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Bauernjagd

Bauernjagd

Titel: Bauernjagd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Holtkötter
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Hupen nicht gehört, denn sie kurvte weiterhin ruhig und konzentriert
mit der großen Forke durch den Stall.
    Hambrock hob die Hand und wollte auf sich aufmerksam machen, als er
Tante Ada bemerkte, die hinter ihm in der Tennentür aufgetaucht war. Sie
betrachtete ihn mit verschlossener Miene, zog die Arbeitshandschuhe aus und
nahm das Kopftuch ab.
    »Hallo, Tante Ada«, sagte er. »Entschuldige, dass ich hier
unangemeldet auftauche. Ich wollte nur sehen, ob bei euch alles in Ordnung
ist.«
    Er hoffte vergeblich auf ein Lächeln.
    »Wo warst du denn heute Morgen?«
    »In Münster im Präsidium. Tut mir leid, dass ich nicht selbst kommen
konnte, aber ich habe sofort jemanden losgeschickt. Die Kollegen haben mir
bereits Bericht erstattet.«
    »Bestimmt hattest du Wichtigeres zu tun.«
    Ihre Stimme war kühl. Hambrocks Kopf pochte, die Schmerzen nagten an
ihm. Er atmete durch, bevor er antwortete.
    »Ich bin doch jetzt hier, Tante Ada. Sollen wir nicht erst einmal reingehen?
Dann können wir in Ruhe reden. Wie geht es denn Tante Sophia? Hat sie sich
inzwischen von dem Schreck erholt?«
    Ada rührte sich nicht vom Fleck. Sie verschränkte die Arme. »Und
dann, denkst du, ist alles wieder in Ordnung?«
    »Ada, bitte. Es war für mich schwierig genug, hierher zu kommen. Bei
mir auf der Arbeit ist der Teufel los. Ich konnte mich nun mal nicht früher
loseisen.«
    Tante Ada fixierte ihn.
    »Nimmst du das alles hier überhaupt ernst?«
    »Wie bitte?«
    »Ich habe manchmal das Gefühl, dir ist völlig egal, was mit uns
passiert.«
    »Ada, jetzt mach aber mal halblang …«
    »Ich weiß ja nicht, ob du sonst ein guter Polizist bist, aber in
dieser Sache machst du keine gute Figur. Wir fühlen uns ziemlich
alleingelassen.«
    Er schluckte seine aufsteigende Wut hinunter. Es wäre lächerlich,
sich von so etwas provozieren zu lassen.
    »Hör zu, Tante Ada. Es tut mir leid, dass ich heute Morgen nicht
sofort zu euch rausfahren konnte, als ihr das Huhn gefunden habt. Aber ich kann
mich nicht immer sofort frei machen, auch wenn ich mir das wünschte. Jetzt bin
ich ja da. Können wir nicht reingehen und in Ruhe darüber sprechen, was heute
Morgen passiert ist?«
    »Du musst mich nicht behandeln, als wäre ich ein bisschen blöd. Ich
hab schon verstanden, dass du die Warnung mit dem Huhn nicht ernst nimmst. Du
kommst nur vorbei, um die verschreckten Tanten zu beruhigen, nicht wahr? Die
alten Weiber, die ein bisschen plemplem sind.« Sie wurde lauter. »Dir ist wohl
immer noch nicht klar, was hier passiert! Marita soll ermordet werden! Ihr galt
der Anschlag auf dem Maisfeld, und ihr galt auch das tote Huhn vor unserer Tür.
Jemand will sie ermorden, genau wie Ewald Tönnes und Heinrich Uhlmann. Wann
geht das endlich in deinen Schädel?«
    Bleib ruhig, Bernhard. Sie hat nur Angst um ihre Nichte. Versuch sie
zu verstehen.
    Doch bevor er etwas erwidern konnte, bohrte sie ihren Finger in
seine Brust. »Eines will ich dir sagen, Bernhard Hambrock: Ich halte nicht sehr
viel von der Polizei. Aber als ich erfahren habe, dass du in der Mordkommission
arbeitest, hatte ich wirklich gehofft, dass weiteres Unglück abgewendet werden
kann. Doch was hat man davon, einen Polizisten in der Familie zu haben, wenn
der keinen Deut besser ist als alle anderen auch?«
    Da riss Hambrock der Geduldsfaden.
    »Ganz ehrlich, Tante Ada: Ich habe langsam die Schnauze voll von
deiner Art. Wenn du mich fragst, dann hat sich hier jemand einen schlechten
Scherz mit euch erlaubt. Keine Ahnung, ob wir herausfinden, wer das war. Wir
werden es versuchen. Aber aktuell haben wir wirklich andere Probleme.«
    »Du lässt uns also im Stich«, stellte sie fest.
    »Mein Gott, Ada! Die Welt dreht sich nicht nur um dich. Hast du mal
an Heinrich Uhlmanns Frau gedacht oder an seine Kinder? Vielleicht lässt du uns
einfach unsere Arbeit machen, statt dich ständig einzumischen. Wir nehmen die
Sache mit dem Huhn ernst, aber es gibt noch eine ganze Reihe anderer Spuren,
denen wir folgen müssen.«
    Tante Ada blickte ihn voller Verachtung an. Sie hatte offenbar
aufgegeben, ihn überzeugen zu wollen. »Deine Eltern sind so freundliche und
ordentliche Menschen, ich hätte gedacht, dass sie etwas Besseres zustande
gebracht hätten.«
    »Meine Eltern … Ach, das hat doch keinen Sinn! Soll ich dir sagen,
was dein Problem ist? Du bist herrschsüchtig und hast keine Ahnung, wie man
sich zu benehmen hat.«
    »Was fällt dir …?«
    »Und noch etwas. Du hast kein Gespür dafür, was andere

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