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Bauernopfer

Bauernopfer

Titel: Bauernopfer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Peter
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durcheinander gewesen, und Kaffee zu servieren, um eine positive Atmosphäre zu schaffen und die Nerven zu beruhigen, gehöre einfach zu seiner Vernehmungstaktik. Die Kaffeetassen in Bichlers Küche stammten von ihm und von Frau Kornburg.
    »Also die DNA-Spuren, die Fingerabdrücke und die Fasern in der Küche auch?«, stellte Charly mehr fest, als dass er fragte. Er musste Nager ja nicht auf die Nase binden, dass keine weiteren brauchbaren Spuren vorhanden waren. Aber die Möglichkeit, dem ab und zu ein wenig überheblich wirkenden Kollegen einen Denkzettel in Form eines schlechten Gewissens zu bereiten, wollte er sich nicht entgehen lassen.
    »Wahrscheinlich«, antwortete Nager kleinlaut. »War vermutlich eine suboptimale Aktion. Aber ich hab doch nicht damit gerechnet, dass bei einem Selbstmord diese Küche eine Rolle spielt.«
    Charly konnte darauf verzichten, Nager Vorwürfe zu machen. Man konnte deutlich sehen, wie peinlich dem älteren Kollegen das Ganze war. Es gab viele Dinge, die ein Kripobeamter im Zusammenhang mit Kapitaldelikten falsch machen konnte. Aber eigene Spuren im Umfeld eines Tatortes zu setzen, die dann Eingang in die Ermittlungen fanden, weil niemand darüber informiert wurde, war absolut amateurhaft. Nager wirkte nicht mehr überheblich sondern wie ein Häufchen Elend.
    »Wer ist denn im K2/2 eigentlich für die Zockerei zuständig?«, erlöste Charly den verunsicherten Kollegen, der sich sofort erbot, ihn zu Wenz, dem Verantwortlichen für Falschgeld und Glückspiel, zu führen.
    Im Gegensatz zu Nagers Residenz sah Wenz’ Zimmer aus wie ein richtiges Polizeibüro: keine Sitzgruppe, keine Bilder, kein Zimmerbrunnen und kein Kaffeeduft. Stattdessen zahlreiche Aktenstapel, ein einfacher Stuhl für Zeugen und Tatverdächtige vor dem Schreibtisch, ein Jahreskalender der Gewerkschaft, Schmutzränder an den Wänden und der Geruch nach Staub und verbrauchter Luft. Und wie die Büros, so unterschied sich auch Wenz von Nager. Obwohl er etwa so alt wie Nager war, wirkte er nicht wie ein distinguierter Firmenchef, sondern wie der gehetzte Buchhalter des Unternehmens. Er war einen Kopf kleiner als Nager, mit deutlichem Bauchansatz und brauner Strickjacke. Über seine Goldrandbrille sah er Nager und Charly fragend an. Wieder erzählte Charly von der Observation.
    »Da hast du recht«, bestätigte Wenz, »im Hirschen wird gepokert.«
    »Und wir wissen das und machen nichts?«, fragte Charly ungläubig.
    Wenz erkundigte sich, ob ihnen bei der Beobachtung irgendetwas aufgefallen sei. Charly erinnerte sich an die Typen, bei denen er sich gedacht hatte, dass sie aufgrund ihrer Kleidung und ihres Auftretens eigentlich nicht in den Hirschen gehörten.
    Wenz nickte. »Genau, es sind immer die gleichen, die dort miteinander spielen: ein Apotheker, der Besitzer eines Supermarktes, ein Steuerberater, ein Finanzbeamter und noch ein paar andere. Die wissen alle, was sie mit ihrem Geld machen. Und solange kein armer Familienvater abgezockt wird oder jemand mit gezinkten Karten bescheißt, sitzen die von mir aus da. So weiß ich wenigstens, wo ich suchen muss, wenn’s notwendig wird. Wenn ich sie dort aufschrecke, dann verzieh’n sie sich woanders hin, und ich steh da und bekomm nichts mehr mit. Und wenn der Wirt ein paar Kröten dran verdient, du lieber Himmel, dann soll er sie von mir aus haben. Das ist mir lieber, als wenn er mit Rauschgift dealt oder Prostituierte ausnimmt.« Wenz wurde warm bei seinem Plädoyer. Er streifte die Ärmel seiner Strickjacke nach oben. »Außerdem, Charly, du weißt doch selbst, wie wir momentan personell aufgestellt sind. Wie soll ich denn eine Razzia organisieren? Und wer soll das nachher alles bearbeiten?«
    Es war eine rhetorische Frage und Wenz’ Blick machte deutlich, dass er keine Antwort darauf erwartete und zu dem Thema, warum er nichts gegen die Pokerrunden unternahm, keine Fragen mehr hören wollte.
    Der Name Manfred Bichler sagte Wenz nichts. Er habe jedoch einen guten Draht zum Wirt und könne ihn durchaus auf die Dienststelle vorladen, um ihn zu seinen Spieleabenden zu befragen.
     
    Auf dem Rückweg zu seinem Büro traf Charly den Dienststellenleiter am Gang. Mit keinem Wort erwähnte Garn den Zeitungsartikel, aber an seinem verächtlichen Blick glaubte Charly zu erkennen, dass er, wie erwartet, ihn für die Preisgabe der Interna verantwortlich machte.
    Im Vorbeigehen bellte er: »Was war denn das mit dieser Observation am Samstag? Ein Haufen Überstunden für nix und

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