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Bauernopfer: Lichthaus' zweiter Fall (German Edition)

Bauernopfer: Lichthaus' zweiter Fall (German Edition)

Titel: Bauernopfer: Lichthaus' zweiter Fall (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul Walz
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das war die ganze Welt, in der er sich seit Jahren bewegte, wenn er nicht die eine Stunde am Tag auf dem Hof rumhing oder in der Wäscherei beschissene Tischdecken mangelte. Er hatte versucht, einen anderen Job zu bekommen, doch man ließ ihn, wo er war. Bauie, so nannten ihn die Mitgefangenen, würde so lange mangeln, bis seine lebenslängliche Strafe abgesessen war.
    Wütend trat er gegen die Tür und schnippte die Kippe in die offene Kloschüssel, um gleich die nächste anzustecken. Er war schuldig, oh ja. Vier Tote in drei Tagen, das war nicht übel, er grinste, und nur weil er Dachs die Hauptschuld in die Schuhe geschoben hatte, war er ohne diese verfluchte Sicherungsverwahrung aus dem Gerichtssaal gekommen. Nach fünfzehn Jahren wäre er fünfundvierzig, da ging dann hoffentlich noch was.
    Dachs, dieses Arschloch, war damals auf die glorreiche Idee gekommen, einen Supermarkt in der Weihnachtszeit zu knacken, wenn die Geldbomben abgeholt wurden, und er war so dämlich gewesen mitzumachen. Die Aktion hatte sich eigentlich nicht schlecht angehört, doch hätte er sich denken können, dass mit diesem Versager die Sache danebengehen würde. Aber er war nun mal pleite gewesen, hing bei einem Kredithai tief in der Kreide für ein Auto, das er seiner Freundin schenken musste um anzugeben. Idiotisch.
    Dachs war immer breit wie eine Landebahn. Er warf sich so ziemlich alles ein, was er bekommen konnte, nur um Heroin schlug er einen Bogen. »Das macht doof«, war gewöhnlich sein Spruch, als ob das noch etwas verschlimmert hätte.
    Am dritten Samstag im Advent sollte es losgehen. Zwei Tage vorher hatte er die U-Bahn genommen und war zum Bahnhof nach Frankfurt gefahren, um sich mit seinem Komplizen zu treffen. Sie brauchten Waffen, und er kannte da einen Typen, der ihm schon früher eine Knarre besorgt hatte. Jeder nannte den Waffenschieber nur Clint, da er vor einigen Jahren einem Käufer, der ihn übers Ohr hauen wollte, mit so einer Monsterkanone, wie Eastwood sie im Kino trug, ins Bein geschossen hatte. Er musste gute Kontakte haben, denn niemand war später der Sache nachgegangen. Der baumlange Kerl kam irgendwo vom Balkan, hatte eine riesige Hakennase. Dachs hatte versprochen, ein paar Tausender zu organisieren. Sie trafen sich am Haupteingang, und eigentlich hätte er sofort abhauen müssen, weil dieser Mistkerl bis zum Schornstein vollgedröhnt am Bahnsteig herumstolperte. Seine Pupillen waren extrem geweitet, und er trug ein ewig dämliches Dauergrinsen auf der Visage.
    »Was ist los?« Das dümmliche Lachen verging diesem Hohlkopf, als er in die Ecke gedrückt wurde und seine Backe an der rauen Wand klebte. Noch jetzt, nach all den Jahren spürte er, wie hart er zugegriffen hatte, nur um sich zu beherrschen damit er diesem Idioten nicht sämtliche Knochen aus dem Leib prügelte. Irgendwie behielt er Ruhe. Später sollte er sich immer wieder fragen, warum er weitergemacht hatte.
    »Was hast du intus?«, hatte er diesen Vollidioten gefragt, während er in dessen fettiges Haar griff und seinen Kopf nach hinten bog, bis sich seine Halsmuskeln spannten wie Drahtseile.
    »Lass mich los. Mann, scheiß dich nicht an, nur ein paar Pillen.«
    »So läuft das nicht. Kein Shit, keine Drogen. Wenn wir was abziehn, bleibst du clean. Wo ist die Kohle?« Er ließ ihn los.
    »Schon gut, schon gut. Hier«, der kleine schmierige Typ klopfte sich gegen den fleckigen Anorak, »bleib cool, Mann.«
    Es war längst dunkel geworden, und hinter dem Bahnhof in einer der finsteren Ecken wartete Clint bereits. Er saß wie beiläufig in seinem unauffälligen Passat und rauchte eine Zigarette, die stank, als ob er Kamelkacke statt Tabak inhalierte. Er war allein. Auf seinen Wink hin machten sie die Taschen auf links und öffneten die Jacken. Er schien zufrieden zu sein, und sie stiegen ein. Er auf dem Beifahrersitz, Dachs im Fond.
    »Zeigt die Kohle.«
    Der Typ blieb seelenruhig. Dachs beugte sich vor, fingerte in seiner Innentasche und ließ die Hunderter durch seine Hände laufen. »Hier, Mann, wie versprochen.« Ein muffiger Mief ging von ihm aus, und Clint zog unwillkürlich den Kopf ein wenig zurück.
    »Viertausend für eine Desert Eagle, ansonsten tausend für eine Glock 17 oder eine Beretta 92.«
    »Eine Magnum?« Sein Kumpel war wie elektrisiert. »Ich nehm die Magnum und du die Glock.«
    »Was soll denn so ein unhandliches Teil?«
    »Meine Sache, schließlich zahl ich die Wummen. Dazu jeweils sechzig Schuss Munition.«
    Clint hatte

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