Bauernopfer: Lichthaus' zweiter Fall (German Edition)
Schließfach. Vielleicht hat er es gut versteckt. Privat ist kaum Vermögen vorhanden. Es scheint alles in den Hof geflossen zu sein.«
»Wie sieht es hier mit anderen Querverbindungen aus?«
»Ich habe das vorhin schon Sophie und Holger gezeigt: Weinfeste, Einweihungen und Ehrungen haufenweise. Die beiden gehörten im Landkreis politisch zu den ersten Geigen. Seit Görgen sich allerdings zurückgezogen hat und Kaiser nach Mainz ist, ist es still geworden.«
»Keinerlei Aktivitäten?«
»Nichts, was offiziell geworden wäre. Wir sind dann in die Register eingestiegen. Die Ehefrauen von Roland Görgen und Egbert Kaiser betreiben zusammen eine Ölmühle.«
Steinrausch schaute auf: »Eine was?«
»Eine Mühle, in der aus Raps, Walnüssen oder Traubenkernen Speiseöl gepresst wird. Das Unternehmen besteht seit rund fünf Jahren.«
»Wieso hat Kaiser denn da mitgemacht?«
»Um Geld zu verdienen. Er hat als Gesellschafter eine ordentliche Rendite bezogen. Laut seinen Steuerunterlagen hat es im vergangenen Jahr Ausschüttungen in Höhe von siebzigtausend Euro gegeben.«
»Nicht schlecht. Erhalten sie Subventionen?«
Tiefenbach grinste. »Für jeden Halm, der auf dem Boden der EU wächst, gibt es Agrarsubventionen. Allein Rapsöl wird mit 1,99 Milliarden jährlich gefördert.«
»Er will einen Reibach machen, steckt allerdings in einem Interessenkonflikt und schiebt seine Frau vor.«
Steinrausch wischte mit der Hand durch die Luft. »Der alte Görgen ist außen vor, und wo liegt das Motiv? Im Öl?«
Siran nickte. »Du hast Recht. Interessant ist immerhin die Verbindung zwischen den Familien, außerdem waren Roland und Kaiser gemeinsam in Mainz.«
»Das sehe ich genauso. Wir gehen dem nach.« Lichthaus wandte sich wieder an Tiefenbach: »Welchen politischen Aktivitäten ist Görgen senior eigentlich während seiner politisch aktiven Zeit hier in der Gegend nachgegangen?«
»Kleinkram. Die beiden haben in den Gremien über so spannende Sachen wie den neuen Belag für eine Landstraße abgestimmt. Keine Dinge, die einen Mord begründen würden. Der Anlass für die Taten kann meines Erachtens nach nicht unmittelbar in der politischen Arbeit liegen, es sei denn, wir stoßen noch auf den ganz großen Konflikt.«
»Mist. Grabt tiefer in der Vergangenheit. Irgendeine Verbindung muss es geben. Die übrigen Papiere sind sauber?«
»Außer den Drohbriefen und einigen Geschäftsunterlagen haben wir Pamphlete aus seiner Frankfurter Zeit gefunden. So ein Kram wie Verbrecherstaat oder Folter in Stammheim. Hier ist ein Schreiben, das wir nicht zuordnen können. Der Unterzeichnende verpflichtet sich, künftig keinerlei Ansprüche gegenüber Horst Görgen geltend zu machen. Nur ohne die Adresse bringt uns das nicht voran.«
Lichthaus spürte Frustration in sich aufsteigen. Sie traten auf der Stelle. »Lauter Sackgassen. Die einzige nennenswerte Verbindung zwischen den Opfern ist, wenn auch indirekt, Roland Görgen. Er ist mit Kaiser in Mainz gewesen, und die Frauen der beiden betreiben die Mühle. Wir werden ihn genauestens unter die Lupe nehmen. Bis dahin brauche ich alle Informationen, privat und geschäftlich. Leuchtet in jede Ecke, prüft Eigentumsverhältnisse und so weiter. Holger und Sophie, schaut euch mal diese Ölmühle an.«
Sirans Telefon ging und er stellte sofort auf Lautsprecher um. Es war Gudrun Jansen. »Ich weiß jetzt wieder, wer der Mann ist, den ich in dem Lokal gesehen habe.«
Lichthaus horchte auf. Eventuell das fehlende Bindeglied.
»Karsten Pilsner.«
»Wer ist das?«
»Ein Kontrolleur von Öcocertifica, einer privaten Kontrolleinrichtung, die in Rheinland-Pfalz zugelassen ist.«
»Ist es üblich, dass sich Ministerium, Kontrollstelle und Ökobauer zusammensetzen?«
»Die Frage meinen Sie nicht ernst, oder?«
Sie legten auf, und Lichthaus schrieb den neuen Namen zu den anderen. »Jetzt wird es langsam interessant. Kaiser kennt die Kontrolltermine und trifft den zuständigen Mitarbeiter. Siri, mach dich mal schlau über das Unternehmen und finde heraus, ob Pilsner den Alleenhof und gegebenenfalls die Mühle kontrolliert. Wenn ja, erhöhen wir den Druck und scheuchen die Leute von diesem Verein mal auf.«
Sophie Erdmann schaute zweifelnd auf das Whiteboard: »Die Morde sind in meinen Augen die reine Rache. Ich sehe da keine Verbindung zu all unseren Betrugsverdächtigungen.«
Lichthaus widersprach: »Du hast Recht, doch Donnweiler hält es nicht für ausgeschlossen, dass die organisierte
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