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Bauernopfer

Bauernopfer

Titel: Bauernopfer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Peter
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dann können wir nichts dagegenhalten.«
    Charly stand vor dem Wandkalender und tippte mit dem Finger auf das Wochenende.
    »Was macht ihr denn am Samstag?« fragte er Helmuth und Sandra.
    Helmuth schüttelte langsam den Kopf. »Ich hab mit meinem Bankmanager ausgemacht, dass wir uns Bayern anschauen. Er hat Karten von einem Kunden. Danach geh’n wir in München weg.«
    Sandra nickte Charly zu. »Ich hab Zeit.«
    »Gut, dann schau’n wir mal, was er am Samstag immer so macht, der kleine Bruder.«
    »Brauchen wir da jetzt eine Observationsgenehmigung vom Chef?«
    »Laut Gesetz: ja. Aber bis wir dem das jetzt alles erklären, derweil is’ s’Wochenende rum. Außerdem genehmigt er’s vielleicht nicht, weil er Angst hat, dass zu viele Überstunden anfallen.«
    Sandra und Helmuth lachten, weil sie dachten, Charly habe einen Witz gemacht.
     
    Bevor Charly sie aufklären konnte, läutete das Telefon. Im Display stand eine Ingolstädter Nummer.
    »Valentin.« Der Hörer roch nach Sandras Pfirsicharoma.
    »Riederer, DonauKurier! Servus, Charly.« Mit angenehm samtiger Stimme meldete sich der Lokal- und Polizeireporter der Tageszeitung. Charly kannte ihn von zurückliegenden Fällen. Hubert Riederer war kein Sensationsreporter. Er war auf Zusammenarbeit bedacht und wusste um die Vorteile einer funktionierenden Symbiose zwischen Polizei und Presse. Normalerweise konnte man sich auf seine Zusage verlassen, etwas nicht zu veröffentlichen. Dafür bekam er ab und an eine exklusive Information, die dann nur im Lokalteil zu finden war und erst einen Tag später in überörtlichen Blättern. Riederer bezog sein Wissen aus zahlreichen – für gewöhnlich gut unterrichteten – Quellen. Seine Anrufe bei den polizeilichen Sachbearbeitern sicherten seine Geschichten nur noch ab. Das wusste Charly. Aber auch wenn ein ehrliches und fast freundschaftliches Verhältnis zwischen ihnen bestand, war Riederer immer noch mit Leib und Seele Journalist.
    »Ihr habt’s zur Zeit gleich zwei spektakuläre Fälle laufen, oder?«
    »Hubert, du weißt doch, dass ich dir nichts sagen darf. Es gibt bei der Direktion eine Pressestelle und in laufenden Verfahren erteilt Presseauskünfte die Staatsanwaltschaft.«
    »Die nichtssagenden Meldungen eurer Pressestelle habe ich alle erhalten. Und die Frau Gambrini-Steinmetz traut sich ohne das Okay von ihrem Boss nicht mal aufs Klo. Unser Doktor Brenneisen ist aber auch sehr zugeknöpft. Ich weiß nicht, ob der Angst vorm Bierschneider hat. Ich bräucht jetzt auf jeden Fall mal einen gestandenen Schandi, der mir sagt, was Sache ist. Natürlich nur informatorisch, ohne dass er genannt wird.«
    »Dann frag doch den Kollegen Garn.«
    »Danke! Und wenn du das nächste Mal was aus der Zeitung wissen willst, dann hol dir doch die Apothekenrundschau. «
    Charly streckte die Beine wieder aus. Der Muskelkater war noch nicht leichter geworden. Er fühlte, dass er kurz davor war, sich zu einer Äußerung hinreißen zu lassen, und fasste den Entschluss, diesmal nichts zu Riederers Anspielungen zu sagen.
    »Du musst mir gar nichts sagen, Charly. Du sollst mir nur bestätigen, was ich eh schon weiß. Ihr habt also einen erschossenen Landwirt und zwei zerstrittene Söhne, von denen euch jeder ein Alibi gegeben hat, das euch nicht zufrieden stellt.«
    »Woher weißt denn jetzt das schon wieder?« Charly biss sich auf die Unterlippe. Jetzt hatte er sich doch wieder locken lassen und die Vorhaltung indirekt bestätigt.
    »Ach, das war nicht schwer. Wo die Söhne wohnen, bekommt man heraus. Und der eine hat eine Nachbarin und der andere ist Mitglied im Tennisverein.«
    »Schnell arbeitest du schon, das muss dir der Neid lassen.«
    »Danke! Aber sag, stimmt es, dass du allein mit einer ganz neuen Kollegin und mit dem alten Reithl von der PI den Fall bearbeiten musst, weil ihr kein Personal mehr habt?«
    Diesmal war Riederer wirklich außergewöhnlich gut informiert. Es war egal, ob Charly bejahte, verneinte, brummte oder nur stumm am Hörer nickte, der Reporter war in der Spur und zog die richtigen Schlussfolgerungen. Aus dem, was ihm alles vorgehalten wurde, schloss Charly, dass Riederer nicht nur die Nachbarin und die Tennisspieler befragt hatte. Er wusste Details, die er nur von einem Kripoangehörigen erfahren haben konnte.
    »Du hast doch in der Sache Bierschneider damals die ersten beiden Drohbriefe noch als Spurensicherer bearbeitet, Charly?«
    Ja verdammt noch mal, jetzt stieg Riederer aber ganz tief in sein Archiv

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