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Bauernopfer: Lichthaus' zweiter Fall (German Edition)

Bauernopfer: Lichthaus' zweiter Fall (German Edition)

Titel: Bauernopfer: Lichthaus' zweiter Fall (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul Walz
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ich.«
    »Wieso?«
    »Indirekt. Die Sparkasse hat die Kredite abgeschrieben und so ihre Gewinne gesenkt, dadurch weniger Steuern gezahlt und auch weniger an die Kommune ausgeschüttet, die ja Eigentümerin ist. Das fehlt halt für Schulen und so weiter.« Sie war wieder auf festem Boden, und er fragte sich, was diese aalglatte Frau vorhin so aus dem Takt gebracht hatte.
    »Hat es ansonsten Geschädigte gegeben?«
    »Nein.«
    »Die Mitarbeiter?«
    »Sind in die Arbeitslosigkeit gegangen, na klar.«
    »Hat es hier Beschwerden gegeben?«
    »Natürlich, da auch kein Sozialplan möglich gewesen ist, aber dafür bringt man doch nach zehn Jahren keine Menschen mehr um, oder?«
    »Da gebe ich Ihnen Recht. Wer hat einen Überblick über die damaligen Arbeitnehmer?«
    »Niemand, den ich benennen könnte. Ich bin ja anschließend sofort aus der Region weg und nie wieder da aufgetaucht. Erst als jetzt die Presse losgelegt hat, habe ich mich erinnert.«
    »Und das war sauber?«
    »Ja sicher. Eine klassische Pleite.«
    Er rief Tiefensee an und bat ihn, alles zusammenzustellen, was zu feedstuffPRO in Erfahrung zu bringen war. Er roch Rauch, und dort war bekanntlich auch Feuer.

    *

    Pilsner kam nicht allein, sondern hatte einen Anwalt im Schlepptau, den alle kannten: Jürgen Elm von der Kanzlei »Elm, Finthorst & Schröder«. Elm ging schon auf die sechzig zu, hatte eine gewaltige Wampe, die sich über den Bund seines Maßanzugs wölbte, und verzierte sein Gesicht seit ewigen Zeiten mit einem Bart Marke Henriquatre. Er war berüchtigt für die Strafverteidigung von allem und jedem, Hauptsache die Kasse klingelte und die Publicity war groß. Umso mehr verwunderte es die Kollegen, ihn hier neben einem Karsten Pilsner zu sehen, der klein und dürr in stallverdreckten Kleidern mit ängstlichem Gesichtsausdruck so aussah, als wolle er gleich zu weinen beginnen. Ein Jammerlappen wie aus dem Bilderbuch.
    Unwillig nahm Lichthaus die beiden mit in sein Büro und rief Steinrausch hinzu, Siran und Sophie ließ er über sein eingeschaltetes Handy mithören, das wie zufällig auf dem Schreibtisch lag.
    Elm wartete nicht lange: »Könnten Sie mir verraten, weswegen Sie meinen Klienten hierher bestellt haben?«
    Lichthaus zögerte seine Antwort hinaus und fixierte an Elm vorbei Karsten Pilsner, dessen braune Augen wässrig schimmerten, während er seine blassen Lippen zusammenkniff und wieder losließ. Er wich dem Blick aus. Der Mann war extrem nervös.
    »Was ist nun?« Elm schaute demonstrativ auf die Uhr.
    »Ihr Mandant ist noch nicht als Beschuldigter hier, sondern nur als Zeuge.«
    »Zeuge? Wofür?«
    »Wir ermitteln in den Morden an Horst Görgen und Egbert Kaiser. Hierbei sind Fakten aufgetreten, die wir mit seiner Hilfe zu erhärten hoffen.« Lichthaus wandte sich an den unsicher wirkenden Mann an Elms Seite: »Stimmt es, dass Sie für Öcocertifica folgende Höfe und Unternehmen prüfen?« Er las die Namen von Molitors Liste vor, während Pilsner jeweils bestätigte.
    »Ja, und?« Elm nahm den Gang heraus, sein Ton wurde freundlicher.
    »Wie ist es möglich, dass ein Blatt mit den Daten der unangemeldeten Sonderprüfungen in diesen Betrieben bei Kaisers Unterlagen war?«
    »Die kann doch jeder fälschen.«
    »Das ist richtig, nur scheinen die Daten exakt zu sein, denn Herr Pilsner war mittlerweile an zwei Terminen auf der Liste jeweils auf genau dem bezeichneten Hof zur Überprüfung.«
    Der Anwalt schluckte. »Darf ich die Liste sehen?«
    »Sobald die Staatsanwaltschaft sie freigibt. Ich werde das veranlassen.«
    Aus den Augen sprühte Zorn. »Sie ...«
    »Würden Sie bitte Ihren Mandanten antworten lassen.«
    Elms Kopf flog so schnell herum, dass sein gewaltiger Bauch eine Unwucht bekam. Trotz seiner Körperfülle war der Mann flink wie ein Wiesel. »Sie sagen nichts, wenn es Sie belastet.«
    Pilsner klappte den Mund wieder zu, doch Lichthaus lächelte amüsiert. »Wir bringen es ohnehin heraus. Eine andere Sache: Wie finanzieren Sie Ihre häufigen Besuche im Spielkasino in Bad Mondorf?«
    Wie unter einem Stromstoß zuckte der Kontrolleur zusammen, und der Anwalt schloss für einen langen Augenblick die Augen. »Was hat das damit zu tun?«
    »Fragen Sie das im Ernst?«
    »Sie sagen nichts mehr. Keine Aussage, bevor ich die Akten eingesehen habe.« Jürgen Elms Gehirn arbeitete auf Volllast. Er spürte, dass ein falsches Wort ernsthafte Probleme mit sich bringen würde.
    Pilsner war kreidebleich geworden und sah wie ein waidwundes Tier

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