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Bauernopfer: Lichthaus' zweiter Fall (German Edition)

Bauernopfer: Lichthaus' zweiter Fall (German Edition)

Titel: Bauernopfer: Lichthaus' zweiter Fall (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul Walz
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Schreibtisch bekommen habe, waren in meinen Augen nicht zu beanstanden. Das Ministerium ist ja kaum unmittelbar zuständig. Bewilligungen zum Beispiel werden von untergeordneten Behörden erteilt. Da gibt es nur Diskussionen, sofern Beschwerden vorliegen. Wenn wir unterwegs gewesen sind, war Egbert meist als Vertreter des Ministers geladen. Da hat es dann die – sagen wir einmal – Gastgeschenke gegeben.«
    »Molitor behauptet, Kaiser habe aktiv in die Vergabe der Fördermittel eingegriffen.«
    Sie log: »Nein, in meiner Gegenwart nie.« Wie eine Spinne im Netz hatte er Druck auf die Beamten vor Ort ausgeübt. Sie erinnerte sich auf Anhieb an drei Telefonate, in deren Verlauf Kaiser gnadenlos Förderzusagen durchgedrückt hatte, die so nie gewährt worden wären. Nicht selten war wenig später ein Fresskorb eingetroffen, und sie hatte nie eine Sekunde daran gezweifelt, dass zusätzlich harte Euros den Besitzer gewechselt hatten.
    »Was ist mit halboffiziellen Vorgängen?«
    Sie zuckte unschlüssig mit den Schultern. »Auch hier ist er schweigsam gewesen, da müssen Sie woanders fragen.«
    Kurz darauf brachen die Polizisten auf. Sie sah ihnen wieder nach und war erleichtert, ihre Rücken zu sehen. Dann legte sie Linus zum Mittagsschlaf und schaltete den Computer ein, ging auf die Suche nach dem vergessenen Namen: lange Nase in hagerem Gesicht, schütteres Haar und unstete Augen.

    *

    Auf der Rückfahrt war Siran sehr schweigsam und schaute hinaus in die Landschaft.
    »Was hältst du von Kaiser?«
    Der Junge schrak zusammen. »Entschuldigung, ich war in Gedanken.«
    »An den Fall?«
    »Nein, an meinen Onkel. Er hat erzählt, dass in der Türkei eines unserer wichtigsten Klöster, Mor Gabriel, bedroht wird. Das macht mich traurig. Wir hatten dort viele Bischöfe und Äbte, doch spätestens mit dem Genozid an uns Aramäern und den Armeniern gibt es kaum noch eine Zukunft. Heute sind gerade einmal drei Geistliche übrig.«
    »Bist du mal dort gewesen?«
    »Ja, doch das war schlimm zu sehen. Unsere Kultur verfällt und die Behörden in der ach so liberalen Türkei überziehen uns mit Klagen und Verboten. Kein Unterricht mehr in aramäisch, keine Beherbergung von Gästen und so weiter.«
    »Was für eine Religion hast du eigentlich?«
    »Syrisch-orthodox von Antiochien. Wir sind frühe Christen. In Antiochien wurde schon im ersten Jahrhundert missioniert.«
    »Warum ist deine Familie nach Deutschland gekommen?«
    »Wir sind zwischen alle Fronten geraten. Eine Minderheit, die man unterdrücken und der man egal welche Schuld in die Schuhe schieben kann. Schwierigkeiten Beamter zu werden, an die Universität zu kommen und so weiter. Mein Vater hat für sich in der Türkei irgendwann keine Perspektive mehr gesehen und ist hierhergekommen. Er wollte nie zurück und hat sich schnell eingelebt. In Wiesbaden gibt es eine Kirche, wo wir zur Messe gegangen sind und Bekannte getroffen haben. Die gesamte Familie ist uns dann nach und nach gefolgt.«
    »Und in der Türkei?«
    »Da leben nur noch ein paar, meistens Alte. Mein Onkel ist ziemlich betroffen, da er dort groß geworden ist. Sollten Mor Gabriel und andere Klöster enteignet werden, würde die Religionsgemeinschaft ihre Wurzeln verlieren. Das ist für viele Aramäer schrecklich.«
    »Für dich auch?«
    »Weniger, ich bin hier geboren, doch schmerzen würde das trotzdem. Das wäre für Katholiken ungefähr so, als ob Muslime die Mönche aus Assisi vertrieben.«
    Lichthaus grinste über den treffenden Vergleich. »Zurück zum Fall. Wie siehst du Kaiser?«
    »Verdächtig, der ist nicht sauber geblieben, aber um ein Motiv daraus abzuleiten, ist es zu früh. Außerdem hat es mit Horst Görgen in letzter Zeit ja kaum Kontakt gegeben, da müssen wir in deren Vorleben kramen oder wir übersehen etwas. Die Verbindung zwischen unseren Opfern bekomme ich einfach nicht zu fassen.«
    »Das passt auch alles nicht zusammen. Ich hoffe, dass Tiefenbachs Leute langsam zu Ergebnissen kommen. Die sollen mal herausbringen, was das für ein Lokal ist. Matrjoschka, so ein Name.«
    »Glaubst du der Jansen?«
    »Nein, die hält uns auf Distanz. Sie hat kein Interesse daran, die Vergangenheit hochkommen zu lassen. Sie ist gut verheiratet und will sich heraushalten, also mauert sie. Molitor hat sich erst auf unsere Drohungen hin bewegt. Diese Zahlen waren gewiss nicht das Einzige, was er über Kaisers Geschäfte weiß. Das hat er uns nur gegeben, damit Ruhe ist.«
    »Aber wo ist die Verbindung

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