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Bauernopfer: Lichthaus' zweiter Fall (German Edition)

Bauernopfer: Lichthaus' zweiter Fall (German Edition)

Titel: Bauernopfer: Lichthaus' zweiter Fall (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul Walz
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Reise nach Ägypten antreten, den Nil und die Ausgrabungen im Tal der Könige besuchen und vor allem die Hitze genießen. Sie freute sich auf Ägypten.
    Ein Luftzug ließ sie frösteln, und sie wickelte sich enger in ihre Strickweste, irgendwo schien ein Fenster aufgegangen zu sein.

    *

    Lichthaus fuhr früh nach Hause, da er kreuzkaputt war. Sophie und Steinrausch hatten die Überwachung der Apparate von Resslers Privathaus, der Firma und Roland Görgen organisiert. Die IMSI-Catcher waren ein Segen, wenn man ungefähr festlegen konnte, wo der Standort eines Handys war. Die Geräte spiegelten ein Mobilfunknetz vor, in das sich in einem bestimmten Umkreis alle Mobilfunkgeräte einwählten. Der Catcher leitete diese dann an die eigentlichen Netze weiter, eröffnete hierbei aber die Möglichkeit, die Gespräche abzuhören. Auch Prepaid-Karten ließen sich hierdurch abgreifen.
    Zu Hause gelang es ihm nach einer Viertelstunde die Spielattacken Henriettes abzuwehren, indem er während eines Türmchenspiels einfach auf dem beheizten Fußboden einschlief und dort vor sich hin schnarchte, bis Claudia ihn aufs Sofa bugsierte, wo er sofort wieder wegsackte.
    Um elf rüttelte seine Frau ihn sanft wach. Er drehte sich stöhnend und lächelte zu ihr auf, froh bei ihr zu sein, doch ihr Gesichtsausdruck verriet anderes. Er griff, die Augen verzweifelt schließend, nach dem Telefon, das sie ihm hinhielt.
    Die Verbindung knarzte, Siran befand sich offensichtlich im Auto, als er nun schon zum zweiten Mal innerhalb weniger Tage Hiob spielte: »Pilsner ist tot. Eine Streife wollte vorhin mit der Überwachung beginnen und ist, da alles dunkel war, vorsichtig um das Haus herum. Sie haben dann durch den Zeitungsschlitz in der Haustür gesehen. Er hat an der Wohnzimmertür gebaumelt. Hat einen Haken oben drüber gehängt. Die Mordkommission aus Saarbrücken hat dann angerufen und uns gebeten, zu kommen.«
    »Wann seid ihr hier?«
    »In zehn Minuten stehen wir bei dir auf der Matte.«

Donnerstag
    Pilsners Haus war ein typisches Arbeiterhaus. Klein, nur ein Erdgeschoss von höchstens sechzig Quadratmetern, ein Satteldach obenauf, stand es auf einem riesigen Grundstück, das früher sicherlich genutzt worden war, um möglichst viel Gemüse anzubauen, weil der schmale Lohn nicht zum Leben reichte. Vier Obstbäume bevölkerten verwildert und noch kahl die Wiese. Ganz hinten in einer Ecke gab es einen windschiefen Stall, der einst wohl eine Ziege oder Hasen beherbergt hatte. Alles wirkte ungepflegt, und auch die einfach verglasten Fenster und die abgetretenen Linoleumböden zeigten, dass seit Langem kein Geld mehr investiert wurde.
    Als sie eintrafen, kreiselten bereits Blaulichter vor dem Haus, und einige Nachbarn drängten sich in eilig übergeworfenen Kleidern vor den Absperrungen. In dem kleinen Ort zwischen Losheim am See und Beckingen tat sich ansonsten vermutlich nicht viel, und niemand wollte die Sensation des Jahres verpassen.
    Der Kollege aus Saarbrücken stellte sich vor, doch Lichthaus vergaß seinen Namen sofort wieder, da die Erschöpfung wie Blei in seinen Gliedern steckte.
    Pilsner hing an dem Türblatt zum Flur. Das altersschwache Holz bog sich unter seinem Gewicht leicht durch, doch hatte die Spannkraft gereicht, um dem Mann das Leben auszutreiben. Der Tote starrte mit halbgeöffneten Lidern den Gang entlang. Der Kopf war blau angelaufen, die Zunge hing aus dem offenstehenden Mund heraus wie ein Fremdkörper.
    Es tat ihm weh, den Mann, der noch am Mittag vor ihm gesessen hatte, so zu sehen, und er fragte sich, ob ihre Befragung zu hart gewesen war und so diese Kurzschlussreaktion ausgelöst haben könnte. Manche Dinge steckte man auch nach Jahren bei der Polizei nicht weg. Allein die Vorstellung, wie Pilsner hier in der Einsamkeit seines kleinen Hauses gestorben war, machte ihn betroffen. Ein Blick zu Siran und Sophie zeigte ihm, dass die beiden ähnlich fühlten.
    Ein Techniker raschelte im Schutzanzug auf ihn zu und zog sich den Mundschutz herunter: »Kein Suizid. Da hat einer nachgeholfen.«
    »Wie bitte?« Lichthaus schrak aus seinen Gedanken auf.
    »Der Mann hat sich meiner Meinung nach nicht freiwillig hingehängt.«
    »Wie kommen Sie darauf?«
    »Schauen Sie.« Er deutete auf den Haaransatz des Toten.
    Lichthaus trat näher und erkannte zwei kleine, rote Punkte auf der Haut, die, einem Zwillingspaar gleich, nebeneinander eingebrannt zu sein schienen.
    »Die hat er heute Mittag noch nicht gehabt. Elektroschocker?«
    »Ja,

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