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Bauernopfer: Lichthaus' zweiter Fall (German Edition)

Bauernopfer: Lichthaus' zweiter Fall (German Edition)

Titel: Bauernopfer: Lichthaus' zweiter Fall (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul Walz
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immer nach. Markiert den wilden Mann, ist im Prinzip jedoch ein Weichei. Was glauben Sie, was die Bude gekostet hat? Da muss er eine Menge Vieh verkaufen, auch wenn sie halbtags irgendwo arbeitet. Seit einigen Monaten mault sie eher darüber, dass er nie da ist. Ansonsten scheint die Ehe in Ordnung zu sein. Sobald er mal Zeit hat, unternehmen sie alle zusammen etwas, und gelegentlich hört man die beiden beim Sex.«
    »Was noch?«
    »Standard. Die Kinder sind gut erzogen, von Affären oder so habe ich zumindest bisher nichts mitbekommen. Mehr kann ich Ihnen leider nicht sagen.«
    »Was ist mit Horst Görgen?«
    »Der ist nur selten drüben, mag seine Schwiegertochter und das ganze großkotzige Gehabe wohl nicht.«
    »Sie kennen ihn besser?«
    »Nun, während des Baus hier im letzten Sommer war er fast täglich da und hat die Handwerker kontrolliert. Roland war im Hof stärker gebunden, also hat der Alte das übernommen. Wir sind ins Gespräch gekommen, so wie wir beide jetzt. Görgen ist dann öfters auf einen Kaffee geblieben und hat viel erzählt, schien sein Leben in den Griff kriegen zu wollen oder so. Ich habe ihn nicht ausgefragt, er hat von selbst angefangen zu reden. Irgendwie hat es in ihm gegärt, und er musste den Druck ablassen.«
    »Worüber hat er denn konkret gesprochen?«
    »Streit und Versöhnung mit den Kindern und der Frau. Das Übliche eben. Meistens war sonst wer schuld. Hab’s nicht wirklich verstanden, war mir aber auch egal. Mich interessieren die Probleme der anderen nicht, ich kämpfe schon genug mit den eigenen.«
    »Was für einen Eindruck hatten Sie von Horst Görgen?«
    Bläske dachte einen Augenblick nach. »Nach außen nett, doch eigentlich in seine Ziele verbohrt. Ein Rechthaber. Er hat seinen Nachbarn, diesen Bösen, mit Klagen überzogen. Gnadenlos ist der da rangegangen. Von dem sanften Ökobauern, den er auf dem Hof gespielt hat, war da kaum etwas übrig. Die Leute munkeln, dass er da seine politischen Kontakte aufgefahren hat.«
    »Politische Kontakte?«
    »Er war bei den Grünen vor Ort lange Zeit der große Macher. In dem einen oder anderen Fall soll er aus diesen Freundschaften skrupellos seinen Nutzen gezogen haben. Als Görgen dann hier rumgesessen und sich beklagt hat, habe ich bei mir gedacht, was für ein Jammerlappen er ist. Mit jedem so hart und mit sich selbstgerecht bis zum Gehtnichtmehr. So, jetzt ist aber gut.« Bläske machte zu. »Ich muss wieder an die Arbeit.« Er begann sich durch die dichten Hecken zu stemmen, doch Lichthaus rief ihm nach.
    »Eine letzte Frage: War er später noch mal bei Ihnen?«
    »Nein, ich hatte Glück, wenn er mich gegrüßt hat. Das Ganze war ihm wohl peinlich.«
    »Danke auch. Wegen der Bistrobesitzerin werde ich gegebenenfalls noch einmal bei Ihnen vorbeischauen.«
    Bläske nickte nur, hob knapp die Hand und verschwand in seinem Garten.

    Kurz vor der Einmündung in die L 43 sah Lichthaus Roland Görgen mit laufendem Traktor mitten auf einem Feld stehen. Der bullige Mann hatte die Arme auf das Lenkrad gestützt und den Kopf darauf abgelegt. Trotz der verdreckten Seitenscheibe konnte er erkennen, dass Görgen haltlos weinte.

    *

    Bevor er ins Präsidium fuhr, machte er noch Zwischenstopp zu Hause in Eitelsbach, um die gekauften Lebensmittel abzugeben. Als er die Haustür öffnete, kam Henriette schon um die Ecke geflitzt.
    »Papa, Papa.«
    Lachend schloss er sie in die Arme und hob den kleinen, energiegeladenen Körper hoch, um ihr einen Kuss auf die Pausbacken zu drücken. Sie schmiegte sich an ihn, und er genoss den Augenblick. Sie trug nur den geringelten Pulli, den seine Schwiegermutter gestrickt hatte, und eine Strumpfhose, die über der Pampers spannte. Dazu Antirutschsocken. Claudia erschien in der Tür des Ateliers.
    »Sie hat Ohren wie ein Luchs. Als du hinten um die Kurve gekommen bist, ist sie gleich aufgesprungen und hat Papa gesagt.« Sie grinste.
    Lichthaus küsste sie leicht. Ein feiner Tongeruch ging von ihr aus. »Ich habe trotz Leiche ein paar Sachen vom Biohof mitgebracht.« Er hielt die Tüte hoch. »Die wollte ich nur in den Kühlschrank legen, dann muss ich ins Präsidium.«
    »Wie war es?«, fragte Claudia neugierig.
    Er blieb auf einen kurzen Imbiss und erzählte, während sie den Tisch deckten, von seinen Erlebnissen. Mittlerweile hatte Henriette so ziemlich alles angeschleppt, was ihr in die Hände gefallen war, um es ihm zu geben. Ihre grünen Augen strahlten vor Freude. Sie führte sich immer wie wild auf,

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