Bauernopfer: Lichthaus' zweiter Fall (German Edition)
von einem zum anderen. »Woher ...?«
»Sie sollen den Mund halten!« Elm schrie so heftig, dass sein Doppelkinn wackelte.
Lichthaus ignorierte den Anwalt: »Da ist immer einer, der beobachtet und erzählt.«
Doch sein Gegenüber reagierte nicht mehr, starrte auf seine schlanken Hände, die er fächerförmig vor sich auf den Tisch gelegt hatte.
Elm verfiel unterdessen auf die älteste Masche, er spielte auf Zeit und machte Druck: »Ich muss mich mit meinem Mandanten besprechen und Akteneinsicht beantragen. Außerdem werde ich mich über Ihre Vorgehensweise beschweren.«
»Tun Sie das.«
Steinrausch löste sich aus seinem Schweigen und wandte sich an Pilsner: »Der Kollege Özdemir hat Sie gestern bereits nach dem Matrjoschka gefragt.«
Elm wollte aufbrausen: »Wir ...«
Doch Steinrausch unterbrach ihn ausgesucht freundlich: »Also bitte, ich möchte nur eine Frage stellen, ob er sie mir beantwortet, ist dann seine Entscheidung.« Als der andere nun schwieg und seine kurzen Arme über der Trommel seines Bauchs verschränkte, fuhr er fort: »Sie sind im vergangenen Jahr mit Egbert Kaiser, Roland Görgen und einer nicht weiter benannten Person im Matrjoschka zusammengetroffen, dafür haben wir Zeugen. Worum ist es bei diesem Gespräch gegangen und wer ist der Unbekannte gewesen? Herr Ressler von Schneider und Jost?«
Lichthaus achtete nur auf den Anwalt, als Steinrausch Ort und Namen nannte, sah er, was er erwartet hatte. Elms Augen zuckten eine Winzigkeit. Er kannte die Zusammenhänge und sein Gehirn brummte auf der Suche nach einer Lösung.
Der Kontrolleur schwieg, starrte wie betäubt auf seine Hände und rührte sich erst wieder, als Elm ihn am Arm packte und wie einen geprügelten Hund hinter sich her aus dem Präsidium schleppte.
*
Um die Mittagszeit standen sie vor Roland Görgens Haus. Sophie war gefahren, wofür er ihr dankbar war. Sie hatte die langen Haare hochgesteckt und trug wie so oft Sportbluse mit Jeans. Normalerweise arbeitete er mit ihr im Zweierteam zusammen, seitdem Siran gekommen war, sah er seine Verantwortung auch darin, ihn auszubilden und absolvierte viele Aktionen mit ihm. Heute jedoch brauchte er geschulte Augen und Ohren, da er selbst nur auf drei Zylindern lief, wie sein Vater zu sagen pflegte.
Sie parkten und klingelten, doch die Glocke verhallte ungehört in dem großen Haus und der Überraschungseffekt blieb ihnen versagt. Lichthaus fluchte.
»Komm wir gehen mal zu Bläske rüber, vielleicht weiß der noch etwas.«
Bläske öffnete, blinzelte irritiert und schien überrascht zu sein, schließlich lächelte er sanft. »Herr Kommissar, heute in Begleitung? Was führt Sie denn zu mir.« Er trat zurück und zog die Tür zum Nachbarraum zu. »Kommen Sie, wir setzen uns in die Küche.«
Der Raum war klein und alt eingerichtet, doch penibel sauber. Ein Geruch nach ätherischen Ölen hing in der Luft und erinnerte ihn an seinen letzten Saunabesuch.
»Möchten Sie einen Kaffee?«
»Gerne«, auch Sophie nickte.
Bläske machte sich an der Kaffeemaschine zu schaffen. Heute trug er Cordhose, dazu einen einfachen Pulli. Lichthaus bemerkte, dass er leicht hinkte.
»Entschuldigen Sie die Unordnung, aber meiner Frau geht es nicht gut. Was kann ich für Sie tun? Haben Sie Görgens Freundin gefunden?«, fragte er, als sie sich gegenübersaßen und den frisch duftenden Kaffee tranken, den es nebenan nicht gegeben hatte.
»Ja, danke nochmals, das hat uns weitergeholfen. Sie haben mir gesagt, Horst Görgen sei öfters hier gewesen und habe einiges erzählt. Hat er dabei mal von Egbert Kaiser gesprochen?«
»Sie suchen die Verbindung, nicht wahr? Also nein, er ist sehr auf seine Schuld innerhalb der Familie fixiert gewesen.«
»Können Sie etwas mit dem Namen feedstuffPRO anfangen?«, schaltete Sophie sich ein.
Bläske nahm sich Milch. »Auch nicht, nie gehört. Was ist das?«
»Nichts, oder anders gesagt, das darf ich nicht sagen. Hat er von Problemen mit Roland gesprochen?«
»Wie meinen Sie das?«
»Wir wollen wissen, ob er von irgendwelchen krummen Geschäften seines Sohnes gewusst hat?«
»Gibt es denn Anzeichen dafür?«
»Wir stehen erst am Anfang der Untersuchung. Diese Informationen sind vertraulich, wenn ich höre, dass Sie Verdächtigungen hinausposaunen, komme ich mit einer Strafanzeige wieder.«
Eine Pause entstand. »Ich bin kein Klatschweib. Einmal hat er zum Rohbau rübergesehen und etwas angemerkt wie, so viel Geld hat man nicht einfach so. Ich habe dann
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