkelarbeit sinken.
    »Arme Hedwig«, sagte sie. »Ich denke die ganze Zeit darüber nach. Am
Ende hat ihr der verhasste Ehemann doch gefehlt.«
    »So sehr, dass sie ihm in den Tod gefolgt ist.«
    Sie schwiegen. Im Fernsehen lief »Wer wird Millionär?«, eine
Sekretärin aus Remscheid hatte die Fragerunde gewonnen und trat unter Applaus
auf die Bühne.
    »Bernhard Hambrock war so plötzlich wieder weg«, sagte Sophia, als
sie die Häkelnadel wieder aufnahm. »Ich habe ihn nicht einmal begrüßen können.«
    Als die Nachbarn bei Ludger Tönnes eingetroffen waren, hatte
Bernhard Hambrock ihm gerade einen Besuch abgestattet. Doch als er begriff,
weshalb sie alle gekommen waren, hatte er sich eilig verabschiedet, um sie nicht
zu stören.
    »Hast du denn mit ihm gesprochen?«, fragte Sophia.
    »Nur kurz. Er hat mir nicht viel über die Ermittlungen gesagt, aber
wenigstens weiß ich jetzt, dass sie in Hedwigs Haus nichts gefunden haben, was
als Tatwaffe infrage käme. Außerdem hat sie für den Zeitpunkt von Ewalds Tod
ein wasserdichtes Alibi. Bernhard sagt, dass sie tatsächlich die ganze Zeit
über auf dem Schützenfest gewesen sein muss.«
    »Das wundert mich nicht.«
    »Nein, mich auch nicht.«
    Ada vertiefte sich wieder in ihr Sudoku-Rätsel. Sophia strich das
Mäntelchen glatt und hielt es hoch.
    »Sieh mal, wie gefällt dir das? Es ist für den kleinen Waldkobold,
an dem ich gerade arbeite.«
    Ada hob kurz den Blick. »Hübsch.«
    Im Fernsehen ertönte lang anhaltender Applaus. Die Kandidatin hatte
ihre erste schwierige Frage richtig beantwortet und bekam tausend Euro. Sophia
begann sich nun doch für die Sendung zu interessieren.
    »Ich habe übrigens mit Ludger gesprochen«, sagte Ada. »Er will für
eine Weile zurück nach Erlenbrook-Kapelle kommen, um den Haushalt seiner Eltern
aufzulösen. Wahrscheinlich wird er Haus und Hof ganz verkaufen. Wir sollten
überlegen, ob wir vielleicht ein bisschen Land dazukaufen wollen.«
    Sophia war überrascht. »Er will verkaufen? Alles? Das kann er doch
nicht machen. Das Gehöft ist seit Generationen im Besitz der Familie.«
    Die Besitzverhältnisse in Erlenbrook-Kapelle ließen sich bis in den
Dreißigjährigen Krieg zurückverfolgen. Alle Kirchenbücher, die weiter
zurückreichten, waren von den Soldaten Wallensteins in Brand gesteckt worden.
Es hatte sich nicht viel verändert seitdem, die Höfe waren überwiegend in den
Händen der Familien geblieben.
    »Das ist die Zeit, in der wir leben«, sagte Ada. »Die jungen Leute
legen keinen Wert mehr auf das Erbe ihrer Ahnen, Traditionen sind egal. Aber
andererseits: Wer kann denn heute noch von der Landwirtschaft leben? Das sind
doch die wenigsten.«
    »Trotzdem …«, murmelte Sophia.
    »Wir können froh sein, dass wir Marita haben. Nicht überall gibt es
ein fleißiges und geschäftstüchtiges Kind, das Lust hat, den Hof zu übernehmen.
Es ist harte Arbeit, und viel Geld kommt nicht dabei herum.«
    Sie wandte sich wieder ihrem Rätselheft zu. Günther Jauch gab eine
offene Frage ans Publikum weiter und verabschiedete sich in die Werbung.
    Sophia betrachtete Ada und lächelte. »Du denkst die ganze Zeit
darüber nach, nicht wahr?«
    »Wie bitte?«, fragte Ada.
    »Über die Todesfälle. Du zermarterst dir deswegen den Kopf.«
    War sie so leicht zu durchschauen? »Wie kommst du darauf?«
    »Ich habe noch nie gesehen, dass du so lange für einen Rätselkasten
gebraucht hast. Kein Mensch löst Sudoku schneller als du.«
    Ada lächelte. »Du kennst mich halt zu gut.« Sie legte das Heft aus
der Hand. »Es stimmt, ich denke darüber nach. Weißt du: Erst Ewald Tönnes, dann
die Sache im Maisfeld und schließlich Heinrich Uhlmann. Wo liegt die Gemeinsamkeit?
Ich grüble und grüble, doch ich komme nicht darauf. Es gibt keine Verbindung.«
    »Sie lebten alle bei uns in der Bauernschaft.«
    »Ja, das stimmt.« Ada schüttelte den Kopf. »Was ist bei uns nur los,
Sophia? Was passiert hier? Wir sind doch alles kleine Leute, wer interessiert
sich denn für uns?«
    »Ich weiß es nicht.«
    »Und soll das etwa so weitergehen? Werden weitere Menschen sterben?
Das kann doch alles nicht wahr sein.«
    Ada richtete den Blick ins Leere. Sie dachte an das, was Alwin
Kötters gesagt hatte.
    »Wusstest du, dass Hedwig Tönnes uns gehasst hat?«, fragte sie.
    »Nein.« Sophia machte große Augen. »Wie kommst du darauf?«
    »Alwin hat es mir gesagt. Sie war neidisch auf uns und unseren Hof.«
Sie

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