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Bauernopfer: Lichthaus' zweiter Fall (German Edition)

Bauernopfer: Lichthaus' zweiter Fall (German Edition)

Titel: Bauernopfer: Lichthaus' zweiter Fall (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul Walz
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den Bullen weggeschleppt und nach Hause gefahren. Ist so nett gewesen, der widerliche Fettsack, hat mir gut zugeredet, die Augen jedoch haben das Schwein verraten. Der hatte mich sofort abgeschrieben, als wir da raus sind. Die müssen mich mundtot machen«, er schluckte trocken, »ich weiß fast nichts, bloß ist das auch zu viel.«
    Eine Pause trat ein, die sich hinzog. Lichthaus schielte bereits zu den Kollegen, als die weinerliche Stimme erneut ansetzte. »Es wird dunkel. Scheiße!« Wieder ein Seufzer, endlich sprach er zu sich, verfiel in einen monotonen Singsang, setzte zu seiner Lebensbeichte an: »Eigentlich wollte ich es ja nie wahrhaben, doch alles in allem hab ich es versaut. Die Alten haben sich geplagt, und ich Idiot hab sie in einem fort enttäuscht. Das einzige Kind, ihr Prinz. Mama hat, bis sie gestorben ist, nicht begriffen, was für eine Null sie großgezogen hat. Vater ist da realistischer gewesen. Hat mir mal vorgeworfen, ich sei immer an die Falschen geraten. Was hab ich ihn ausgelacht und gefragt, wen er denn meine. Da war er still und ist zu seinem Gesangverein gegangen. Ein Spießer wie aus dem Bilderbuch, aber er hatte wenigstens Halt und Haltung. Ich hatte nie richtige Freunde. Und auch mit den Frauen ist es nicht gelaufen. Was habe ich mir das Hirn zermartert, warum nie eine was von mir wollte, es nie gefunkt hat. Schlussendlich war es gut so. Ich hätte sie ohnehin enttäuscht.« In dem engen Bus wurde das Unbehagen immer greifbarer.
    Pilsners Stimme schleppte sich jetzt nur so dahin: »Nach ewiger Zeit mit Gelegenheitsjobs bin ich Laborant geworden. Bodenproben auswerten und so ein Mist. Langeweile war da Programm. Reagenzglas auf, Dreck rein und analysieren. Jeden Morgen habe ich zwanzig Minuten gekämpft, um aus den Federn zu kommen, dabei war das noch meine beste Phase im Leben. Geld, nicht viel, aber regelmäßig, und Kollegen, normale Leute, keine Loser, mit denen man auch mal rausgekommen ist. Vor ein paar Jahren im Herbst waren wir zum Betriebsausflug in Luxemburg. Ein toller Tag, von dem an aber mein Leben dem Ende zuging.« Er lachte bitter.
    »Auf dem Rückweg sind zwei von den Laborratten auf die Idee gekommen, in Mondorf im Kasino einen Zehner zu riskieren. Wir da rein in unserer Wanderkluft und sofort wieder rausgeflogen. Doch ich war angefixt. Die eleganten Leute, der Geruch von Geld und dann die Chance, vielleicht einmal etwas mehr zu besitzen als das arme Schwein, das ich zu sein glaubte. Heute lache ich drüber. Wie tief es abwärts gehen kann, weiß man erst, wenn man unten ist. Am folgenden Abend hab ich mein einziges Sakko angezogen und bin gerade so durch die Gesichtskontrolle gekommen. Am Roulettetisch bin ich hängengeblieben und hab siebentausend Kröten mit nach Hause genommen. Es war einfach geil. Bin mir vorgekommen wie der tollste Hecht nördlich der Alpen. Von den Kohlen habe ich mir zwei gute Anzüge gekauft und ab ins Kasino und wieder gewonnen. Tags drauf hat man mich schon namentlich begrüßt. Mit so einem wissenden Lächeln. Ein Idiot auf dem Weg in den Untergang. Die Strähne hat vier Abende angehalten, und ich hatte rund vierzigtausend Euro in der Tasche. Wäre ich nur daheim geblieben. Aber nein«, ein dumpfes Pochen, als schlüge Pilsner seinen Kopf auf etwas Hartes, untermalte jetzt das Gesagte, »ich musste solange hin, bis das Geld weg gewesen ist. Der Gewinn und meine paar Kröten vom Sparbuch haben sich in Luft aufgelöst, bevor ich richtig kapiert hab, dass ich süchtig war. Dann das Konto bis zum Anschlag überzogen, doch ich wollte weiter hin. Schon der Gedanke an das Geräusch, wie die Kugel herumsaust und auf eine Zahl klickert, hat mich kribbelig gemacht. Das ist bis heute so. Ich würde alles geben, um noch einmal wieder hinzukommen. Scheiße, was für ein Junkie!« Ein jäher Schrei, der jeden im Bus zusammenzucken ließ, als ob ein elektrischer Schlag durch den Innenraum gerauscht sei, unterbrach seinen Redeschwall kurz, dann fuhr Pilsner leise fort.
    »Eines Abends bin ich richtig pleite gewesen und hab nur noch an der Bar gehangen, als Vincent mich angesprochen hat. Der Name und die ganze Story, die er mir erzählt hat, waren natürlich so falsch, wie die Möpse von Brigitte Nielsen. Hat mir einen Scotch ausgegeben und ein bisschen Blabla gemacht, und mir dann Kredit angeboten. Zehntausend Euro, rückzahlbar eine Woche später plus zehn Prozent. Die Kohle ist noch am gleichen Abend durch den Kamin. Ich hab mich nach Hause verzogen,

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