Bauernopfer: Lichthaus' zweiter Fall (German Edition)
nichts von der Polizei erzählt hatte, die nach ihr suchte. Erst als ein Polizist in der Notaufnahme aufgetaucht war, war ihr bewusst geworden, dass man sie vermisste.
Lichthaus hatte auf der Schwelle hockend zugehört und sich gerade beruhigt, als Sophie die Treppe hinabstürmte und wortlos in den Kellerraum trat. Ein Blick auf die Tote genügte und sie atmete erleichtert auf. Erschöpft kam sie zu ihm hinüber und nahm ihn in die Arme, ließ sich dann das Telefon geben, um kurz mit Claudia zu sprechen.
Wenig später kreisten Blaulichter durch die kleine Siedlung, und die Techniker liefen erneut auf. Die Fahndung nach Bläske blieb erfolglos. Eine Streife fand den BMW unbeschädigt auf dem Parkplatz eines Supermarktes in Klüsserath an der Mosel, von da ab verlor sich die Spur.
Sophie fuhr Lichthaus nach Trier, danach ging es zurück nach Hause. Die Arbeit musste warten. Müller versuchte zwar noch, ihn zu erreichen, doch er hatte das Handy abgeschaltet und nahm keine Telefonate an, saß neben dem Anrufbeantworter und winkte ab.
In dieser Nacht hielt er seine Frau fest an sich gedrückt, fassungslos vor Glück.
Freitag
Am nächsten Morgen war vom stolzen Ritter Roland nur ein Häuflein Elend übrig, als Lichthaus mit Steinrausch den Verhörraum betrat und wortlos den Mitschnitt der Überwachung am Laubenhof vorführte. In unordentlicher Kleidung und mit ausdrucksloser Miene verfolgte der Landwirt die Geschehnisse.
Lichthaus begann: »Betrug, in welchem Umfang wird sich noch zeigen, Beteiligung an einer kriminellen Vereinigung, Beihilfe zum Mord ...«
Görgen erwachte aus seiner Lethargie und brauste auf: »Ich habe niemanden umgebracht, ich ...«
»Karsten Pilsner ist von den beiden Albanern Hoxhaj und Terpuni ermordet worden, dafür gibt es Beweise. Sie wurden zusammen gesehen.«
»Ja, aber ich wusste doch nicht, dass die den umbringen.«
»Ressler und seine Kumpane sind ja auch so harmlos«, Steinrausch lächelte süffisant, »da lag ja eine solche Vermutung weit entfernt. Packen Sie aus, dann kommen Sie vielleicht mit wenigen Jahren davon.«
Görgen schluckte. »Wieso?«
»Sie sitzen bis zum Hals im Dreck. Wir kennen alle Zusammenhänge. Pilsner hat ein Geständnis abgelegt, bevor die Mörder aufgekreuzt sind. Uns geht es nur noch um die Klärung von ein oder zwei Fragen, also reden Sie nicht um den heißen Brei herum, nutzen Sie die Chance, sich kooperativ zu zeigen.«
»Was wollen Sie wissen?«
»Wie sind Hoxhajs Spuren an die Kleidung Ihres Vaters gelangt?«
»Der Alte hat mitbekommen, wie wir das illegale Rindfleisch über unseren Hof geschoben haben, und wollte zur Polizei gehen. Ressler hat daraufhin diesen Schläger geschickt, der ihm Angst einjagen sollte. Das hat ja ganz gut funktioniert. Verletzt wurde er dabei übrigens nicht.«
»Hatten Sie die Kerle nicht in Verdacht, Ihren Vater später auch ermordet zu haben?«
»Doch. Ich habe an dem Morgen noch von zu Hause aus Ressler angerufen, und er hat mir seine Unschuld versichert.«
»Okay, wie wurde Ihnen das Geld aus dem Betrug ausgezahlt?«
»Die Ölmühle war die Waschmaschine. Wir verkaufen auf dem Papier mehr als doppelt so viel Öl, wie wir pressen, an eine Scheinfirma in Italien, dazu der tatsächliche Umsatz. Die Entnahmen sind mein Anteil.«
»Wir werden das prüfen. Was ist mit Kaiser?«
»Er war der Ursprung. Vor gut drei Jahren ist er auf die Idee gekommen. Woher auch immer hat er Fleisch besorgt, das wir umetikettiert und über unsere Theke geschoben haben. Nach einer Weile hat er dann Ressler angeschleppt, der eingestiegen ist und Schneider und Jost gegründet hat, um das ganz große Rad zu drehen. Der Alleenhof ist seitdem absolut sauber. Wir achten exakt auf die Vorgaben.«
»Ist Ihre Frau informiert?«
»Die hat keine Ahnung.«
Aber einen Lover, der es sich jetzt bequem machen wird, ging es Lichthaus durch den Kopf.
»Was ist mit den Hintermännern?«
»Ich weiß es nicht. Ressler und Kaiser haben mich zunehmend wie einen grünen Jungen behandelt und immer weiter rausgehalten. Mir war das recht, da ich nicht so genau wissen wollte, was die sonst noch treiben.«
»Sind Sie bereit vor Gericht auszusagen?«
»Nein.«
»Aber ...«
»Wenn ich rede, gehen die an meine Familie. Nein, ich werde niemals gegen diesen Abschaum aussagen.«
»Wie Sie wollen. Wir bringen die Tatsachen ohnehin ans Licht.«
Lichthaus schaute mitleidlos auf Görgen und hoffte, dass der Richter ihn ordentlich bestrafen würde, als Sophie
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