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Bauernopfer

Bauernopfer

Titel: Bauernopfer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Peter
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den Audi vor Manfreds relativ neuem und dennoch schon vernachlässigtem Haus. Es sah nicht so aus, als wäre er zu Hause.
    »Drei Minuten, höchstens«, sagte Charly.
    »Schneller«, gab ihm Sandra zur Antwort und beide stiegen aus.
    Sandra hatte recht. Es dauerte keine drei Minuten, bis die Nachbarin auftauchte.
    »Harn S’ denn noch was vergessen?«
    Als sich Charly nach Manfred erkundigte, wusste sie zu berichten, dass der selten gleich nach der Arbeit heimkam. Irgendwo gönne er sich wohl immer noch ein Feierabendbier. Charly fragte weiter, ob sie ihren Nachbarn am letzten Samstagabend zu Hause gesehen hätte.
    »Ich hab’s Ihnen ja schon gesagt, Herr Kommissar: Wenn er zu Hause ist, hält er sich nur im Haus auf. Aber am Samstagabend ist er meistens nicht daheim. Wenigstens brennt nie kein Licht nicht im Haus. Und zufällig hab ich mal mitgekriegt – wissen S’ ich hab doch so einen leichten Schlaf- also ich hab mal mitgekriegt, dass er in der Früh um 03.00 oder 04.00 Uhr mit dem Taxi heimgekommen ist. Das glaub ich, ist die Zeit, wenn er immer so heimkommt. Weil ich doch um die Zeit immer aufs Klo muss, wegen der Harnwegsentzündung von früher. Und dann seh ich ihn ab und zu, also eigentlich meistens. Aber ich möcht natürlich jetzt nix sagen, was den Herrn Bichler vielleicht in Schwierigkeiten bringt. Nicht dass es dann heißt, ich hätt irgendwas behauptet. Und dann …«
     
    Wenn die Frau Doktor meinte, dann würde er eben wieder mit Jogging beginnen. Er war ja bereits regelmäßig gelaufen. Aber seit knapp zwei Jahren hatte er gar nichts mehr in dieser Richtung unternommen.
    Im Keller fand Charly die ausgelatschten Laufschuhe, Hose und Jacke und auch das Running-Shirt, das ihm Petra damals geschenkt hatte. Sogar die Pulsuhr funktionierte noch. Nur den dazu gehörenden Brustgurt konnte er nicht finden. Aber das war kein Problem. Er würde ganz langsam laufen und nicht so lange, dass er die Herzfrequenz unbedingt überwachen musste. Er brauchte nur den Stoppuhr-Modus.
    Derart funktional gekleidet verließ er das Haus. Es war bereits dunkel und Laufen im Wald war nicht mehr möglich. Auch auf den Straßen außerhalb des Dorfes war ihm das Joggen in der Dunkelheit zu gefährlich und so blieb nur die Möglichkeit, eine Runde durch den Ort zu drehen. Also lief er einfach los, und die ersten Schritte fühlten sich gut an. Doch nach einigen hundert Metern atmete er bereits schwer. Man soll immer so laufen, dass man sich nebenbei bequem unterhalten kann, fiel Charly ein. Momentan könnte er aber bestimmt nicht einmal Piep sagen. Darum beschloss er, vorne an der nächsten Kurve eine Gehpause einzulegen.
    Kurz bevor er den anvisierten Punkt erreichte, bog das Ehepaar Wolf um die Kurve. »Guten Abend, Herr Valentin. Sportlich, sportlich!«
    Charly winkte und hoffte, dass das, was er mit seinem Gesicht machte, einem Lächeln ähnelte. Wenn sie ihn so ehrfürchtig anspornten, hatten die Wolfs natürlich ein Recht darauf, einen lockeren, kraftvollen Laufstil geboten zu bekommen. Also gab sich Charly noch mal alle Mühe. Im Vorbeilaufen registrierte er aus den Augenwinkeln, dass das Ehepaar sich umdrehte und ihm nachsah. Stehen bleiben und Pause machen verbot sich also. Na gut, dann bis zur nächsten Einmündung, dort könnten sie ihn nicht mehr sehen. An der nächsten Einmündung stand der Auer Franz an seinem Gartentor.
    »Charly? Respekt!«
    Charly grüßte und lächelte. Also gut, noch eine Einmündung weiter. Dort kam ihm gleich nach dem Abbiegen ein älterer Herr entgegen: »Ah, unsere Polizei hält sich fit, das finde ich sehr gut. Bravo!«
    Lächeln, grüßen. Wer war denn das? Warum weiß der Rentner, wo ich arbeite und ich kenn ihn gar nicht? Egal, weiter. Charly beschloss, an der nächsten Kreuzung nach links abzubiegen und doch aus dem Dorf hinaus in Richtung Badeweiher zu laufen. Dort war es dunkel und er konnte endlich stehen bleiben. Da hörte er hinter sich Schritte, die schnell näher kamen.
    »Servus, Charly, wusste gar nicht, dass du auch läufst. Ist wie eine Sucht, gell!« Es war Frank Schmitz, Leiter der Leichtathletikabteilung im Sportverein und bekannt als durchtrainierter und leidenschaftlicher Jogger.
    »Sers«, keuchte Charly und lächelte, oder so etwas ähnliches.
    »Hey, wir könnten doch zusammen laufen. Ich bieg da vorne links ab und lauf raus Richtung Weiher. Wie wär’s?«, bot Frank an.
    Charly konnte sein Glück kaum fassen. »Sorry, Fränky … mei’ Tour … rechts rum,

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