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Bauernjagd

Bauernjagd

Titel: Bauernjagd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Holtkötter
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einen seltsamen Kontrast zu den anderen Höfen in
Erlenbrook-Kapelle. Fenster und Türen waren bunt bemalt, der Gartenzaun war
morsch und wacklig, und überall wucherten Kräuter und Wildblumen. Kein
Vergleich zu den akkuraten Rasenflächen und den sauber bepflanzten Beeten in
der Nachbarschaft. Heike musste von außen über das Gartentor greifen, um
hineinzugelangen. Ein weiterer Lkw dröhnte an ihr vorbei, und sie trat eilig
auf das Grundstück.
    Im Garten standen seltsame Skulpturen. Sie waren aus rostendem
Altmetall zusammengeschweißt, zwischen einzelnen Streben baumelten Elemente aus
Stahl, die sich im Wind bewegten und scheppernd aneinanderschlugen. Sie trat an
die Tür und klingelte. Im Innern ertönte ein Glockenspiel.
    Es dauerte lange, doch schließlich wurde ihr geöffnet. Ein Mann um
die vierzig stand vor ihr. Er trug einen löchrigen Wollpullover und eine dicke
Brille, die seine Augen unglaublich groß erscheinen ließen. Er runzelte die
Stirn.
    »Ja bitte?«
    »Mein Name ist Holthausen, Kriminalpolizei Münster. Sind Sie Peter
Frohberg?«
    Er nickte, und seine riesigen Augen weiteten sich vor Erstaunen.
    »Ich würde gern mit Ihnen über den Mord an Heinrich Uhlmann
sprechen. Sind Ihre Mitbewohner ebenfalls zu Hause?«
    »Nein, die sind in Münster. Aber ich verstehe auch nicht, was genau
Sie von uns wollen. Wir haben nichts mit den Leuten hier zu tun.«
    »Aber Sie wohnen doch hier, oder? Wir müssen mit allen sprechen, die
etwas gesehen haben könnten. Das sind reine Routinefragen, es wird nicht lange
dauern.«
    Er betrachtete sie verständnislos, dann hob er die Schultern und
trat zur Seite. »Natürlich. Kommen Sie doch herein.«
    Heike folgte ihm in die WG-K üche. Ein
heller und gemütlicher Raum mit zusammengewürfeltem Mobiliar und bunt bemalten
Wänden. Peter Frohberg blieb unschlüssig im Raum stehen.
    »Möchten Sie vielleicht einen Kaffee?«
    »Nein danke.« Sie setzte sich auf einen Küchenstuhl. »Sie sagen
also, Sie haben keinerlei Kontakt zu den Bauern hier?«
    »Na ja.« Er setzte sich ebenfalls. »Es ist nicht leicht, mit den
Alteingesessenen zurechtzukommen. Und sehr beliebt sind wir hier auch nicht.
Deshalb bleiben wir lieber unter uns.« Er lächelte gezwungen. »Gerade im Moment
sind die Leute überhaupt nicht gut auf uns zu sprechen. Aber das liegt wohl an
Daisy.«
    »Daisy?«
    Er deutete durchs Fenster auf die kleine Wiese hinter dem Haus. Dort
stand ein Schaf und fraß gemütlich Gras.
    »Ich weiß nicht, wie sie es macht, aber sie schafft es immer wieder,
das Gatter zu öffnen. Und dann irrt sie in der Gegend herum.« Mit einem
schweren Seufzer sagte er: »Erst gestern hat sie bei unserer Nachbarin ein paar
Blumen aus dem Vorgarten gefressen. Die Frau ist völlig durchgedreht. Hat hier
rumgeschrien, als hätten wir ihr das Haus angesteckt.«
    Er sah sie auf eine Weise an, die seine völlige Überforderung mit
der Situation zum Ausdruck brachte.
    »Was sollen wir denn machen? Wir können Daisy doch nicht festbinden.
Sie braucht doch ihren Freiraum.«
    »War das bei den Horstkempers?«, fragte Heike.
    Er nickte, und sie verkniff sich ein Lächeln. Sie konnte sich schon
vorstellen, wie Hambrocks Tante die Situation geregelt hatte.
    »Am Anfang fanden wir es ganz toll, aufs Land zu ziehen«, erklärte
er. »Wir dachten, wir könnten bei den Bauern frisches Gemüse kaufen und jeden
Tag unsere eigene Milch holen. Aber der nächste Biohof liegt kurz vor Münster,
da kann man auch gleich in die Stadt fahren, wissen Sie.«
    »Kannten Sie Heinrich Uhlmann?«
    »Das ist der Bauer, der erschossen wurde, nicht wahr? Wir haben in
der Zeitung davon gelesen. Persönlich kannte ihn keiner von uns. Sein Hof liegt
ja auch ein gutes Stück von hier entfernt. Das sind bestimmt drei Kilometer.«
    »Wo waren Sie an dem Tag, an dem die Schüsse fielen?«
    »Wir waren alle in Osnabrück. Astrid hatte dort eine Ausstellungseröffnung.
Leider können wir Ihnen nicht weiterhelfen, wir haben nichts gesehen.«
    Heike stellte eine Reihe von Fragen, doch sie merkte schnell, dass
sie auch hier nichts Neues erfahren würde.
    »Erinnern Sie sich vielleicht an den 24. Juli? Da wurde hier das Schützenfest gefeiert.«
    Er blickte sie durch seine dicke Brille an. »Daran erinnere ich mich
tatsächlich. Ich bin mit dem Fahrrad an der Festwiese vorbeigekommen und habe
gesehen, was da los war. Wir haben später überlegt, ob wir nicht einfach mal
hingehen. Aber was hätten wir da gesollt? Wir haben uns dagegen

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