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Bauernopfer: Lichthaus' zweiter Fall (German Edition)

Bauernopfer: Lichthaus' zweiter Fall (German Edition)

Titel: Bauernopfer: Lichthaus' zweiter Fall (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul Walz
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Vincents Schläger haben mich trotzdem gefunden und mir nach der Arbeit, ohne Worte zu machen, eine harte Abreibung verpasst. Eine weitere Woche Frist, Zinssatz zwanzig Prozent. Wie in einem billigen Schmierentheater. Ich bin am Ende gewesen, als das Telefon geläutet und Öcocertifica mir einen Job angeboten hat. Den Vertrag habe ich sofort unterschrieben. Am Abend hat Vincent vor der Tür gestanden. Ich hätte da jetzt einen neuen Job, und wenn ich mitspielte, könnte man über die zehntausend Euro reden. Seitdem hab ich im Netz gezappelt. Weitergabe von Prüfungsterminen, nicht nur von mir, sondern auch von den anderen Kontrolleuren. Ich hab Protokolle gefälscht, Proben manipuliert, Übermengen verheimlicht, die ganze Palette. Die von Öcocertifica haben bestimmt Bescheid gewusst, da sie mir gezielt die entsprechenden Betriebe zugeteilt haben und ich der Einzige gewesen bin, der Zugriff auf die Daten der Kollegen hatte. Doch das kann ich nicht beweisen.« Lichthaus sah zu den Kollegen hinüber, die die Augen verdrehten.
    »Eines Tages wurde ich ins Matrjoschka nach Mainz beordert. Auf dem Parkplatz hab ich Roland Görgen und Kaiser und ...« Pilsner verstummte und schien zu lauschen. »Hallo, wer ist da?« Der Ton wurde gedämpfter, offensichtlich hatte er das Diktafon versteckt, aber nicht ausgeschaltet. Er schrie auf. Hektische Bewegungen waren zu hören, ein Möbelstück krachte zu Boden, Lichthaus vermutete die Stehlampe, zuletzt das surrende Geräusch des Elektroschockers, und Stille kehrte für einige Augenblicke ein. Plötzlich ein lautes Klappern und alle schauten sich fragend an.
    »Die Rollläden«, warf der Kollege aus Saarbrücken ein.
    Es folgte das Klirren von Metall und Schleifgeräusche dicht vor dem Mikrofon, schließlich gefror den Zuhörern das Blut in den Adern. Ein erstickter Atemzug, gefolgt von einem Röcheln, das sich entfernte, bis die Tür gegen die Wand schlug. Pilsners Sterben war eine fast lautlose Angelegenheit. Einige wenige radierende Geräusche der Schuhsolen auf dem Boden, danach zeichnete das Band nur noch die Stille des Todes auf. Allein ein technisches Rauschen blieb, bis eine ruhige Stimme das Schweigen durchbrach: »A është ai i vdekur?«
    »Po.«
    Schritte entfernten sich, die Tür schnappte ein und nichts war mehr zu hören.

    *

    Lichthaus lag zurückgelehnt in seinem Bürostuhl, mit einer Hand bedeckte er seine Augen. Rasende Kopfschmerzen pochten durch seinen Kopf, und das Licht der Sonne, die von einem wolkenlosen Himmel strahlte, stach wie Nadeln mitten in sein Gehirn. Der Infekt und die zu kurze Nacht hatten das Ihrige getan, um ihn auszulaugen, und nun kauerte er hier, wartete die Wirkung der Schmerztablette ab, die ihm über den Mittag helfen sollte.
    Am Vormittag hatten sie in einer langen Besprechung die Fakten zusammengetragen, diskutiert und dann die Vorgehensweise festgelegt. Die Stimmen auf dem Tonband hatten albanisch gesprochen, das hatte ein Übersetzer bereits bestätigt. Der Dialog war einfach. Ein Mann hatte gefragt: »Ist er tot?«, woraufhin ein anderer mit einem knappen »Ja« geantwortet hatte. Keiner hegte den geringsten Zweifel daran, dass Admir Terpuni und Rashit Hoxhaj erneut in Aktion getreten waren. Sophie Erdmann brachte von den Kollegen in Frankfurt einige Informationen zur Familie Tatari mit, die Grund zur besonderen Vorsicht gaben. Die Tataris gehörten schon seit gut dreißig Jahren zu den führenden Gangsterfamilien im Rhein-Main-Gebiet und schienen alle Fäden zu spinnen, an deren Ende Geld klebte: Prostitution, Drogen, aber auch Wirtschaftskriminalität. Über eine Verbindung zu Manipulationen im Ökobereich war hingegen nichts bekannt.
    Brauckmann hatte in Abstimmung mit Lichthaus und Müller beschlossen, die Überwachung von Schneider & Jost und Roland Görgen unverändert aufrechtzuerhalten und vorsorglich ein SEK in Bereitschaft zu versetzen. Lichthaus war davon überzeugt, sie würden einen weitreichenden Betrügerring aufdecken. Brünjes hatte von gefälschten Etiketten gesprochen, die herkömmliches Fleisch in Ökofleisch verwandelten und somit den Profit extrem nach oben puschten. Pilsner deckte die Betrügereien. Wo Görgens Rolle lag war allen unklar. Laut Bläske hatte der Alte herausgefunden, dass sein Sohn in diese Sauereien involviert war, worin Müller auch das Motiv ausgemacht zu haben glaubte. Kaisers Part war mit hoher Wahrscheinlichkeit in seinen Verbindungen ins Bundesamt zu sehen, von wo aus Öcocertifica

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