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Bauernopfer: Lichthaus' zweiter Fall (German Edition)

Bauernopfer: Lichthaus' zweiter Fall (German Edition)

Titel: Bauernopfer: Lichthaus' zweiter Fall (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul Walz
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ich denke so ein Teil hat ihn aus den Socken gehauen, bevor er an den Strick gekommen ist. Das erklärt auch, warum wir nur geringe Abriebspuren von seinen Schuhen finden konnten. Die Körper zucken normalerweise unkontrolliert herum, wenn die Person erstickt. Berühren die Füße den Boden, zeichnen die Absätze Muster, radieren hin und her. Ist der Erstickende benommen, wird das weniger.«
    »Das macht die Sache nicht wirklich besser.«
    »Nein, ganz und gar nicht. Wir sind dann auf die Suche gegangen und haben im Schloss der Haustür feinen Abrieb gefunden. Die sind mit dem Dietrich hier herein.«
    »Die?«
    »Die oder der Täter, das können wir noch nicht sagen.«
    »Ist Pilsner gefoltert worden?«
    »Nur getötet. Sauber, fast septisch. Mit dem Schocker umgelegt, Haken mit dem vorbereiteten Seil über die Tür, ihn drangehängt, etwas gezogen, drei Minuten gewartet, Pulskontrolle, tot und ab.«
    »Wir haben den Mann im Rahmen der beiden Morde in Trier befragt. Ich denke, Sie wissen, von wem ich rede. Eines der Opfer wurde ähnlich ermordet, also Elektroschocker und Aufhängen. Ich wäre Ihnen unendlich dankbar, wenn Sie die Spurenanalyse schnell durchziehen würden, damit wir vergleichen können.«
    »Das lässt sich wohl machen.«
    »Danke. Unser Techniker wird Sie wahrscheinlich morgen kontaktieren und informieren. Vermessen Sie bitte auch den Abstand der Elektroden. Was gibt es noch? Ein Abschiedsbrief?«
    »Nein, leider nichts dergleichen.«
    »Was ist mit dem Handy?«
    »Nicht gefunden.«
    »Mist!« Lichthaus bedankte sich und begutachtete die Räume eines Hauses, das nicht unspektakulärer hätte sein können. Alte, abgewetzte Möbel, die ohne Frage schon Pilsners Eltern abgenutzt hatten. Billiger Kaufhausschick der Sechzigerjahre. Nur im Obergeschoss überraschte der Kleiderschrank. Mehrere hochwertige Anzüge und Mäntel sowie alle Accessoires, teure Krawatten und Einstecktücher hingen penibel nebeneinander, darunter schicke Schuhe. Die Verkleidung für die Spielbank. Er ging nach unten und fand Sophie, die den Schreibtisch durchsuchte.
    »Die Kollegen haben mir das Feld überlassen, da ich wohl eher wisse, wonach ich suche.« Sie lächelte schief.
    »Etwas gefunden?«
    »Kontoauszüge, die völlig unauffällig sind. Nur Lohneingänge und alltägliche Abbuchungen.«
    »Kasino?«
    »Nichts, er hatte offensichtlich eine zweite Bankverbindung. Die Belege fehlen mir aber bisher.«
    Plötzlich übertönte eine fremde Stimme das gedämpfte Gemurmel der Polizisten: »Mein Name ist Karsten Pilsner, ich ...«, Siran kam mit aufgeregtem Gesichtsausdruck hinter dem Sofa hervor und hielt ein Diktafon in die Höhe. Die Gespräche im Raum waren erstorben, und alle blickten auf das Gerät.
    »Er hat es zwischen Bezug und Gestell gesteckt. Ich habe es nur gefunden, weil ich mit den Fingerspitzen zufällig über den Saum gestrichen habe.«
    Wenige Minuten später saßen sie zusammengedrängt mit dem Kommissar aus Saarbrücken und einem jungen Techniker im Bus der KTU. Sie hatten das Band zunächst sicherheitshalber kopiert und hörten nun den Inhalt ab.
    Zu Anfang wurde das Diktafon mehrfach eingeschaltet, aber Pilsner sprach nicht, fand nicht die richtigen Worte, sondern stoppte nur die Aufnahme, wenn seine Schluchzer zu heftig wurden. Lichthaus sah ihn vor sich, wie er auf dem schäbigen Sofa saß, vielleicht war es schon dunkel gewesen und sein Spiegelbild hatte ihn aus den schwarzen Scheiben angestiert wie ein Fremder, wie der Versager, der er nun mal war. Dann hatte er sich endlich so weit beruhigt, dass er sprechen konnte. »Ich ... mein Name ist Karsten Pilsner, und ich mache diese Aussagen freiwillig.« Lichthaus horchte auf. Die Worte beschleunigten sich. Er kannte diesen Effekt aus unzähligen Verhören. Sobald der Damm gebrochen war, stürzten die Sätze wie eine Flut aus den Tätern heraus. Es musste eine immense Befreiung mit sich bringen, wenn der Druck abgebaut wurde, das Versteckspiel zu Ende war. Sie schliefen in der darauffolgenden Nacht meistens hervorragend, bis sie der Kater der Wahrheit am folgenden Morgen wachrüttelte und sie sahen, was diese vermeintliche Erlösung für die Zukunft bedeutete. Die Geständnisse wurden häufig widerrufen.
    Er schaute zu Sophie hinüber, die neben Siran in eine Ecke gequetscht saß und ähnlich angespannt auf Pilsners Aussage wartete, doch der verlor den Faden. Angst quoll aus dem Lautsprecher. »Die kommen, heute noch, da hab ich keinen Zweifel. Elm hat mich von

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