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Bauernopfer: Lichthaus' zweiter Fall (German Edition)

Bauernopfer: Lichthaus' zweiter Fall (German Edition)

Titel: Bauernopfer: Lichthaus' zweiter Fall (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul Walz
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seine politische Karriere im Auge. Selbst meine Mutter ist ihm egal gewesen, er hat sogar in Mainz rumgevögelt.« Sie spie die Worte praktisch auf den Sitz. »Entschuldigung, tut mir leid, aber es ist nun mal die Wahrheit. Er hat sie aus allem rausgehalten, schön dumm sollte sie bleiben. Mama ist völlig ahnungslos, sie glaubt noch an ihn und ihre Ehe, und ich bitte Sie, belassen Sie es dabei. Wenigstens das mit den anderen Weibern muss sie nicht zwingend erfahren.«
    »Mal sehen. Woher wissen Sie das?«
    »Einem Freund von ihm ist während eines Besuchs eine blöde Bemerkung rausgerutscht, als er blau gewesen ist. Irgendetwas in der Art wie, er nascht an vielen Töpfen oder so. Ich habe seine Sekretärin angerufen und der ein wenig Druck gemacht, da hat sie’s mir erzählt.« Sophie konnte sich vorstellen, wie dieses harte Mädchen mit dem Engelsgesicht, die sich sogar ihrem dominanten Vater widersetzte, die arme Frau in die Mangel genommen hatte. »Eine Zeitlang war es die Referentin, aber sie war nicht die Einzige.«
    »Kennen Sie Namen?«
    Janina Kaiser sah Sophie bitter an und lächelte ironisch. »Na klar, ich telefoniere wöchentlich mit denen und frage nach den neuesten Bettgeschichten.«
    »Lassen wir das«, unterbrach Sophie. »Wie heißt die Referentin?«
    »Jansen, Gudrun Jansen.«
    Steinrausch machte sich eine Notiz. »Seit wann wissen Sie von dem Schließfach und warum hatten Sie es so eilig, das Ding auszuräumen?«
    »Mein Vater hat mich letzte Woche angerufen und von dem Drohbrief erzählt. Mama gegenüber hat er die Bedeutung runtergeredet, doch bei mir ist er deutlicher geworden.«
    »Hat er Ihnen mehr vertraut?«
    Sie zögerte und hob dann die Schultern. »Sein Spruch ist immer gewesen: Wir sind aus demselben Holz. Vielleicht hat er geglaubt, ich sei härter und konsequenter als Mutter.«
    »Das konnten Sie ja heute unter Beweis stellen«, warf Steinrausch ein.
    Sie ignorierte ihn. »Er ist nervös gewesen, richtiggehend beunruhigt, weil Görgen auch Briefe erhalten hatte und dann ermordet worden ist. So habe ich ihn gar nicht gekannt und mich fast gesetzt, als er mir erklärt hat, wo der Schlüssel zum Schließfach sei und dass ich es sofort ausräumen müsse, sollte ihm etwas passieren.«
    »Was wissen Sie von den Geschäften Ihres Vaters?«
    »Nichts, ehrlich. Wie ich bereits gesagt habe, ich wollte mich aus alldem heraushalten.«
    »Und das Fach?«
    »Es ging mir ums Geld. Es sollte nicht während der Untersuchung auftauchen, wodurch Mutter ohne Ende Steuern nachzahlen muss. Von dem, was Sie dort noch in den Unterlagen finden, habe ich keine Kenntnis.« Sie sah weg, und Sophie war klar, dass Janina Kaiser wieder log.

    *

    Sirans Onkel saß hinter der Theke, sprang aber sofort auf, um auf seinen Neffen zuzueilen und ihn überschwänglich in die Arme zu nehmen und zu küssen. Der Unterhaltung konnte Lichthaus nicht folgen, doch strahlten die beiden dabei um die Wette. Derweil sah er sich um. Der Laden unterschied sich nur wenig von den anderen türkischen Geschäften, die er kannte, nur ein kleiner Altar stellte unter Beweis, dass der Eigentümer Christ war. In den Auslagen draußen auf der Straße wurde Obst und Gemüse feilgeboten, das Innere des Ladens war mit Regalen vollgestopft, auf denen Lichthaus orientalische Lebensmittel und allerlei Haushaltsgeräte fand.
    Sie hatten Gudrun Jansen, die ehemalige Referentin Kaisers erreicht, mussten mit ihrem Besuch jedoch bis zum Mittag warten. Und so nutzten sie die Zwischenzeit auf Bitten Sirans zu einem Familienbesuch. Eigentlich störte ihn die Wartezeit, da er zurück nach Trier wollte, aber er freute sich für den Kollegen, der, wie er wusste, an Heimweh litt. Seine Eltern waren zu seiner Schwester irgendwo in die Nähe von Wuppertal gezogen, doch wohnte nach wie vor ein Teil seiner Verwandten in Mainz.
    Inmitten des ganzen Sammelsuriums entdeckte er ein einfaches Çaydanlik mit aufgesetztem Demlik, das er aus dem Regal nahm und zur Kasse brachte. Onkel und Neffe saßen bereits an einem kleinen Tisch gleich daneben und tranken Tee.
    »Kommen Sie, setzen Sie sich zu uns.« Der Onkel mochte so um die sechzig sein. Er trug eine schlichte Hose, dazu ein weißes am Kragen offenes Hemd und am Finger einen Siegelring mit dem aramäischen Symbol – einem Adler, dessen Kopf eine Fackel darstellte.
    Das Gespräch drehte sich um banale Dinge, und als Lichthaus spürte, dass die beiden gerne Privates besprechen wollten, brach er nach einer zweiten

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