Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Bauernjagd

Bauernjagd

Titel: Bauernjagd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Holtkötter
Vom Netzwerk:
Art.
    »Wir wollten dich nicht wecken«, sagte Bernhard. »Annika ist
vorbeigekommen, um mit mir über ein paar Dinge zu sprechen, für die gestern
Nacht keine Zeit mehr war.«
    Doch Erlend achtete gar nicht auf ihn. Sie lächelte Annika über den
Rand ihrer Kaffeetasse hinweg an.
    »Du bist also Bernhards Cousine«, stellte sie fest. »So lernt man
sich mal kennen.«
    »Ich glaube, Cousine trifft es nicht ganz. Mein Vater und Bernhards
Vater waren Cousins. Ich weiß gar nicht, wie das heißt. Cousine zweiten Grades
vielleicht?«
    Bernhard lachte. »Keine Ahnung.«
    »Tante Ada gehört noch der alten Garde an«, erklärte Annika. »Für
sie steht die Großfamilie über allem. Da ist es egal, um wie viele Ecken man
verwandt ist.«
    »Das hat doch auch sein Gutes, oder etwa nicht?«, meinte Erlend und
nahm sich ein Croissant. »Es tut mir leid, was bei euch in der Bauernschaft
passiert. Bernhard hat mir natürlich davon erzählt. Das waren alles Nachbarn
von dir, nicht wahr?«
    »Zum Glück kannte ich keinen davon besonders gut. Verstehen Sie mich
nicht falsch, aber die meisten der alten Bauern kenne ich nur aus der Kirche
und vom Schützenfest.«
    »Wir können uns doch duzen, oder?«, meinte Erlend. »Schließlich
gehöre ich auch zur Großfamilie.«
    »Tante Ada denkt, der Mörder hat es auch auf uns abgesehen.«
    Erlend sah sie erschrocken an. »Wie bitte?«
    Annika räusperte sich verlegen. »Na ja, Tante Ada eben. Sie ist
manchmal ein bisschen speziell.«
    »Euch wird nichts passieren.« Bernhards Stimme duldete keinen
Widerspruch. »Wir haben ziemlich heiße Spuren, denen wir folgen. Mit etwas
Glück braucht sich bald keiner mehr irgendwelche Sorgen zu machen.«
    Erlend tunkte das Croissant in ihren Kaffee. Dann betrachtete sie
ihren Mann nachdenklich. Die Atmosphäre in der Küche veränderte sich.
    »Ich muss jetzt ins Präsidium«, sagte Bernhard und stand auf. Er
griff nach der Krawatte und band sie sich um. »Kann ich dich irgendwo absetzen,
Annika?«
    Sie erhob sich. »Nein danke. Ich bin mit Maritas Auto hier. Außerdem
habe ich noch was vor.«
    Das Büro der Studienberatung würde bald öffnen. Sie wollte die
Gelegenheit nutzen, um mit jemandem über ihre Zukunft zu sprechen. Falls das
mit dem Volontariat nichts werden würde, konnte sie vielleicht im
Sommersemester anfangen zu studieren. So wie Bernd das vorhatte.
    »Dann lass uns gehen. Vielen Dank, dass du hergekommen bist.«
    Erlend stand ebenfalls auf.
    »Komm uns doch wieder besuchen«, sagte sie. »Es war sehr nett, dich
kennenzulernen. Das nächste Mal kämme ich mir auch vorher die Haare.«
    Annika lächelte. »Gern.« Ironisch fügte sie hinzu: »Cousine Erlend.«
    Im Präsidium herrschte bereits Hochbetrieb. Hambrock
fragte sich, wie viel Schlaf er in der vergangenen Nacht bekommen hatte. Es
konnten kaum mehr als vier Stunden gewesen sein, und so fühlte er sich auch. Er
war spät dran. Die Dienstbesprechung, bei der auch die Staatsanwaltschaft
anwesend sein würde, begann in weniger als zehn Minuten. Er hastete in sein Büro,
holte alle notwendigen Unterlagen und machte sich auf den Weg zum Gruppenraum.
    Vor Heikes Bürotür hielt er inne. Er klopfte an und drückte die
Klinke herunter, doch die Tür war verschlossen. Gestern Nacht auf dem Heimweg
hatte er noch mit ihr telefoniert. Sie schien mit der Situation gut zurechtgekommen
zu sein. Doch auch für sie war es sehr spät geworden. Er befürchtete bereits,
dass sie verschlafen hatte, da tauchte sie plötzlich auf dem Flur auf. Sie trug
einen dicken Stapel Akten unterm Arm. Ihre Augen waren rot gerändert, sie
wirkte übernächtigt. Trotzdem begrüßte sie ihn mit einem fröhlichen Lächeln.
    »Morgen, Hambrock. Gut geschlafen?«
    »Lang und erholsam. Genau wie du, schätze ich?«
    »So läuft das Spiel nun mal. Aber dafür haben wir ein paar interessante
Neuigkeiten.«
    Sie traten zur Seite, um ein paar Kollegen vorbeizulassen. Hambrock
nahm ihr einige Akten ab.
    »Wir gehen davon aus, dass die Fingerabdrücke am Hammer und am
Geländer des Tanks tatsächlich vom Täter stammen. Sie gehören keinem aus der
Familie und auch nicht Clemens Röttger, der Manfred beim Entfernen der Schnecke
geholfen hat.«
    »Und? Sind sie im System gespeichert?«
    »Die Datenbank spuckt keinen Namen aus, wenn du das meinst. Aber die
Abdrücke sind identisch mit den Fingerspuren, die an den Stahlschrauben im
Maisfeld gesichert wurden. Du weißt schon, beim Anschlag auf den Häcksler.«
    »Das ist nicht dein

Weitere Kostenlose Bücher