Bauernopfer: Lichthaus' zweiter Fall (German Edition)
nachgefragt, doch er hat nur gemurmelt, ob ich der Meinung sei, Roland verdiene die ganze Kohle nur auf dem Hof.«
»Was hat er damit sagen wollen?«
»Dass Roland noch andere Geschäfte betreibt, mit jemandem Dinge durchzieht, die nicht unbedingt sauber sind.«
»Mehr nicht?«, Lichthaus war enttäuscht.
»Es ging wohl um Fleisch.«
»Wie kommen Sie darauf?«
»Ich kann es nicht richtig greifen, doch irgendwo klingelt es. Lassen Sie mich nachdenken, wenn es mir einfällt, melde ich mich bei Ihnen.«
Im Auto schaltete Sophie das Radio ein und fuhr los. »Nachbarschaft ist manchmal die Pest.«
Lichthaus grinste. »Die kriegen alles mit und sind oft sehr beflissen darin, uns teilhaben zu lassen. Anscheinend hatte Görgen damals eine Phase der – sagen wir mal – Rückbesinnung und hat offensichtlich doch einiges ausgeplaudert. Vielleicht kommt von diesem Bläske noch mehr.«
»Komischer Typ.«
»Ja. So distanziert und dann mit einem Mal so offen.«
»Glaubst du nun auch, dass irgendwelche organisierten Verbrecher hinter den Morden stehen?«
»Ja und nein. Alles deutet darauf hin, doch die Taten passen nicht. Es ist einfach vertrackt.«
*
Siran tobte: »Wieso taucht der zu einer Routinebefragung gleich mit diesem Idioten auf?«
»Weil er die Hosen gestrichen voll hat.« Steinrausch lehnte an der Fensterbank und schaute auf die anderen hinab. »Dieser Bläske glaubt also, Horst Görgen hätte etwas von Betrügereien gewusst?«
Lichthaus nickte, doch seine Gedanken waren ganz woanders. »Wenn wir tatsächlich richtig liegen, ist Pilsner unser Mann. Er ist schwach und wird schnell einbrechen. Hätten wir bloß eine Handhabe, dann könnte man ihn festnehmen. Wir sollten ihn überwachen.«
»Er wohnt im Kreis Merzig, da sind die Kollegen aus dem Saarland dran.«
»Siri, geh bitte zu Brauckmann und besorge ein Diensthilfeersuchen, die sollen dort ein Team abstellen.«
»Und hier in Trier?«
»Wir werden Görgen und Schneider und Jost im Auge behalten. Brauckmann soll uns die Genehmigung für das Telefonabhören und IMSI-Catcher für die Handys gleich mitgenehmigen.«
Sophie blickte Siran hinterher und schaute dann nachdenklich auf das Whiteboard. »Wenn Horst Görgen tatsächlich einem Betrug auf der Spur war, an dem Roland und Kaiser beteiligt sind, könnten die Drahtzieher auch die Mörder sein.«
»Ja, schon richtig, nur wieso dann der Zirkus mit den Telefonaten, die Rachestory und diese Sackgasse zu den religiösen Ultras? Verbrecherorganisationen arbeiten doch ganz anders.« Er schaute sie resigniert an. »Wir finden Tag für Tag mehr heraus, aber nichts ist zu beweisen, und ich verstehe immer weniger die Zusammenhänge. Außerdem, ist Roland so abgebrüht?«
»Er hat Angst.«
Ein Schweigen trat ein, als die Tür aufging und Spleeth hereinkam. »Die kleinen Arbeitsameisen aus der Technik haben was Neues.« Er grinste, was bei seiner ansonsten muffigen Art äußerst selten war. »Euer tätowierter Junkie hat zwei Kosovo-Albaner identifiziert. Das allerletzte Pack, wenn ihr mich fragt. Eine Vorstrafenliste so lang wie die Chinesische Mauer. Meistens nackte Gewalt. Hängen mit der Mafia zusammen. Interpol hat die genetischen Codes von den Kerlen geschickt. Unser Routinevergleich hat ergeben, dass Spuren von Admir Terpuni an Kaisers Mantel und die von Rashit Hoxhaj an Görgens Hosen gefunden wurden.«
»Also, die Mafia.« Sophie schüttelte den Kopf, und die anderen nickten nur.
»Ja, das ist anscheinend doch die Klammer um dieses ganze Chaos.«
Lichthaus sprang auf und griff nach dem Telefon. Siran war noch nicht bei Brauckmann angekommen, doch der Staatsanwalt versprach so schnell wie möglich zu arbeiten, damit die Fahndung rausgehen und bereits am Abend eine lückenlos Überwachung aller Beteiligten beginnen könne.
Lichthaus setzte sich wieder und schaute fragend in die Runde: »Jetzt haben wir ein Bild, doch noch immer fehlt das Warum. Was hat Kaiser in Ungnade fallen lassen, und wieso wird der alte Görgen getötet und nicht Roland?«
Alle schwiegen.
*
Adrian Baumann lag in seiner Zelle und rauchte eine Camel. Er hatte die Jacke ausgezogen und betrachtete gelangweilt, wie sein weißes T-Shirt exakt den Hals seines tätowierten Tigers auf dem rechten Oberarm abschnitt. Er verzog das Gesicht. »Was für ein Scheiß.«
Er rappelte sich hoch und ging in dem engen Loch auf und ab, sechs Schritte hin, sechs Schritte her. Bett, Toilette, Tisch und Schrank, die Wände voll mit Postern,
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